Real Vienna 2008

Gruenderzeit im 21.Jahrhundert


© Franz Krahberger

West goes East - East goes West

Wien, so sagt man, sei eine konservative Stadt, und WienerIn mag keine Neuerungen in der Architektur. Wien sei anders, so sagt man, und feiert gerne schraege wie schrille Feste.
Es gibt nun ein drittes Wien, in einer neuen Gruenderzeit, in der sich neue Architektur und neue Lebensformen dauerhaft in die Stadtgeschichte einzuschreiben beginnen. Das Bild der Stadt wird sich veraendern und ist in Veraenderung.

Noch wird um die Hoehe jeden Turms im Innenstadtbereich gekaempft. Das habe ich nie verstanden, denn weder der Tower der deutschen Bank noch der Messeturm in Frankfurt mindern die Qualitaet des Roemers und auch die Schirnhalle hat das alte (wiederaufgebaute) Stadtensemble nicht gestoert.

In Wien hat man die Chance gehabt, im Museumsquartier ein neues Ensemble zu schaffen. Doch zbsp. wurde gleich einmal in der Planung der Medienturm gekappt, in dem ein aktives Museum und eine Mediathek Neuer Medien Platz finden haette koennen. Uebrig blieben zwei museale Bunkerarchitekturen, ueberragt vom wahren Schandfleck, Hitlers Flakturm, Kriegsarchitektur, die nie entfernt worden ist.

Die neue Architektur und die Stadtentwicklung weicht aus an die Donau. Mit der Donaucity, die die UNO City bereits umschliesst, waechst eine ansehnliche neue Stadt, die zumindest dem Aussehen nach der alten nicht mehr verpflichtet ist. Es ist nicht so, dass mir das alte Stadtbild missfaellt, aber es drueckt eine andere Zeit aus, und selbst die geglueckte Altstadtsanierung kann nicht darueber hinwegtaeuschen, dass die Zeit des imperialen Wiens ein fuer alle mal vorbei ist. Ironie und Treppenwitz der Geschichte: Erstmals thront ein Riesenfussball auf dem Burgtheater.

Mit der Donau- und Uno City, mit der Waterfront Entwicklung am rechten Donauufer, mit dem Donau Marina Quartier und den Asperner Plaenen entsteht ein parallele Stadtentwicklung, die in die Zukunft weist, und tatsaechlich Perspektiven der Vienna Region in Richtung Bratislava und vice versa aufweist.

Der neue Wiener Aufbruch ist angedockt an einen allgemeinen Gruenderzeitboom der oestlichen Nachbarn, die sich hier in Wien erstmals u.a. mit der Region Moskau und Kiev praesentieren.
Nicht allein, die BESIX Gruppe aus Belgien praesentiert den demnaechst hoechsten Tower der Welt, der in Dubai in den arabischen Emiraten hochgezogen wird, der bereits in nt-v fuer spektakulaere Baudokumentationen gesorgt hat.

Die Tuerkei praesentiert unter anderem das eng mit dem Staat zusammenarbeitende Konsortium nurol mit Sitz in Ankara, das gross dimensionierte Bauvorhaben zbsp. in Russland durchfuehrt. Jene, die glauben, die anatolischen Tuerken koennten bloss bis drei zaehlen, seien eines besseren belehrt. Sie werden auch in Europa ernstzunehmende Konkurrenten sein. Man kann den Beitritt der laizistischen Tuerkei nicht allein aus der Gastarbeiter- oder in Abneigung gegenueber der fundamentalistischen Perspektive des Islam betrachten.

Die Panorama Gruppe aus Kiev bietet den Einstieg in einen Wirtschafts-, Wohn-, Einkaufs- und Entertainment Komplex fuer Investoren und Handelsgruppen.
Vergleichbares bewirbt die "Gallery Chizhov" Association aus Voronezh in der russischen Foederation, eine Industriestadt mit wirtschaftlichen Schwerpunkten im Flugzeugbau, in der Chemie und in der Lebensmittel verarbeitenden Industrie. Voronezh liegt in der Kornkammer der GUS nahe der Ukraine. Peter der Grosse gruendete hier 1696 eine erste Schiffswerft und begruendete damit die russische Flotte wie auch die wirtschaftliche Zukunft des Ortes.

Naechstliegende Konkurrenz erwaechst Wien mit dem CENTROP, dem Central Europe Valley mit dem Plan einer Universitaet der neuen Generation, einem Projekt der OPERA REFORM und der INVI Holding in Chur in der Schweiz, der Rodolfo Reiser, ein lateinamerikanischer Investor und Enterpreneur vorsteht. Dass sich an diesem Projekt das MIT, Massachusetts Institute of Technology und die London Business School beteiligt, sollte dem Gugginger Komitee Zukunfts- Uni am Stadtrand von Klosterneuburg im Altbau, zu denken geben.

In Moscow ist ebenso der Bauboom ausgebrochen und man zeigt nicht die Absicht, sich von Shanghai aus in den Schatten stellen zu lassen.

Man wird sehen, wieviele dieser Projekte realisiert werden, wer sie finanzieren wird. Uni Credit, Raiffeisen und CA Immo International waren vertreten, aber es ist anzunehmen, dass nicht sie allein diese Invest Volumen bewaeltigen werden koennen. Wirtschaftsanwaelte haben ihre Staende angemietet und grosse Beratungsunternehmen wie etwa Deloitte sind auch dagewesen.

Ein junges Architektenteam, mit Sitz in Wien, habe ich angetroffen, das seit 15 Jahren erfolgreich in Russland plant und baut, Pasmos Projekt & Architektur Service.

ING Real Estate Offices zeigen in The Art of Area Developement interessante Projekte in Amsterdam, Frankfurt, Belgien, Lyon, Budapest, Cornwall, Manchester, Hamburg, Warschau, Maastricht und in Melbourne und lassen so einen Blick auf globales Investment werfen. Bislang erfuhren wir meist ohnehin nur von der Absahnefront..

Der Neubau des Wiener Sued- und Westbahnhofes bringt die OEBB in die Lage, Immobilien fuer Verwaltung, Handel, Entertainment und Wohnungen in verkehrsguenstiger Lage anzubieten.

Gleich eingangs ist mir Werner Baumueller ueber den Weg gelaufen. Er hat vor zwei Jahrzehnten die Werkstatt Kollerschlag in Oberoesterreich gegruendet und arbeitet mit international renommierten Kuenstlern zusammen und realisiert deren Entwuerfe in handwerklich und technisch bester Qualitaet . Baumueller hat die richtige Spur gefunden, Kunst im Bau, am Bau und im oeffentlichen Raum mit Kuenstlern ist wieder begehrt und verhandlungsfaehig. Waehrend man in Wien noch von der Wiederkunft der Wiener Werkstaetten traeumt, etwa mit dem Entwicklungsprojekt Departure, ist Baumueller laengst erfolgreich auf den neuen Maerkten unterwegs.

Tatsaechlich ist es eine Investorenmesse, in denen geplante Objekte und Projekte Investoren und Kaeufern angeboten werden. Es ist keine Leistungsschau. Ob gebaut worden ist, werden wir in bis zu fuenf Jahren wissen. Angesichts der Immobilienkrise des Westens ist das zwar eine troestliche Aussicht. Fraglich ist allerdings, wieviel Geld da in Oesterreich haengenbleibt und es bleibt zu wuenschen, dass die geplanten Wiener Projekt finanziert wie realisiert werden koennen.

Das gemeinsame Haus Europa nimmt Gestalt an und wird sichtbar, aber es kann und wird Rueckschlaege geben. Das ist nun die dritte Messe, die ich dieses Jahr dokumentiert habe. Mich interessiert die Entwicklung der Zukunft in ihren gegenwaertigen Erscheinungsformen. Ich moechte wissen, wie das Leben in Zukunft aussehen kann, so man die Folgen der Oekokatastrophe abziehen kann. Insgesamt gibt es noch viele Fragen, die zu beantworten sind.

Ich betrachte die neue Architektur als Stadtbewohner, aus dieser Perspektive fotografiere ich und ich beschreibe diese neuen Stadtensemble aus der Perspektive des Fussgaengers, des Spaziergaengers, des Benutzers oeffentlicher Raeume, die wesentlich das Rueckgrat der Stadtentwicklung ausmachen. Ich will den Menschen begegnen, die diese neuen Architekturen beleben und die neuen Infratstrukturen zu nutzen verstehen.











































































































































Medienbaustein


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