Tatsaechlich bewegen wir uns in einem neu geordneten und
in neu entfalteten Kunstraum, der den Cyberraum affirmiert, aber noch nicht in diesen eingebunden ist, es auch nicht sein muss. Doch zeichnen
sich Uebergaenge ab. Wenig betont erscheint im tradierten Kunstraum die Einbindung der physischen Dynamik koerperlicher Bewegung in
die vibrierenden Stahlbaender, einem der Basicmaterialen des Bildformers Stroehle, das Theater des Augenblicks, wie es vom Bauhaus
praeformiert worden ist.
Die Galerien und die Ausstellungsmacher kommen aus der Salon Fason der Moderne nicht heraus. Das Bild an der Wand ist der in Form der Aktie an der Wand haengen
geblieben. Warum haengen wir uns nicht gleich Aktien hin zbsp, die von der ERSTEN, die heute um -9,8 Prozent gefallen sind und noch guenstiger und damit weniger wert werden duerften. Kunst als Geldersatz ist Nonsens und kann nur gierige Banausen zufrieden stellen. Andererseits, Galerien und Kuenstler wollen verkaufen, weil sie nicht nur arbeiten, sondern auch leben und gut verdienen wollen. Das ist das Dilemma des banalisierenden wie nivellierenden Kunstmarktes, das ich seit Jahren in der Artfair im Wiener Messepalast im Prater erkennen muss. Alle buhlen um den unterentwickelten Kunstgeschmack der scheinbaer Betuchten, deren angehaeuftes Moos in einer der schwersten und unwaegbaren Krisen des Aktienmarktes seit Menschengedenken durch dumme Spekulation entwertet und virtuell verbrannt worden ist.
Der oeffentliche Geschmack ist noch nie der Beste gewesen. Andererseits koennen sich die Massen ebensowenig wie die Kulturbuergerin wie der Traditionalist der Avantgarde in ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen nicht entziehen. Erst recht nicht, wenn die Massen erkennen, das Zukunft auch Spass fern der Repression und der apollinischen Erstarrung bereiten kann, trotzdem sauber ist, vor allem emanzipatorischen Sinn macht und Wohlstand nicht verfemt wird. Im Gulag lebt es sich nicht gut und im Kloster auch nicht viel besser.
Stroehle hat mir erzaehlt, dass er bislang keines seiner digitalen Bild Displays verkaufen konnte, aber daran gerne weiter arbeiten wuerde. Die Form ist an
sich nicht neu, doch extrem ausbaufaehig. Franz Xavers KUNSTLABOR hat solche Displays vor 2000 den grossen oesterreichischen Museen angeboten, die sich die Displays, ungefaehr in der Groesse
wie Stroehle sie bei der Juenger anbietet, gekauft und in die Vorhallen haengten und sie auch mit bereit gestellten Digi Content fuetterten. Ich habe damals eine I CHING Serie eingebracht, zeitgemaesse Variationen alter Weisheiten. Die visuelle Stuktur habe ich beibehalten. Strich durch, Strich gebrochen, jemals im Six Pack variant gestaffelt. mit heutigen Kommentaren. Ein kybernetisches Random Game. Etwa 40 Neue Medienkuenstler haben sich an Xavers Projekt beteiligt. Uebrig geblieben ist bloss ein KUNSTLABOR Video. Der Cyberraum in seiner fruehen Form ist eben fluechtig und bedarf der Pflege, doch er waechst und wuchert. Gescheitert ist dieses schlau angelegte Kunstprojekt an der Ignoranz und am Unverstand der Betrachter. Woran das gelegen hat, ist mir nun in Stroehles Ausstellung in Baden erst so richtig bewusst geworden. Doch macht es Sinn an solchen Dingen weiter zu machen. So kann man gegen den hoffnungslosen Mainstream der kommerzieller Allerweltsfaschier & Konformier Maschine, die schon laengst aus ansehnlicher Fason geraten ist, anschwimmen. Karl Heinz Stroehles Arbeiten zeigen eine fortgeschrittene, avancierte integrativ dynamische Aesthetik, die durchaus ueberzeugt.
Eine der Vernisagen Besucherinen zeigte sich am Ankauf eines Displays interessiert. Das Angebot ist guenstig. Wahrscheinlich hat sie letztendlich die Neue Technogie abgeschreckt. Obwohl das Ding gewiss nicht
schwieriger zu bedienen ist, als ein Videorecorder.
Also verbleibt das klassische Tafelbild in unterschiedlichen Formaten, die ins Wohnzimmer oder ins Buero passen und die Stahlbandkreationen des Bildfformers Stroehle. Kunst im Uebergang in den digitalen und in
den Cyberspace wird kaum antizpiert. Doch der Cyper Raum hat eigene expanisive Gesetzmaessigkeiten, die vom klassischen Kunstbetrieb der Moderne und ihren postualen Erscheinungsformen aus kommerziellen
Gruenden nur bedingt wahrgenommen werden. Der Kunde ist Koenig, doch ist der meist in der Wahrnehmung bloss 1,2, maximal 3 dimensional ausgestattet.