Neue Medienwelten - alte Medienwelten; im Technischen Museum TMW in Wien


© Franz Krahberger 2006

Das technische Museum ist in den letzten Jahren renoviert und voellig neu gestaltet worden. Aus einem ueberbordenden Sammelsurium zwar interessanter wie historisch bedeutender Gegenstaende ist nun eine faszinierende sehenswerte Schausammlung, bestens nach Themen und Zeiten geordnet, geworden.
Technik und deren Einfluss wird hier sowohl in entwicklungsgeschichtler,wie aktueller und zukuenftiger Perspektive abgehandelt. Besonders hervorzuheben sind die vielen interaktiven Moeglichkeiten, die die Sammlung heute bietet. Darauf wie auf das Thema der Konvergenz von Technologien werde ich im zweiten Teil meiner Betrachtung, der noch in Arbeit ist, eingehen.

Ich hoffe, dass auch kuenftig die noetigen Mittel zur Verfuegung stehen, diesen Weg weiter zu gehen.
Technische Anschaulichkeit lueftet die kuenstlichen Nebelwolken, die den neumedialen Theorie Hype in den letzten Jahrzehnten bestimmt haben. Es ist ohnehin Zeit zu einer neuen Sachlichkeit zurueckzukehren und die neuen Moeglichkeiten in konsequenter wie kreativer Weise zu nutzen.
Bevor ich meinen eigenen Text entfalte, moechte ich die das Team der medien.welten selbst zu Wort kommen lassen
.
F.K.

Die Selbstdarstellung des Teams des TMW

Das Thema der Ausstellungmedien.welten ist die Geschichte des modernen Mediensystems, wie es sich während der vergangenen Jahrhunderte etabliert hat; eine Geschichte, die in zwei wesentliche Entwicklungen untergliedert wird - nämlich in die der Übermittlungs- und jene der Speichermedien. Auf der einen Seite zeigt die Ausstellung die Entfaltung von Post-, Telegrafen-, Telefon-, Funk- und Rundfunknetzwerken, auf der anderen die Entwicklung von Bild-, Ton-, Druck- und Datenverarbeitungsmedien.

Die Ausstellung präsentiert die Geschichte von Übermittlungs- und Speichermedien anhand von Originalexponaten und multimedialen Anwendungen.

Die Dauerausstellung medien.welten beschreibt zwei große Entwicklungsstränge: Einerseits die Entwicklung und Verdichtung von Netzwerken, von Wege- und Straßennetzen, über Postrouten, Telegrafie- und Telefon-, Radio- und Fernsehnetzen bis zu satellitengestützen Funknetzen. Andererseits die Entwicklung der verschiedenen medialen Werkzeuge zur Speicherung und Weiterverarbeitung von Umweltdaten in bildlicher, schriftlicher und mathematischer Form. Diese Entwicklungsstränge münden in der Digitaltechnik. Hier verschmelzen Speicher- und Übermittlungsmedien zu neuen Medien wie dem Internet. Dieses eröffnet ein globales Netzwerk.

Der Schausammlungsbereich

Die Dauerausstellung medien.welten beschreibt zwei große Entwicklungsstränge: Einerseits die Entwicklung und Verdichtung von Netzwerken, von Wege- und Straßennetzen, über Postrouten, Telegrafie- und Telefon-, Radio- und Fernsehnetzen bis zu satellitengestützen Funknetzen. Andererseits die Entwicklung der verschiedenen medialen Werkzeuge zur Speicherung und Weiterverarbeitung von Umweltdaten in bildlicher, schriftlicher und mathematischer Form. Diese Entwicklungsstränge münden in der Digitaltechnik. Hier verschmelzen Speicher- und Übermittlungsmedien zu neuen Medien wie dem Internet. Dieses eröffnet ein globales Netzwerk.

Das Konzept


Die Objekte sind zu Themeninseln in historischer Abfolge gruppiert. Bildleisten zeigen die jeweilige Lebens- und Arbeitswelt. Mechanische und elektronische Installationen "zum Angreifen" bieten die Möglichkeit, fundamentale Funktionsprinzipien eigenhändig nachzuvollziehen. Videoinstallationen eröffnen jenseits der Gerätetechnik Blicke hinter gestalterische Techniken. Computerterminals bieten Zugang zu einer vertiefenden Geschichte der Medien. medien.welten zeigt, wie sich im Lauf der Zeit aus einzelnen Postrouten ein flächendeckendes Postnetz und aus optischen Telegrafenlinien, der Morsetelegrafie und der Telefonie, dem Funk, dem Rundfunk und schließlich dem Internet ein globales Netzwerk für verschiedene Formen der Kommunikation entwickelt hat. Auf der anderen Seite stehen Speichermedien: Die Fotografie hält flüchtige Bildeindrücke fest, der Fonograf Töne. Drucktechniken machen es möglich, Geschriebenes in Büchern und Zeitungen zu dokumentieren. Rechen-, Schreib- und Lochkartenmaschinen helfen, Daten in Karteien zu archivieren.

Der Personalcomputer eröffnet ein neues Medienzeitalter und lässt Speicher- und Übermittlungsmedien miteinander verschmelzen. Er erlaubt die elektronische Bearbeitung von Daten, von Texten, Bildern und Tönen. Die Verbindung mit dem Internet erschließt globale Reichweite: Jeder Nutzer kann multimediale Inhalte weltweit transferieren und aus der ganzen Welt beziehen. Das "Surfen" durch das Internet hinterlässt jedoch Datenspuren, die verfolgt werden können. Die Kehrseite der globalen Medienfreiheit ist die Gefahr ständiger Überwachung.

Digitaler Rucksack - die Smartcard

Mit Unterstützung von Philips, Austria Card und Datatronic war es möglich, in den medien.welten auch eine besondere Form der Besucherinteraktion zu installieren. Zum Selbstkostenpreis von 2 € kann jeder Besucher eine interaktive smart.card erwerben, die ihm verschiedene, über den herkömmlichen Ausstellungsbesuch hinausgehende Optionen erschließt.


Die smart.card fungiert als persönlicher Schlüssel des Besuchers in den digitalen Ausstellungsraum. Als Portale fungieren die über die Ausstellungsfläche verteilten Computerterminals, die mit Kartenlesefenstern ausgestattet sind. Via Bildschirm kann sich der Besucher mit einem fiktiven Namen individuell im System anmelden und grundlegende Einstellungen vornehmen. So kann er etwa die Sprache auswählen, in der ihm die Textinhalte an den Ausstellungsterminals in weiterer Folge automatisch präsentiert werden.

Elektronisches Logbuch

Die smart.card ermöglicht ein elektronisches Logbuch zu aktivieren, das den Weg des Besuchers durch die Ausstellung verzeichnet. Jedes Konsultieren eines Computerterminals wird vom System registriert und grafisch ausgewiesen. Ein digitaler Übersichtsplan zeigt dem Besucher, in welchem Ausstellungsbereich er sich gerade befindet, wo er bereits gewesen ist, und wo noch nicht.

So funktioniert die smart.card von zuhause:

Die smart.card erlaubt verschiedene digitale Inhalte aus der Ausstellung "mitzunehmen", das heißt, in einen digitalen Rucksack zu packen und so verfügbar zu halten. Das gilt neben Texten auch für Bilder, gesprochene Inhalte oder Videos. Mit der smart.card können Besucherinnen und Besucher von zu Hause aus über das smart.card Login auf der Homepage des Museums auf die Inhalte in ihrem digitalen Rucksack zugreifen.
Als Software benötigen Sie Macromedia Shockwave Player Plug-In 8.5. - gratis zum downloaden unter www.macromedia.com - und den neuesten Real Media Player.

Digitaler Briefverkehr

Die Karte ermöglicht zudem digitalen Briefverkehr: Jeder im System angemeldete Kartenbenutzer kann mit einer Kurznachricht angeschrieben werden. Darüber hinaus können einzelne Elemente aus den im Rucksack gespeicherten Inhalten verschickt werden.

Zuguter letzt fungiert die Karte auch als externer Schlüssel, mit dessen Hilfe der Besucher auch noch von zu Hause aus mit Hilfe des Zahlencodes seiner Karte über www.technischesmuseum.at wieder in die medien.welten gelangt. So kann er auch noch nach dem Ausstellungsbesuch zumindest drei Monate lang auf seine persönlichen Inhalte zugreifen und an der Briefkorrespondenz der medien.welten teilnehmen.

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Ich danke Otmar Moritsch, dem Leiter des Teams der neuen.medienwelten im TMW fuer sein freundliches Entgegenkommen, und seinem Mitarbeiter Wolfgang Pensold fuer die aufschlussreiche Fuehrung durch die Ausstellung, sowie fuer die freundliche wie kollegiale Beantwortung wesentlicher Fragen, die ich ihm telefonisch gestellt habe.
Beide sind fuer dieGestaltung der Ausstellung und deren derzeitigen Status zustaendig, bzw. fuer die Umsetzung ihres gelungenen Konzeptes, dass vor allem in der Struktur sowohl in inhaltlicher wie auch auf digitaler Ebene so angelegt ist, dass es auch fuer die naechste Zukunft auszubauen ist.
Diese faszinierend thematisch angelegte Schau-Sammlung, die sich nicht mehr allein an der Akkumulation von technischen Produkten orientiert, ist ihrem Wesen nach als work in progress angelegt, mit dem auch der Betrachter mitwachsen kann.

Das technische Museum bemueht sich um neue Praesentationsformen. Die aussergewoehnlich formal wie uebersichtlich gestaltete Ausstellung ueber die Auswirkungen des Marshallplanes auf Oesterreich habe ich bereits an anderer Stelle im E- Journal besprochen.

Ich habe nach der ersten Einfuehrung mehrmals einige Stunden in den medien.welten verbracht, um mir ein persoenliches Bild der Sache zu machen und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mit meinem Text nur in groben Zuegen der Ausstellung folge, die ohnehin jedem und jeder zur Betrachtung zugaenglich ist.

Ich werde auch keine allgemeinen medientheoretischen Ueberlegungen anstellen, sondern habe mich dazu entschlossen, den Gang durch die Ausstellung in sehr subjektiver Weise aus meiner persoenlichen Erfahrung mit Medien zu ergaenzen bzw. zu erweitern.
Anlass zur Inspiration gaben selbstverstaendlich einzelne Exponate, aber ebenso die Struktur der medien.welt, die klug wie vielversprechend fuer Kuenftiges angelegt ist, und andererseits weit in die Geschichte zurueck reicht.

Wie meine ich das mit der subjektiven Betrachtungsweise ? Technische Gegenstaende loesen damit verbundene Erinnerungen aus. So habe ich in der auf der zweiten Ebene des Hauses angesiedelten Ausstellung Alltagskultur die Waschmaschine meiner Mutter, ihren Stielstaubsauger und den elektrischen Rasierapparat + Verpackung meines Vaters vorgefunden. Gegenstaende, die ich aus meiner Kindheit gut kenne, die sich mir eingepraegt haben und die mich erinnern.

Dieses Erlebnis hatte ich auch in den neuen.medienwelten, mein permanenter Umgang mit Technologie evoziert eine Menge persoenlicher Erinnerungen wie Assoziationen. Davon lasse ich mich in meinem Text leiten, aber doch innerhalb der vorgefundenen Struktur.

Bevor ich damit beginne, moechte ich noch eine besondere Wahrnehmung erwaehnen. In den Tagen, die ich da im Museum verbracht habe, bemerkte ich eine Menge von Maedchen und jungen Frauen, die da nicht schulklassenweise, auch Klassen sind zu sehen, sondern offensichtlich aus eigenem Interesse hingekommen sind.
Um 1967 herum besuchten etwa 1500 maennliche Schueler das TGM, die hoehere technische Lehranstalt in Wien. An der ganzen Schule befanden sich etwa 5 Schuelerinnen.
In dieser Sache hat sich offensichtlich einiges geaendert, und offensichtlich nicht allein aus Gruenden formaler Qoute, und das ist gut so. :

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Die Post



Der westfaelische Friedensreuter kuendet den Frieden


Kommunikation ueber weite Strecken gab es in allen alten Kulturen. Im Mittelalter tauschten die Staedte, die Handelshaeuser und die Kaufleute, die Handwerkszuenfte, die Universitaeten und die Kloester Botschaften, Gegenstaende und Waren aus.

Maximillian I , der letzte Ritter, heiratete 1477 Maria von Burgund. Vor ihrem Tode 1482 hatte sie ihren Mann zum Regenten ihres Reiches bestellt. Maximillian liess sich in Mecheln bei Bruessel nieder. Nach seiner Wahl zum roemischen Kaiser hatte er sich um die Angelegenheiten des deutschen Reiches zu kuemmern. 1489 eroberte er die von den Ungarn besetzten Teile Oesterreichs zurueck. 1490 richtete er seinen Hof in Innsbruck ein.
Um eine bestaendige Nachrichtenverbindung zwischen Flandern und Tyrol bemueht, beauftragte er Franz von Taxis mit der Gruendung des Post- und Nachrichtendienstes. Taxis wurde damit zum eigentlichen Begruender des transeuropaeischen internationalen Postwesens.
Reiterstaffeten vermittelten binnen 5 ½ und 6 ½ Tagen je nach Wetterlage zwischen Innsbruck und Mecheln. Die Pferde wurde alle 5 Meilen in den Relais gewechselt.

Die erste Postkutsche, abgesehen vom privaten aristokratischen Verkehr, ging 1610 in England an den Start.
1750 haben sich Postkutschen europaweit im Ueberlandverkehr endgueltig etabliert.

Im TWM steht eine besonders gut erhaltene Postkutsche aus dem 19.Jahrhundert. Dieses Modell wurde u.a. in der Schweiz verwendet, die da via die Mala und die Teufelsbruecke ueber den wetterwendischen Gotthard fuhren. Da mussten gut Fuhrleut wenden koennen, so es darauf angekommen ist.

Diese Standard-Kutsche ist, abgesehen vom Kutschbock, in drei Fahrabteile gegliedert.
Die erste Klasse sass in einem abgeschlossenen, in der Mitte der Kutsche angeordnetem 4-er Abteil mit seitlichem Ausblick auf bequemen Polstersitzen , nach vorne ging ein ebenso geschlossenes Abteil 2.ter Klasse fuer zwei Personen mit seitlichem Ausblick und Blick nach vorne unter den Fuessen des Postillions hindurch und ueber den Ruecken der Pferde hinweg.
Die in der dritten Klassse Reisenden musste im hinteren Teil des Gefaehrts auf einer gut gearbeiteten ledernen Sitzbank zu zweit Platz nehmen.
Das Abteil war nach aussen geoeffnet, allerdings ueberdacht, und die Passagiere vor den Unbilden des Wetters mit einer ledernen Spritzdecke geschuetzt. Man hielt auf Klasse mit Kasse, doch die Landstrassen waren noch holprig und Asphaltebene zeitlich fern.

Jule Vernes thematisiert in einem seiner besten Romane, im Kurier des Zaren, sowohl den reitenden wie fahrenden Boten wie auch die ersten Anfaenge des elektrifizierten Telegrafenwesens.
Das Buch ist 1867 unter dem Titel Michail Strogoff in Paris in zwei Baenden erschienen.


Jules Verne

Michail Strogoff hat vom Zaren in Petersburg zur Zeit der Tartareninvasion den Befehl erhalten, eine Depesche nach Irkutsk zu bringen, um den Bruder des Zaren vor dem Verraeter Iwan Ogareff zu warnen. Dieser hat sich auf die Seite der Tartaren geschlagen. Strogoff muss sich unerkannt ueber 5500 km durch feindliches Gebiet bewegen. Die Tartaren greifen ihn auf und blenden ihn.
Doch die Blendung der Augen des Kuriers mittels eines gluehenden Saebels gelingt nicht voellig, und so ist der scheinbar blinde doch noch sehend und kann letzten wie guten Endes seine Mission erfuellen.
In der Parallelhandlung streiten sich die beiden Journalisten Harry Blount und Alcide Jolivet fortwaehrend darum, wer zuerst den Zugang zum Telegrafen hat, um die neuesten Nachrichten von der Tartarenfront in den Westen zu kabeln. Sie bemuehen sich wechselseitig mit allen Tricks, den anderen auszuschalten.

Ein weiteres bedeutendes Kapitel, dass allerdings im TMW nicht thematisiert wird, ist die Postfliegerei. Einer der ersten Postflieger war der vom Fliegen besessene Antoine de Saint Exupery, einer der Pioniere der Flugpostlinie Sued Toulouse - Senegal - St. Luis - Toulouse.

Il principito Saint X ist eigentlich ein moderner Medienkuenstler. Er flog nicht allein aus Begeisterung und Obsession, er flog vor allem, um anschaulichen wie selbsterfahrenen Stoff zum Schreiben zu haben, und so entstand grosse wie spannende Weltliteratur.
1926 Der Flieger; 1928 Suedkurier; 1931 Nachtflug; 1939 Wind, Sand und Sterne und 1942 Flug nach Arras.
Saint X hat in der Literatur den Blick von oben auf unseren Planeten systematisch eroeffnet.


Memoire de Antoine de Saint Exupery

Der Tachygraph - die Anfaenge der Telegrafie


Sie werden erst im Zuge der Lektuere folgenden Textes erfahren, warum ich hier ueber den Roman von Alexandre Dumas Der Graf von Monte Christo reflektiere, bzw. Teile daraus zitiere oder nacherzaehle. Dieses aller Welt bekannte Buch ist sowohl kommunikations- wie informationstheoretisch von hohem Interesse.

Der Auftakt: Der Dreimaster Pharao laeuft im Hafen ein

Am 24.Februar 1815 meldete die Signalstation von Notre Dame de la Garde in Marseille das Einlaufen des Dreimasters Pharao, der von Smyrna gekommen war..

Wie ueblich, machte sich sofort ein Hafenlotse auf den Weg und erreichte das Schiff zwischen dem Kap Morgion und der kleinen Insel Rion.

Danglars, der Bevollmaechtigte des Reeders Morell, fraegt Edmond Dantès, warum er Elba angelaufen hat, auf der Insel war zu diesem Zeitpunkt Napoleon festgesetzt, und warum er dort verweilt habe.

Edmont Dantès antwortete, er kenne die die Gruende nicht jedoch geschah es, um einen letzten und dringenden Befehl des Kapitaen Leclère (der auf dieser Seereise an einem Gehirnschlag verstorben war) auszufuehren, der mir sterbend ein Paket fuer den Marschal Betrand zur Uebergabe anvertraute.

Ob er denn Marschall gesehen habe, fragt der Reeder Morell, ihn beseite ziehend. Ja. Wie es dem Kaiser ginge ? Gut. Ah, sie haben ihn gesehen.
Ob er mit ihm gesprochen habe. Nein., dieser habe zu ihm gesprochen und Fragen die Pharao betreffend gestellt. Es schien so, als ob es Napoleon kaufen wollte.
Edmond Dantès weist darauf hin, er waere bloss Steuermann an Bord, der Captain waere verstorben und der Eigner sei Reeder Morell. Der Kaiser antwortete, er kenne das Haus. Die Morrels sind tuechtige Reeder von Vater auf Sohn. Ich kannte einen von ihnen, der mit mir im selben Regiment in Valence stand.
Das war Onkel Polycarp Morrel, und der Reeder empfiehlt Edmond, diesem die Erinnerung des Kaisers mitzuteilen, aber Morell sagt Dantès auch, er habe zwar wohlgetan, die Befehle von Captain Leclère auszufuehren, doch es koenne ihn komprimittieren, so man erfuehre, das er, Edmond, dem Marschall Bertrand ein Paket ein Paket ueberbracht habe und sogar von Napoleon selbst in Rede gezogen worden war.
Warum ihn das komprimittiere, fragte Edmond. Er wuesste nicht einmal, was er dem Marshall uebergeben hat, und die vom Kaiser an ihn gerichteten Fragen waeren derart gewesen, dass dieser sie jedem erst besten gestellt haette.

Nachdem Edmond sich nach Anlandung und Verankerung der Pharao den Hafengeschaeften zuwenden muss, wendet sich der abseitsstehende Danglars wiederum an Morrel, und fragt den Reeder, ob ihm Edmond einen Brief uebergeben habe, und aeussert seine Annahme, dass Leclère an Dantès weiters einen Brief an Morell uebergeben habe.

Nein, woher er, Danglars, ueberhaupt wuesste, dass der Capitain seinem ersten Offizier ein Paket anvertraut habe.
Er waere gerade an der Kabine des Sterbenden vorbeigekommen, als dieser Paket und Brief an Dantès ausgehaendigt habe.

So der Auftakt des Ungluecks, dass Dantès kurz danach, mit abschliessender Verbringung auf die Inselfestung Chateau d If zur dauerenden Verwahrung, treffen sollte.

Der Justiz Prokurator Villefort zu Dantès, nach dem dieser wegen Verdachts der Konspiration und staatsfeindlicher Taetigkeit vorgeladen wird:
Sie scheinen mir ein wackerer Mann zu sein, dass ich von den gebraeuchlichen Regeln der Justiz abweichen und ihnen helfen will, Licht in die Angelegenheit zu bringen, die sie hierhergebracht hat, mitteilen will. Hier ist der Denunziationsbrief - kennen Sie die Handschrift ?

Dantès nach einem langen Blick auf das sein junges Leben verderbende Papier, Nein mein Herr, diese Schrift erkenne ich nicht. Er schaetze sich gluecklich, meinte er dankbar zu Villefort, der alsbald sich am Spiel wider Dantès aus persoenlichen Gruenden beteiligen wird, mit so einem fairen Untersucher wie ihm zu tun zu haben. Der Denunziant muesse ihn, Edmond, wirklich hassen.

Weiters fragt ihn Villefort, was denn Wahres an der Denunziation waere.
Alles und nichts antwortet Dantès, und das Nichts im Kerker wird auch seine naechste Zukunft ausmachen, die sich wundersam in das Alles der Freiheit, wie auch in die Macht des Raechens, verwandeln wird, mit Hilfe und dem Wissen des ebenso auf If inhaftierten Abbé Faria. Das Alexandre Dumas in Angelegenheiten der Rache wie der Wollust Vorbild am Alten vom Berge, der bereits in Il Millione von Marco Polo erwaehnt wird, genommen hat, sei hier nicht verschwiegen

Das denunziatorische Billet von Danglars wurde in verstellter Schrift verfasst, in Beisein von Fernand, der spaeter Dantès Geliebte und Braut, Mercedes, heiraten wird, und von diesem dem Prokurator zugespielt.

Der Herr koenigliche Prokurator wird von einem Freunde des Thrones und der Religion informiert, dass Edmont Dantès, Steuermann an Bord der Pharao, der heute morgens von Smyrna kommend hier einlief, nachdem er Neapel und Porto-Ferrajo angelaufen hatte, vom Prinzen Murat beauftragt wurde, Bonaparte einen Brief einzuhaendigen und weiters vom Usurpator einen Brief an das bonapartistische Komitee in Paris zu ueberbringen. Die Beweise seines Verbrechens werden sich bei dessen Verhaftung ergeben, denn der bezeichnete Brief wird bei Dantès, dessen Vater oder in seiner Kabine an Bord der Pharao vorgefunden werden.

Die Denunziation wirkt, Edmond wird auf seiner Verlobungsfeier verhaftet, der Weg fuer Fernand Moncerf zu Mercedes, der Braut Edmonds ist geebnet, der Knoten des Dramas und des Racheepos des Grafen von Monte Christo geschuerzt. Vorerst wird Dantès jedoch in lebenslaenglich verhaengte Haft in einer Festung auf einer steinernen Insel vor der Mittelmeerkueste Frankreichs genommen.

In einer der Justizakten des Falles Dantès findet sich zu spaeterem Zeitpunkt der Handlung die Eintragung wie Beurteilung und zu vollziehende Massnahme. Edmond Dantè's :
Wuetender Bonapartist; nahm taetigen Anteil an der Rueckkehr Napoleons von der Insel Elba. In groesster Abgeschlossenheit und strengster Ueberwachung zu halten.

Monte Christo kann sein in dramatischer Spannung wie grausamen szenarisches Drama der Rache, eine gesellschaftliche Inszenierung, die nicht auf der Buehne der Comedie Francaise stattfindet, nur umsetzen, weil er durch den Schatz, dem im der Abbè Faria gewiesen hat, ueber offensichtlich unerschoepfliche Geldmittel verfuegt.
Eine ferne Erinnerung an den Reichtum und an die Produktivkraft der Templer, die fruehen Meister des Turms, die so den vernichtenden Zorn des Koenigs von Frankreich evozierten, leuchtet da auf.
Monte Christo hingegen bewaeltigt im nachrevolutionaeren Frankreich die Macht des ungeheuren Kapitals, dass ihm im phantastischen Wege in seine Haende wie Verfuegung gelangt ist.

Danglars, der sich zum Pariser Bankier hochgearbeitet hat, dessen Dienste Monte Christo in Paris in Anspruch nimmt, wundert sich den erwuenschten unbegrenzten Keditrahmen, den Monte Christo mit Empfehlungen des Bankhauses Thomson und French in London, des Hauses Arnstein und Eskeles in Wien, des Hauses Rothschild und Laffite in Paris, sowie durch die Baring Brothers ebenso in London, zu besichern imstande ist.

Da versammeln sich fast alle glaenzenden Namen der damaligen Hochfinanz.
Erinnern wir uns, dass das Traditionhaus Baring Bank, erst vor der Wende zu 2000 von einem ihrer Devisenspekulationen fuer immer auf Grund gebohrt worden ist Der Mann verzockte on-line alles Bankvermoegen. Die Miesen hat der Mann auf formal logisch errichtete aber taube digitale Konten verschoben, die der mit der Kontrolle beauftragte Vorstand niemals zu Gesicht gekommen hat.

Der Niedergang des Tradtitionshauses Baring war programmiert, wenn auch von einem unfaehigen Greenhorn und Aktienzocker, der dazu zu feige gewesen ist, dem voelligen ahnungs- wie kenntnislosen Vorstand seine ersten Verluste zu melden und anstelle dessen mit der Reputation der Baring Bank in internationalen Bankwesen ein bodenloses Gamblerfass nach dem anderen geoeffnet hat und die Verluste ordnungsgemaessim Hauptbuch der Bank unter versteckte Dateien bunkerte.

Comte de Monte Christo war da schon deutlicher wie absichtlicher. Er hat den Pariser Bankier, Denunzianten, Schmarotzer und geld- wie machtgierigen Danglars gezielt in den Bankrott gefuehrt.

In heutiger Aktualitaet ist anzumerken, dass die Baringsaffaire aktuell der eigentliche Auftakt zur verheerenden Krise der New Economy gewesen ist, obwohl diese sich bereits vorher durch den ersten grossen, digital verschuldeten Wallstreet Crash angekuendigt hatte.
Da konnte man noch sagen. Aetsch, bloed programmiert, erfahrungslos sich auf die Maschine als letzte Entscheidung verlassen haben.

Monte Christo sucht das Buendnis mit dem alten noch immer kaempferischen Jakobiner Noirtier von Villefort, dem greisen wie gelaehmten Grossvater Valentines. Noirtier senior, der die Heirat seiner heiss geliebten Enkelin mit einer ueblen Figur zu hindern versucht, kann nicht mehr sprechen. Er kann bloss noch seine Lider bewegen und kommuniziert mit Valentine mit Hilfe eines Woerterbuches. Schliessen der Augen bedeutete JA. Die Augen gehen Himmel bedeutete die Anmeldung eines Wunsches.

Zur Verstaendigung mit dem auf immer verstummten aber nicht mitteilungslosen Noirtier bedurfte es eines Woerterbuchs.

Sie holte dasselbe auch jetzt herbei und stellte es vor den Greis, schlug das Buch auf und als sie die Augen des Greises auf die Blaetter gerichtet sah, glitt ihr Finger an den Spalten herab. Als sie beim Wort 'Notar'angelangt war, hielt sie der Greis an. 'Notar? Du willst einen Notar, Vaeterchen ?' 'Ja' , so die bestimmte wie klare Antwort des Greises.

Im abschliessenden Zitat aus Dumas gossartigen Roman, dessen Autor im uebrigen von der Kommission des Guten Glaubens im Vatikan auf den Index der verbotenen Buecher gesetzt worden ist, naehern wir uns endlich dem eingangs im Bild gezeigten Tachygraphen.

Das ist ein infolge allgemein Telegraf genanntes optisches Uebertragungsystem, dass von Claude Chappe am 22.3.1792 dem Konvent der Revolution in Paris vorgestellt worden ist und von Napoleon instinktsicher im militaerischen Nachrichtenverkehr eingesetzt worden ist und spaeter fuer die zivile Nachrichten Uebermittlung flaechendeckend in Frankreich ausgebaut worden ist.

Ueber grosse, drehbare Balken werden Nachrichten jeweils in Sichtweite uebertragen und von Station zu Station weiter gegeben, bis die Nachricht endgueltig am Zielort eingelangt ist, im konkreten Fall im Ministerium des Inneren in Paris.

Die junge Republik wie Napoleon nutzen das Balken Telegrafen Netz zur Kommunikation quer durch das Land, auch zur Information ueber den Zustand an den Grenzen. Die Informationen liefen zentral in Paris zusammen, und wurden da interpretiert und ausgewertet. Das System der Telegrafen spiegelt so die zentralistische Ordnung der Republik und des Empires.

Napoleons Truppen fuehrten entsprechend umfangreiche Saetze von Balkentelegrafen mit sich und eine Telekommunikations Pioniereinheit hatte dafuer zu sorgen, dass die Verbindung mit Paris stets in diesem Wege zustande kam.
So soll das Schloss Schoenbrunn in Wien, das Napoleon 1805 und 1809 besetzt hatte, direkt in einer Telegrafenlinie mit Paris verbunden gewesen sein.

Der Informationskontakt mit der Hauptstadt sollte nie abreissen, ebenso wenig wie die Nachschublinie von Nahrung, Ausruestung, Munition etc. mit den vorrueckenden Truppen niemals getrennt und unterbrochen werden durfte.

Im Russlandfeldzug ist die Napoleon misslungen, nicht nur ihm…..
Die Nachricht von der Unterzeichnung des Vertrages von Schoenbrunn am 14.10.1809, der nach der Niederlage von Wagram zustande kam, ist per Balkentelegraf eilig nach Paris gelangt.

Jochen Hoerisch schreibt ueber den Tachygraphen in seiner lesenswerten synoptischen Schau der Geschichte der Medien Der Sinn und die Sinne , erschienen bei Eichborn 2001, die in nicht praetentioeser Weise den langjaehrigen chaotisch verlaufenden Diskurs neuer wie allgemeiner Medialitaet in allgemein verstaendlicher Weise fasst und durchaus empfehlenswert ist, abgesehen von einigen nicht zu uebersehenden Maengeln, auf die ich noch zurueckkommen werde.
Hoerisch zitiert in einem kurzen Absatz, ohne naeher reflektierend auf die komplexe Darstellung von Kommunikation sowie auf die Nutzung von bewusster Irritation von Kommunikation als dramaturgisches Element, wie es Dumas spannend wie realistisch wie zielfuehrend eingesetzt hat, einzugehen.

Die Pointe liegt, wie schnell ersichtlich - in der Software - : sehen kann die je 15 Sekunden in einer bestimmten Position verharrenden Fluegelarme jeder, auch der Feind; mit ihnen etwas anfangen aber kann nur der, der ueber den variablen Code verfuegt. Monte Christo verfuegt mit den Mitteln der schlichten Bestechung nicht allein den Code, er laesst eine generell falsche Botschaft uebermitteln.

Jedenfalls gelingt es Monte Christo, nach er mit dem Pferd vom Stadtrand von Paris aus einige Meilen nach dem Turm von Montlhéry geritten war, nur durch gruendliche Bestechung des Telegrafisten eine falsche wie fuer den Aktienmarkt, vor allem fuer den Bankier Danglars fatale, von Christo gefaelschte Nachricht, die scheinbar aus Spanien nach Paris gelangt, in den Nachrichtenverkehr einzuschleusen.


Alexandre Dumas, der Aeltere

Monte Christo zu Madame de Villefort:
Auszug aus dem Roman

"Ich gehe eine Sache anzusehen, um die ich schon Stunden vertraeumt habe. Einen Telegrafen, Madame. Wenn ich zuweilen auf meinen Reisen auf einem Huegel bei Sonnenschein diese schwarzen Arme, wie die Beine eines Insekts sich heben und senken sah, so geschah dies, ich versichere Sie, nie ohne innere Bewegung, diese lebende Chyrsalide in der Naehe zu sehen."

Nich am selben Abend, wie er gesagt, sondern erst am naechsten Morgen verliess Monte Christo Paris und erreichte eine Stunde spaeter den Turm von Montlhéry, der am hoechsten Punkt dieser Ebene steht. Am Fuss des kleinen Huegels verliess der Graf seinen Wagen und stieg an einem kleinen, gewundenen Fusspfade zum Gipfel hinan.

Ein mit rotem Sand bestreuter Weg, von altem Buchsbaum eingefasst, fuehrte einen Garten entlang, zum Turmeingang. Niemals war Flora, die heitere, bluehende Goettin liebevoller verehrt worden, als hier in diesem kleinen Raum.

Monte Christo sagte sich, dass der Telegrafist ein begeisterter Gaertner sein muesse. Mit 25.000 Francs und etlichen guten Worten brachte der Graf den Mann, den er hinter einem Strauch und Erdbeeren pflueckend vorfindet, so weit, eine Meldung, die er sich bestens ueberlegt ausgedacht hatte, durchzugeben.

Fuenf Minuten, nachdem die telegrafische Nachricht im Ministerium angelangt war, stieg Debray (Sekretaer des Minister des Inneren und Liebhaber der Baronin Danglars) in sein Coupé und eilte zur Frau des Bankers.um sie zu fragen, ob ihr Mann spanische Renten habe. Und ob, er habe fuer sechs Millionen. Die muesse er zugleich verkaufen, á tout prix. Koenig Don Carlos sei aus Bourges geflohen und habe wiederum Spanien betreten.
Woher er denn das wisse, fragt die Dame ihren Lover, den Sekretaer des Ministers des Inneren. Parbleu, so wie er > alle < Nachrichten erfahre.

Madame eilt zu ihrem Mann, dieser eilt an die Boerse und verkauft alle seine spanischen Anteile á tout prix . Infolge fielen die spanischen Fonds ins Bodenlose, da man sowohl der Intuition wie den Kenntnissen des Barons traute. Danglars verlor eine halbe Million, hatte sich aber aller spanischen Rentenfonds entledigt.

Selben Abends las man im "Messager" folgende offiziell gehaltene Depesche: "Koenig Carlos ist aus Bourges gefluechtet und ueber die katalonische Grenze in Spanien eingedrungen. Barcelona erhob sich zu seinen Gunsten".

Die Botschaft wurde zum Abendgespraech in Paris, man bewunderte die Voraussicht von Danglars, der durch den Verkauf seine Verluste minimiert zu haben schien. Jene, die die spanischen Titel behalten, beziehungsweise von Danglar gekauft hatten, hielten sich fuer ruiniert und verbrachten eine schlimme, schlaflose Nacht.

Naechsten Morgen stand jedoch im 'Moniteur' zu lesen, die Nachricht ueber die Flucht von Carlos aus Bourges und dessen Eindringen in Katalonien sei eine Falschmeldung gewesen und der Aufstand in Barcelona habe nicht stattgefunden. Ein wegen Nebel unrichtig falsch gelesenes und missverstandenes uebertragenes Zeichen habe diesen Irrtum veranlasst.

Ja, wenn die Unberechenbarkeit des Wetters nicht waere, haetten die meisten Menschen keine Ausrede parat.

Die spanischen Fonds stiegen an diesem Tag um das Doppelte ihrer Einbusse, die durch die von Monte Christo in den Nachrichtenverkehr eingeschleuste Falschmeldung verursacht worden war.

Diese macht fuer Danglars, einerseits durch Verlust und andererseits durch versaeumten Gewinn, eine Differenz von einer Million Francs.
Noch schlimmer aber ist der Verlust des Rufes, ein gewiefter wie schlauer und gut informierter und bedachter Bankier zu sein, der auf dem Fuss folgte.
Denn da hatte Danglar die offensichtlich die Nerven verloren und es wird in den Pariser Salons auch darueber spekuliert worden sein, dass die Quelle dieser fuer Danglars fatal sich auswirkenden Desinformation eigentlich der Sekretaer des Ministers des Inneren gewesen ist und moeglicherweise den Nebenbuhlen Danglar, demuetigen und beschaedigen wollte.

Dumas ist Spezialist in der Darstellung von Intrigen gewesen. Ich erinnere an die Halsbandaffaire, die sowohl einen eigenen Buchtitel hergab, wie auch an den zweiten Teil der Drei Musketiere, Zwanzig Jahre danach, anzusehen ist.

Ich habe vor allem jene Sequenzen zitiert, die in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen von Kommunikation, also die konspirativ angelegte Uebermittlung von Botschaften, von gezielter Denunziation und Verleumdung, vom Austausch von Rede mit einem durch Krankheit wie durch politische Ursachen zum Schweigen verdammten Greis, bis hin zum damals neuen Medium der Zeichentelegrafie, das von Monte Christo zur gezielten Desinfomation mit wirtschaftlichen, gesellschaftlichen wie individuell fatalen Folgen benutzt worden ist, beschreiben.

Waehrend Johann Wolfgang Goethes Faust noch in Auersbach Keller haengengeblieben ist, am Blockberg den Zauberbesen zum Einsatz bringt, und maximal in Anlehnung an Leonardo da Vinci pontinische Suempfe trockenlegt wie im grosstechnischen Masstab der Natur Agrarland abringen laesst, waehrend Wilhelm Meister ein Fusswanderer bleibt, bloss hin und wieder sich der Postkutsche bedient, sich in die kontemplative Betrachtung der Natur und u.a. in die Geheimnisse des deutschen Zweiges der Meister vom Turm versenkt und als Parzival des sich aufklaerenden Deutschland sein Leben auf der Suche nach der Wahrheit und nach eigener Reife ergeht, zeigt sich Dumas tatsaechlich auf der Hoehe der Zeit und fuehrt uns in die neuen Formen der Telekommunikation, der Desinformation im Kontext zum wirtschaftlichen Wettbewerb des noch jungen Kapitals, in die Ueberwindung von physisch bedingten Kommunikationsstoerungen und die klassische Kunst der franzoesischen Intrige ein.

Der Roman des Alexandre Dumas ist nicht bloss die Darstellung eines persoenlichen Racheaktes eines zutiefst gedemuetigten, um seine Liebe und um sein Leben betrogenen Mannes, der nichts anderes vorhatte als weiterhin ein tuechtiger Seefahrer zu sein, denn doch in das Raederwerk der Macht hineingezogen worden ist, und in Folge einer endgueltigen Ausloeschung unterworfen wird, aus der er wie im Wunder einem mit Macht ausgestattetem Phoenix gleich sich erheben konnte.

Die verschiedenen handelnden bzw. behandelten Figuren sind als Abbildes des Gesocks anzusehen, dass nach gescheiterter jakobinischer Revolution, nach der Niederschlagung des napoleonischen Empires, an zentrale Stellen des neuen Staatsgefueges wie der sich ausbreitenden Macht des Kapitals vorgerueckt sind.

Ich meine behaupten zu duerfen, dass Dumas Roman als der gelungene Racheakt eines ueberzeugten Jakobiners an einer misslungenen postrevolutionaeren Gesellschaft ist, der ihm so weder vom Vatikan noch vom neuen tout Paris jemals verziehen worden ist.

Erst Jacque Chirac hat seine Ueberfuehrung in das Pantheon aller grossen Franzosen im Kampf um Aufklaerung und Menschenrechten aus guten Gruenden durchgesetzt. Frankreich mag dies pathetisch inszeniert haben, ich sehe darin eine schlichte wie laengst ueberfaellige Genugtuung gegenueber Maitre Alexandre Dumas.

Das Dumas auf den vatikanischen Index gekommen ist, verwundert kaum. Der Kampf des Vatikans wie in Folge der Kampf der franzoesischen Jesuiten richtete sich vor allem gegen die buergerliche Revolution wie gegen alle Erscheinungen der als atheistisch denunzierten wie gebrandmarkten Aufklaerung.

Codierungen sind zu Goethes und Dumas Zeiten nichts aussergewoehnliches. Ich habe vor Jahren eine zerlesenes Exemplar eines Kirschi , verlegt im Jahre 1781 von Johann Andre Seitz, Buchhaendler zu Nuernberg , erstanden. Das ist ein lateinisch deutsches Woerterbuch, vice versa.
Faszinierend an dieser Ausgabe des humanistischen Wort- und Sprachkompendiums ist der Zorn unter Aufrufung auch der kaiserlichen Autoritaet, in dem sich der Verfasser Adam Friedrich Kirsch im Vorspann zehn Druckseiten lang ueber nicht autorisierte Raubdrucke in fuenfter Auflage ergeht.

Dieses Exemplar offenbarte einen zusaetzlichen Wert. Der Benedictiner Frater Dominick hat auf der abschliessenden Einbandseite eine in Form von Variationen des Quadrates codiert verschluesseltes Alphabet handschriftlich eingetragen, das in Analogie durchaus der Zeichensprache der in Drehung verstellbaren Tachygraphenbalken nahe kommt. Frater Dominick ist wahrscheinlich Pater Dominik Dorfmeister, in dem ich den Konzeptionisten des Freskenwerkes der Monumentalbibliothek der Benedictiner Abtei Admont vermute. Siehe auch Admontinisches Universum im E- Journal.


Kloesterliches Geheimalphabet aus dem 18.Jdht.

Das TMW zeigt die ENIGMA, die legendaere Verschluesselungsmaschine der deutschen Wehrmacht, insbesondere der Marine, der Luft- und der U-Boot Waffe in besondere Form. In einer digitalen Applikation kann der Benutzer die Funktionen der Maschine via Tastatur und Monitor selbst erkunden. Die Interaktivitaet wird in der neuen Sammlung nicht allein an diesem Objekt angeboten.


Erst nach jahrelangen Vorarbeiten des polnischen Geheimdienstes, nach langwierigen Arbeiten von Alan Turing, die parallel zur Entwicklung des Computers fuehrten (Turing Maschinen), konnte diese komplexe Codierungsmaschine geknackt werden.
Nachdem die britische Marine ein deutsches Unterseeboot aufgebracht hat, kam man in Bletchley Park auch in den Besitz einer ENIGMA.
Alan Turing begann ab 1939 im Auftrag der "Government Code and Cypher School" als Kryptoanalytiker in Bletchley zu arbeiten. Winston Churchill bevorzugte vor allem die von Turing ausgewerteten Daten. Es gelang Turing den Verschluesselungscode der ENIGMA zu entziffern und dauernd verfuegbar zu machen. Damit wurde der Funkverkehr der Deutschen Wehr- und Seemacht transparent.
Kreuzerverbaende, U-Boote und Fliegerverbaende konnten nun geortet und gezielt bekaempft werden.
Letztendlich war diese informationsanalytische Leistung Turing kriegsentscheidend. Turing geriet in Kontakte bzw. in die Naehe eines KGB Agenten.
Nach Churchills Tod, der bis dahin seine schuetzende Hand ueber ihn gehalten, auch wegen Turings homosexuellen Neigungen und der damit verknuepften Erpressbarkeit, soll der MC5 Turing in den Selbstmord getrieben haben.
Rolling Jagger hat vor ein paar Jahren eine Film ueber die Geschichte der ENIGMA finanziert und produziert.

In Zeiten der Satellitenueberwachung laesst sich auf diesem Planeten ohnehin nichts mehr verstecken. Die Zeiten der Verschluesselung jedoch sind keineswegs vorbei und erleben im EDV Zeitalter aus sicherheitstechnischen Auflagen und Anforderungen eine ungeahnte Bedeutung.

Die Verschluesselungssoftware PGP, Pretty Good Privacy, unterliegt in ihrer 128 kByte Version dem Waffenausfuhrverbotsgesetz der USA. Diesen Code zu knacken, soll ein Cray Rechner mehrere Tage brauchen. Es gibt eine Verschluesselungsvariante von 256 kByte, die nicht einmal mehrere parallel laufende Crays aufdroeseln koennen.
USA intern duerfte nach den juengeren Massnahmen der NSA im Kontext zum Homeland Security Act die Verwendung von Verschluesselungs Ware ohnehin Verdacht erregen. Wie weit das Recht von BuergerIn nicht allein in den USA in Frage gestellt ist, also das schlichte Briefgeheimnis, dass durch das verschlossene Kuvert und dessen unversehrter Uebermittlung gewaehrleistet ist, dadurch in Frage gestellt wird, gilt es auch weiterhin zu debattieren und zu beachten, trotz der fatalen Folgen von 9/11, die andererseits ebenso ernst zu nehmen sind.
Leider ist dies auch zum Anlass fuer diverse Politiker geworden, abgesehen von den tatsaechlichen notwendigen Sicherheitsmassnahmen, mit der der Terror in die Schranken zu weisen bzw. aufzuloesen ist, zum Anlass genommen, ihren totalitaeren wie autoritaeren Geluesten nachzugehen.

Fernsehen und Rundfunk - von der RAVAG bis zum ORF



Die erste Fernsehsendung, die ich in meinem damals jungen Leben gesehen habe, waren die Kroenungsfeierlichkeiten von Queen Elisabeth II von Britannien. Das muss aber eine Aufzeichnung der ersten weltweiten Live Fernsehuebertragung und die erste Grossuebertragung der EUROVISON vom 17.Juni 1953 gewesen sein, da der ORF erst ab August August 1955 ein regelmäßiges Fernsehversuchsprogramm an einigen Wochentagen über die Sender Wien-Kahlenberg, Linz-Freinberg und Graz-Schöckl auszustrahlen begonnen hat.
Ich ging regelmaessig zu unseren Nachbarn im Nebenhaus schauen. Die hatten eines der damals kostspieligsten Geraete angeschafft, ein Standgeraet, all in one, also TV, Rundfunkempfaenger und Plattenspieler, den Minerva Belvedere 589 A (Die schoene Aussicht), fuer den man ca. 13,000 S hinblaettern musste.


In Folge habe ich mit diesem Geraet zu spaeterem Zeitpunkt mit meinen in Jazz vernarrten Freund, besten alten New Orleans Jazz auf Storyville Platten kennengelernt und so kamen mir Luis on the Cornett und Lil Armstrong am Piano, Chick Webb on the Drums und Jelly Roll Morton und viele andere nahe.
Das daenische Label Storyville produzierte in Licens von Paramount Record, American Music Records und Southland Records. Das Gros der Storyville Platten wurden in Japan gepresst. Ausgeliefert und in den Handel gebracht wurden sie vor allem in Europa.





Mein Jugendfreund besass einige Scheiben von Elvis Presley und Bill Hailey, aber auf die sind wir nicht wirklich abgefahren.
Presley begann ich erst spaet zu schaetzen und da war er schon verstorben. Was heute voellig gleichgueltig ist, da die Konserve alle Musik unsterblich macht. Der Dog von Masters Voice lauscht eben der Stimme seines verstorbenen Herrchens.


Der Maler Francis Barraud

Ich habe unendliche viele Stunden in diesem Haus zugebracht um fernzusehen und gute Musik zu hoeren.
Zuhause hatten wir bloss eine gutes Rundfunkgeraet. Da musste ich in den fruehen Morgenstunden immer den Broeselmayer von Ernst Waldbrunn mithoeren. Waldbrunns Witz ueberwog aber letztendlich meinen Aerger ob morgendlicher Stoerung lange vor dem Schulgang.


Ich besass einen Volksempfaenger, mit dem ich eine Zeitlang experimentierte, einen deutschen Kleinempfaenger DKE, der noch aus dem dritten Reich uebriggeblieben war, den ich auf irgendeinem Dachboden gefunden hatte.

Der Volkempfaenger war wichtiger Bestandteil der Propagandastrategien der Nazis. Mittels des Rundfunks erschlossen sich Goebbels und Hitler die Massen und manipulierten sie mit ihren Hetzreden und vor allem dienten sie ab 1938 der Kriegshetze bzw. der Heldenberichterstattung. Der erste Volkeempfaenger lief 1937 vom Band.
1938 steht in einer Ausgabe der Salzkammergut - Nachrichten zu lesen: Der Fuehrer schenkt den OesterreicherInnen 20.000 Volkempfaenger. Dass mit diesem Geraet die Ideologie und die virtuelle Macht der Nazis in jede Wohnstube transportiert worden ist, wird da nicht mehr extra erwaehnt. Das Geschenk der Fuehrers: Die fatale Propaganda.
Das ist mir allerdings in Nutzung des Geraetes damals nicht bewusst geworden, da ich ja bloss damit die Regionalsendungen des Radios Steiermark in den ersten Jahren der unabhaengig und neutral gewordenen zweiten Republik gehoert habe. Die Botschaft ist denn auch eine andere bzw. zusatezliche, als die des Mediums allein, wie uns Marshall McLuhan weismachen wollte.

Im Technischen Museum stehen mehr als 15 Stueck dieses Empfangsgerates. In zwei Varianten, dem Luxus-und dem Volksmodell, durchwegs in gleichem Design, obwohl sie von unterschiedlichen Firmen wie Horny, Nora, Ingelen, Rundfunktechnische Erzeugergemeinschaft, Telefunken, Körting, Wega Radio, Radio Mende und Radione in Wien, Berlin, Frankfurt, Aachen, Leipzig, Stuttgart und anderen Orten produziert worden sind.
Nicht allein oeffentliche Meinung war gleichgeschaltet, die demokratischen Parteien waren ohnehin ausgeschaltet, die masslose Corporate Identity der Nazis zeigte sich auch im durchgaengig gleichgehaltenen Design des Volksempfaengers.

Ich experimentierte mit alten wie selbst gebastelten Detektorgeraeten. Bloss an meinem ersten selbstgebauten Roehrenradio bin ich klaeglich gescheitert. Es duerfte sich da die eine und andere kalte Loetstelle eingeschlichen haben.
Doch die weite Welt hat sich mir jedenfalls erstmals mit dem Radio erschlossen. Mit dem TV-Geraet gings noch nicht, da das Fernsehen damals auf den oesterreichischen Sender beschraenkt gewesen ist.


Franklin Delano Roosevelt nuetzte erstmals effizient die magische Macht des Funk-Mediums. So wurde seine Stimme allen AmerikanerInnen vertraut. Roosevelt beherrschte sowohl die Funk- wie auch die Printmedien. Heywood Brown nannte ihn den besten Zeitungsmann, der je Praesident derUSA gewesen ist. Seine Kaminplaudereien und Pressekonferenzen waren bei den Journalisten begehrt. Er verwandelte die Pressekonferenz des Praesidenten in eine nationale Institution, an der kein kuenftiger President mehr vorbeikonnte.
Auch Bruno Kreisky duerfte von ihm gelernt haben. Er war ein virtuoser Journalisten Kanzler.

Roosevelt schuf Fakten und benuetzte die Medien zum politischen Experiment. Er liess zu bestimmten Themen und Projekten "Versuchs- Ballons" steigen, um die oeffentliche Meinung auszuloten und nach Zustimmung oder Widerspruch zu testen. Zu seinem Mitarbeiterstab zaehlten neben Journalisten Poeten, Dramatiker, ein Pool von Autoren, die fuer ihn Reden schrieben.

Die Rooseveltschen Medienunternehmungen hatten zweifellos Vorbildwirkung fuer die Kulturpropaganda des Kalten Krieges im Weltmasstab. Sie war gebuendelt in Presse, Medien, Unterhaltungstheater, Film, Musik , Jazz und Musical, und bildende Kunst in Form des abstrakten Expressionismus. Alles was frei macht, anything goes.

Nur die Literatur und die AutorInnen liessen sich nicht so leicht einvernehmen, waren aber doch kontrolliert vom McCarthy Tribunal, dass nicht nur Brecht und Eisler ins Hearing zitierte sondern zbsp. Leonard Bernstein und The Hollywood Ten.

Ebenso sorgten im besetzten Nachkriegsoesterreich und Deutschland eine Reihe Institutionen, Journalistenvereinigungen, Dramaturgische Gesellschaften fuer die Effizienz der Kulturpolitik des Kalten Krieges wie der Re-Education und deren Umsetzung. Man war bestrebt alle kommunistischen und sowjetfreundlichen Regungen zu verhindern und zu unterbinden.
Das damit und mit dem Konsens mit den wiedereingebundenen Nazi wertvolle demokratische Regungen in Gesellschaft, Kunst und Kultur untergingen, ist die eigentliche Tragik dieser Politik in Ueberbau-Steuerung. Der Unmut des Jahres 1968 ist als deutliche wie historisch ernstzunehmende Antwort auf diese Deifizite anzusehen.


Zuhause hatten wir einen guten Rundfunkempfaenger. Ein Fernsehgeraet hat sich meine Familie erst spaet angeschafft. Mich faszinierte dieses Geraet von Philips mit seinem schoenen magischen Faecherauge und mit seinen Kurz- und Langwellenbaendern, auf denen ich Sender aus aller Welt hereinholen konnte. Ich hoerte Voice of America, Washington DC vor allem wegen der ausgezeichneten Jazzsendungen um Mitternacht.


Die ersten Schlager hoerte ich im Rundfunk. Da gabs die tragische Ballade von Tom Dooley und den Schlager Marina, Marina, Marina etc.usw.usf........


Weiters erinnere ich mich an ein besonders spannendes wie aufregendes Hoerspiel, dessen Titel mir noch eingefallen ist.
Der Reporter des Teufels:
Der Hoerfunkreporter eines grossen amerikanischen Senders macht aus einem Grubenunglueck und aus der Bergung eines verschuetteten Bergmannes ein aufregendes Life Sende Spektakel und zoegert durch massive Einflussnahmen auf die Bergemannschaft die Rettung des noch lebenden Verschuetteten hinaus, solange bis der ohnehin ausgehoehlte Berg weiter zusammenbricht und den Bergmann fuer immer unter Staub und Truemmern begraebt.
Das Hoerspiel zeichnete die Gier der Medien und des Journalismus in dramatischer wie spannender Weise.

Eines Abends sass ich vor dem Geraet und waehlte mich durch die Funk Baender und hoerte ploetzlich eine Tonfolge, die mir identisch vorkam mit einer Tonsequenz aus dem Film African Queen unter der Regie von John Houston 1951, in den Hauptrollen Katherine Hepburn und Humphrey Bogart.
Ich dachte ganz elektrisiert, da kommt nun noch einmal der spannende Film, den ich mit grosser Begeisterung Wochen vorher im staedtischen Kino in Papermoon Athmosphaere gesehen habe.
Nach einigem zoegerlichen Warten ging mir jedoch in Betrachtung des Magischen Auges ein Licht auf und mir wurde bewusst, das Rundfunk kein Bild- sondern eben ein Hoermedium ist.
Man koennte zwar den Soundtrack eines Films uebertragen, aber das waere bloss das halbe Menue. Da ist mir erstmals klar geworden, dass Medien jeweils ihre eigenen Gesetzmaessigkeiten haben






Der leider hierzulande in Vergessenheit geratene Theoretiker und Medienpraktiker, der 1930 im steirischen Fehring geborene Friedrich Knilli. Knilli verfasste 1961 einen ausgezeichneten Text ueber das Hoerspiel.


Er beschreibt mit grosser Kenntnis die Geschichte des Hoerspiels, widmet sich umfassend der Entwicklung dessen nach 1945, u.a. der Hamburger Dramaturgie, stellt Guenter Eich ins Zentrum seiner Betrachtungen. Knilli weckt aber auch das noetige technische Interesse, in dem er fundiert die umfangreiche Technologie der Tonaufnahme, der Tonmischung, den Einsatz von Filtern zur Veraenderung des Tonmaterials sowie Tongeneratoren und die Hoerphysiologie wie auch die Psychologie der auditiven Wahrnehmung beschreibt.
Interessant ist die Oeffnung Knills des realistischen bzw. erzaehlenden Hoerspiele hin ins akustische Spektrum von elektronisch generierten Toenen, sowie allgemein der Ereignisse des Schalls und der Geraeusche.
Er sieht folgerichtig Vorformen im Futurismus, der auf eine Form von Technokunst mit faschistischem Drall gewesen ist, und regt aber doch , den tonexperimentellen Raum auszubauen.
In gewisser Hinsicht zeichnet sich in Knillis Buch bereits das Selbstverstaendnis des spaeteren Avantgardefestivals Steirischer Herbst ab.
Seine Ueberlegungen zu einer elektronischen Hoerspielkunst sind durch die neuen Technologien unter Einbeziehung der Moeglichkeiten, die die Digitalsierung mit sich bringt, nach wie vor aktuell und erneut zu ueberdenken.
Knilli hat weiters wichtige Schriften zur Geschichte des Films, des Rundfunks und des TV, sowie eine Semiotik des Films verfasst. Er hatte einen Lehrstuhl fuer Allgemeine Literatur- und Medienwissenschaft an der TU Berlin inne, bringt sich dort noch in den Studiengang Medienberatung ein und haelt aktuell Gastvortraege an der Universitaet Klagenfurt.

Zur Wirkungsgeschichte des Hoerspiels moechte ich noch auf Orson Wells Bearbeitung von H.G Wells Krieg der Welten hinweisen. Das wird zwar oft zitiert, aber ich erwaehne es trotzdem, weil ich Orson Wells besonders schaetze.
Wells gestaltete die Invasion der Marsmaennchen so realisisch und wirkungsmaechtig, dass Hoerer und Hoererinnen in tausendschaften aus den Staedten aufs Land fluechteten, es gab in Folge sogar Selbstmorde, die sich so dem vermeintlich himmlischen Strafgericht entziehen wollten. Wells bewies mit seiner Hoerfunkversion die ungeheure manipulative Macht des Mediums, dass sich allein auf das Hoeren bezieht, und das zusaetzlich zu sehende grundsaetzlich ausblendet bzw. simuliert. Ein vergleichbare Sendung hat es seit der Wells Produktion nicht mehr gegeben. Man hatte die Gefahr erkannt und diese infolge gemieden.
Ebenso unvergesslich die Wells Filme Citizen Kane am Beispiel des US-Zeitungsmagnaten Randolph Hearst, seine Kafkaverfilmung Der Prozess und der Film Fake.



Belcanto 3 R >(oehren) AC von Hornyphon 1931


Japanischer Weltempfaenger um 2000

Tonaufzeichnungs Geraete



Marschall Tonnadeln spielen auesserst rein und schonen die Platten


Zusaetzlich zur Platte entwickelten sich Magnetton Bandgeraete, Kassetten Ton- , der Videorecorder, ebenso die CD-Rom, als aktueller Traeger sowohl von Multivision, Hypermedia, Musik, Film mit vorher undenkbaren Speicherkapazitaeten.
Heute kann man einen Hollywood Langfilm auf der kleinen silbernen Scheibe unterbringen und auf dem PC-Monitor laufen lassen, waehrendessen man politische News im Standard liest oder sich ueber die aktuellen Boersenkurse bei Bloomberg in Kenntnis setzt .

Am TGM habe ich in eigener Wahl ueber die Bing Crosby Tonaufzeichnungs Maschine, die sowohl die Studiotechnik wie die globale Musikdistribution via Platte revolutionierte und die Musikkonserve zu einem qualitaetsvollen Massenprodukt gemacht hat, gearbeitet und eine Facharbeit fuer die abschliessenden Pruefungen geschrieben.
Bing Crosbys enge Zusammenarbeit mit den Technikern schuf den Uebergang von der Wachsmatritze zum Magnet Band in ueberzeugender wie dauernder Weise.
Der grosse Pianist Glenn Gould ging zu spaeterer Zeit kaum mehr auf die reale Buehne und schuf seine eindrucksvollen wie konzentrierten Interpretationen klassischer Klavierwerk nur mehr im Studio.
In Oesterreich wirkten in dieser Richtung vor allem Marcel Prawy und Herbert von Karajan bahnbrechend, die beide eine grossen Sinn fuer die Aufnahmetechniken und die neuen Distributionsformen bis in die juengere Zeit bewiesen haben.



Technisches Museum Wien TMW, Technologisches Gewerbemuseum TGM und das Eisenbahnwesen



Lokomotive der Wien Raaber Bahn 1850

Das TGM - Technologisches Gewerbemuseum - verbindet mich in indirekter Weise mit dem Technischen Museum, das um 1910 von Friedrich Wilhelm Exner eingerichtet worden ist.

Bereits 1879 wurde das TGM von Friedrich Wilhelm Exner mit Unterstuetzung des Niederoesterreichischen Gewerbevereins gegruendet. Damit wurde erstmals der oesterreichischen Wirtschaft eine Staette der Lehre und der Weiterbildung jeweils aktueller Technologien geschaffen. Maschinenbau, elektrischer Anlagenbau in Nieder- und Starkstrom, spaeter Nachrichtentechnik, Automechanik und Elektrik, Kunststofftechnik, Rundfunktechnik, Electronic und Informatik bis hin zu einem Lehrgang fuer atomare Technik in friedlicher Nutzung. Wir konnten 1968 sogar einen Freigegenstand Weltraumtechnologie belegen, was die Mehrheit der Klasse auch mit Begeisterung angenommen hat. Vortragender war Bayer, der jahrzehntelang die Begleitsendungen zum Physikunterricht im ORF gestaltet hat.

Die Schule wurde in der alten Lokomotivfabrik Sigl in Wien Alsergrund in der Waehringerstrasse eingerichtet. Sigl war einer der grossen Pioniere des oesterreichischen Eisenbahnwesens, ein Gruenderzeitindustrieller par excellence.
Sigl konstruierte und produzierte Lokomotiven in der Waehringer Strasse, bevor er das Factory Gebaeude an Exner zur Einrichtung des TGM abgab.
Ebenso anmerkenswert ist, dass er, bevor er ins Eisenbahngeschaeft eingestiegen ist, Druckmaschinen hergestellt hat.

Allein 40.000 km Bahn wurden in der Regierungszeit von Franz Josef quer durch die Donau- und Alpenlaender verlegt. Notorische Schwarzmaler werden behaupten, dass habe er nur aus militaerischen Interessen forciert. Aber es liegt doch auf der Hand, dass das K.u.K Railway Net Middle Europe und den Donaulaendern bedeutent mehr bis ueberwiegend im wirtschaftlichen Transportwesen wie im zivilen Personenverkehr Fortschritt eingebracht hat.
Es waren eben die Verkehrsadern der Monarchie, bevor das Auto seiner stuermischen Jugend entwachsen ist und das noetige Strassennetz errichtet worden ist.


Grenzbahnhof Nowosieletza; Bukowinaer Lokalbahnen
Damals konnte man mit den K.u.K. Staatsbahnen von Bozen ohne Passage einer Grenze bis in den Osten der Monarchie reisen. Lange Zeit musste man nach 1918 fuenf Laender durchqueren. Erst heute aendert sichs wieder durch die europaeische Neuordnung.

Die Methoden der mechanischen und elektrischen Telegrafie sowie der fahrtechnischen Zeichensetzung wurden vor allem im Eisenbahnwesen weiter entwickelt und den haertesten Zuverlaessigkeitstests unterworfen. Denn falsch gesetzte Signale und verstuemmelte oder falsch uebermittelte Informationen konnten ein katastrophales Eisenbahnunglueck nach sich ziehen.


Der Budapester Westbahnhof, Nyugati pályaudvar, 1874 -1877 nach Plaenen von August de Serres und Gyoezoe Bernhardt von der Fa. Gustave Eiffel - Paris, erbaut.

Wer das selbst nachlesen will, begebe sich auf Ebene 3 des TMW von der Medienabteilung in die Abteilung Kraftfahrmaschinen, in der Eisenbahn, Autos, Zweiraeder und auch faszinierende Schiffsmodelle zu sehen sind , ebenso Modelle von Lokomotiven, Waggons und anderer bahntechnischen Grossleistungen.
Sigls Bueste wie die Ghegas findet sich da in der Naehe eines grossen Portaits des Kaisers.
Wer dem Rundgang weiterfolgt, wird vor dem naechsten Uebergang zur Medienabteilung auf eine Original Tin Lizzy stossen, dem ersten wirklichen Auto fuer den Massengebrauch, hergestellt von Ford.

Das TGM nutzt seit 20 Jahren einen Neubau in der Brigittenau. Im alten Haus befindet sich das WUK, das alternative Werkstaetten und Kulturhaus.

Ich habe im TGM die Fachrichtung Nachrichtentechnik Elektronik absolviert. Die Kenntnisse aus Naturwissenschaft und angewandter Technologie und Konstruktion sind nach wie vor fuer mich von Bedeutung. Die parallele Gewichtung von Theorie und Praxis war eine Besonderheit des Exnerischen Lehr-und Unterichtskonzeptes wie seines effizient realisierten Bildungsauftrages.



Werkstaettenordnung des TGM aus dem Jahre 1963

Unsere Lehrraeume und unser Klassenraum lagen im hinteren Teil des Gebaeudekomplexes, unter der Funkalm. Diese Bezeichnung ruehrt daher, dass sich auf dem Dach des Traktes eine Grossantenne fuer Langwellen befand, die zur Zeit meines Studienbeginns noch zu sehen war, ueber die Mitte der 20 er Jahre die RAVAG ihre Versuchssendungen funkte und die fuer den Wiener Sendebereich noch einige Jahre zusaetzlich verwendet worden ist.
Nach 1945, nach der Zerstoerung der Sendeanlage am Bisamberg, soll die Anlage am Dach des Hauses in der Waehringerstrasse nochmals kurzfristig der RAVAG (die am 30. 9. 1924 gegründete Österreichische Radio-Verkehrs-Aktiengesellschaft) gedient haben , die neben dem amerikanisch determinierten Sender Rot Weiss Rot in Salzburg, in Wien mit neuen Inhalten in demokratischer Ordnung erneut zu senden begonnen hatte.

Rueckblick


Eingangs der Sammlung von medien.welt faellt der Blick auf einen Abacus. Daneben steht eine technische Nachbildung, die in digitaler Form mit einer Bildschirmdarstellung verbunden ist, zum spielenden Erlernen des Rechnens mit dem Abacus. Im selben Bereich finden sich huebsche mechanische Original Rechenmaschinen, wie sie unter anderem bereits von Gottfried Wilhelm Leibniz verwendet worden sind.

Ich moechte hier jedoch kein altes Modell zeigen, sondern eine neueres kleines mechanisches Rechenwunderwerk, die Zahlendrehmuehle,der mechanische CURTA Taschenrecher, den mein Physiklehrer fuer sich im Unterricht zur Kontrolle der Ergebnisse verwendete, zu denen wir Schulere mittels des Rechenschiebers Novo Duplex von Faber Castell zu gelangen hatten


Die mathmatische Muehle

Die CURTA des Wiener Erfinders Curt Herzstark gilt als die Kroenung der mechanischen Rechenmaschinen. Die Rechenmuehle laesst sich mit einer Hand umschliessen. Herzstark zog sich jedoch mit seinem Patent und ob seiner juedischen Herkunft den Unmut der Nazis zu. Sie sperrten ihn ins KZ Buchenwald. Im voellig nach aussen abgeschotteten Gustloff_Werk musste er seine Entwicklungsarbeit fortsetzen.
Nach der Befreiung 1945 gruendete Herzstark mit finanzieller Unterstuetzung Josef II. von Liechtenstein die Fa. Cortina, die die Curta von 1947 an herstellte und vertrieb. Erst die die Einfuehrung preisguenstiger elektronischer Rechner in den 70 er beendete die Produktion der niedlichen Rechenmaschine.

Die Gutenberg Presse



Gleich neben den alten Rechnern und Bueromaschinen steht eine der legendaeren Gutenbergpressen aus dem 18.Jhdt.
Die alte Gutenbergpresse, ein Sampling unterschiedlicher Technologien, die davor wenig miteinander zu tun hatten, wird gern zu Beginn aller Medientheorie der Neuzeit zitiert, waerend zum Auftakt unseres neuen Zeitalters Marshall McLuhan die Gutenberggalaxis beschliesst. An deren Stelle tritt der digitalisierte wie globalisierte Cyberspace in all seinen Erscheinungsformen.

Die Medientheorie, insbesondere die Theorie Neuer Medien ist eine junge Wissenschaft, in der Visionen und die Hyper-Thesen vorherrschen und es mit den historischen Fakten, aber auch mit der Technologieentwicklungsgeschichte und den exakten Naturwissenschaften nicht so genau genommen wird.

So behauptet etwa der aus der Germanistik kommende Medientheoretiker Jochen Hoerisch in seiner bereits erwaehnten Geschichte der Medien, wie bereits erwaehnt, eine an sich brauchbare wie nuetzliche Synposis, dass Luther den avancierten Stand der Gutenberg Technik fuer seinen reformatorischen eingesetzt hat und deshalb aus der Kirche exkommuniziert worden ist.

Es war sicher nicht die Nutzung der Technologie, die angeblich nach McLuhan vor allem anderen die Botschaft sein soll, die Luther in Bedraengnis gebracht hat.
Rom hat viel mehr der Inhalt, also die Botschaft in ihrer herkoemmlichen Bedeutung, den Luther da an Mann und Frau gebracht, empfindlich gestoert, ging es doch gegen die Zentralmacht Rom und vor allem um Luthers Verurteilung des Ablasshandels, der Rom eine Menge Geld einbrachte, auf das die Kurie zur Fertigstellung des ehrgeizigen Bauprojektes Petersdom auf keinen Fall verzichten konnte.
Und vor allem beging er ein Sakrileg, weil er seine Bibel in deutscher Uebersetzung in Umlauf gebracht hat und damit die abgeschottete Herrschaftsprache der Kirchenfuehrung bis hinab zum Dorfpfarrer, der am Altar fuer seine Gemeinde unverstaendlich dahinlatinisierte, ausser Kraft setzte. Jetzt ging es tatsaechlich um Inhalte, die allgemein verstehbar geworden sind.

Gutenberg druckte 1460 nach der Herstellung der 42 und 36 zeiligen katholisch lateinischen Bibel das Catholicon des Johannes Balbus aus Genua, ein fruehen Vorlaeufer unseres heutigen Lexikons.


Lateinisch Deutsches - Deutsch Lateinisches Wort - Compendium
gedruckt 1731 in Nuernberg

Die Benediktiner haben den Nutzen der Gutenbergischen Erfindung rasch erkannt und liessen sich von Sweynheim und Pannartz 1463 in der Benediktinerabtei Subiaco bei Rom eine Druckerei einrichten. Also ein viertel Jahrhundert bevor Luther geboren worden ist .
Zu Luthers Zeit wurde bereits Humanistenliteratur in Druck gegeben und in Buchform in Umlauf gebracht. Also das Medium wars nicht, dass da Luther in Anklage und in den Ruf des zu exkommunizierenden Ketzers gebracht hat. So ein Schnitzer, wie ihn da Hoerisch an den Tag legt, sollte eigentlich nicht passieren. Leider sind aehnliche Fehleinschaetzungen, ob nun bewusst oder mangels tiefgruendiger Recherche im Diskurs und in der Theorie gang und gaebe. Hoerisch bildet da offensichtlich keine Ausnahme.


Broschuere 1931, Autor Felix Salten, Verlag Zsolnay Wien

Camera Obscura, Laterna Magica, Fotoappararate, Filmkameras und Projektoren



Gleich an die Gutenberg Presse reiht sich eine Schnellpresse, mit rotierender Walze auf flachem Druckgrund aus dem Jahre 1830 und eine Setzmaschine auf der anderen Seite der Tafel.
Schraeg gegenueber ist der Eingang zu einer Camera Obscura, die auf einer kreisrunden Platte ueber ein Spiegelumlenksystem vom Lichteinfallsloch am Dach des Museums ein Bild des vorgelegenen Parks und der stadtseitigen Front des Schoenbrunner Schlosses, bis hinauf zur Gloriette herleitet, in der dunklen Kammer sichtbar, in einem kreisrunden Ausschnitt etwa 80 cm im Durchmesser abgebildet.


Abbild der Camera Obscura

Realer Ausblick auf Schloss Schoenbrunn mit Gloriette

Dass es tatsaechlich eine Real Zeit Life Bild ist, merken die meisten Betrachter erst, wenn sich die Blaetter und Aeste der Baeume im Wind bewegen, ein Vogel ins Bild fluegelt, oder eben eine Gruppe von Besuchern ueber den oberen Schlossparcour eilt.

Das ist kein kuenstliches Bild wie etwa das in Zeilen und Punkt zerlegte TV Bild, es ist ein natuerliches Abbild einer zeitgleichen Realitaet und das verspuert man. Selbst die Fotografie schafft diese Naturnaehe nicht, diese Aura des natuerlichen Sehens, die durch die Technologie der Camera Obscura, die bloss eine uebertragende wie vergroessernde Linse zwischen uebertragenem Objekt und Projektionsflaeche und zum Betrachter zwischen geschaltet hat, abgesehen vom Material des Projektionstisches.
Klar, wenns draussen finster ist, ists auch drinnen finster. Andererseits bekommt man die Stimmungen des Tages in unverfaelschter und nicht fuer den Moment eingefrorenen Form sehr gut mit.

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wikipedia

Die Camera Obscura (lat. "Camera" - Kammer; "obscura" - dunkel) oder auch Lochkamera ist eine dunkle Kammer oder Schachtel, in die durch ein kleines Loch Licht hineinfallen kann. Auf der dem Loch gegenüberliegenden Seite entsteht ein spiegelverkehrtes und auf dem Kopf .

In der apokryphen Schrift Problemata physica wurde zum ersten Mal die Erzeugung eines auf dem Kopf stehenden Bildes beschrieben, wenn das Licht durch ein kleines Loch in einen dunklen Raum fällt. Vom Ende des 13. Jahrhundert an wurde die Camera obscura von Astronomen zur Beobachtung von Sonnenflecken und Sonnenfinsternissen benutzt, um nicht mit bloßem Auge in das helle Licht der Sonne blicken zu müssen. Roger Bacon baute für Sonnenbeobachtungen die ersten Apparate in Form einer Camera obscura. Leonardo da Vinci untersuchte den Strahlengang und stellte fest, dass dieses Prinzip in der Natur beim Auge wieder zu finden ist. Erste Versuche mit einer Lochkamera hat der Araber Alhazen bereits um 980 angestellt.

Nachdem es im Mittelalter gelang, Linsen zu schleifen, ersetzte man das kleine Loch durch eine größere Linse. Diese verbesserte Kamera beschrieb 1568 der Venezianer Daniele Barbaro in seinem Werk "La pratica della prospeltiva". Ein solches Gerät scheint auch Johannes Kepler bekannt gewesen zu sein.

Im Jahre 1686 konstruierte Johann Zahn eine transportable Camera obscura. Ein Spiegel, der im Winkel von 45 Grad zur Linse im Inneren der Kamera angebracht war, projizierte das Bild nach oben auf eine Mattscheibe und konnte so bequem abgezeichnet werden. Deshalb wurde die Camera Obscura von Malern vor der Fotografie gern als Zeichenhilfe genutzt. Man konnte in ihr die Landschaft auf Papier abmalen und dabei alle Proportionen richtig wiedergeben. Bekanntestes Beispiel ist der Maler Canaletto mit seinen berühmten Gemälden von Dresden und Warschau.

Möglicherweise benutzte bereits der Maler Johannes Vermeer eine Camera Obscura, was den Detailreichtum seiner Werke erklären würde. Der Ausschnitt rechts aus seinem Landschaftsgemälde Ansicht von Delft zeigt entfernte Hausdächer. Deren komplizierte Geometrie konnte der Maler unmöglich dadurch erfassen, dass er näher an die Gebäude herantrat. Wäre er ausschließlich seiner Intuition gefolgt, hätte er wahrscheinlich einen anschaulicheren Bildaufbau gewählt.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts loeste die Camera lucida die Camera obscura als Zeichenhilfe weitgehend ab.

wikipedia

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Waehrend die Camera Obscura ein sehr getreues Abbild der Natur liefert, ist die Laterna Magica eine Technologie fuer die Beduerfnisse des Illusionismus und es ist nicht von ungefaehr, dass dieses Geraet bereits im ersten Jahr ihrer oeffentlichen Vorfuehrung in Frankreich und in Rom, vom Jesuiten Kirchner aus dem Orden der Meister der barocken Illusions- und Imaginationbuehne des europaeischen Barock aufgegriffen wird. Kirchner hat der das vatikanische Museum und dessen Wunderkammern geleitet und neu geordnet..

Von der Vorform des Projektors, von der Laterna Magica berichtet Athanasius Kircher 1646 in seiner ersten Ausgabe seiner Ars Magna Lucis, das nach wie vor seiner Uebertragung aus dem Lateinischen in eine Sprache der Gegenwart harrt.
Ebenso bedeutend die Ars Magna Generalis Kirchners, die auf die Ars Generalis Ramon Lulls zurueck geht. Eine lateinische Fassung zu Beginn des 16.Jahrhunderts habe ich im Admontinischen Universum On-Line gestellt.
Werner Kuenzel beschreibt die Ars Generalis Ultima zurecht als die Vorform der modernen Computer Sprachen.

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Fata Morgana

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Die Laterna Magica wurde Mitte des 17. Jahrhunderts erfunden, wahrscheinlich im Jahr 1656 von dem niederländischen Physiker Christian Huygens (1629-1695). Eine der ersten wissenschaftlichen Laterna-Magica-Darstellungen ist in "Ars magna lucis et umbrae" (lat., zu deutsch "die große Kunst von Licht und Schatten") von Athanasius Kircher aus dem Jahr 1671 zu finden. Kircher war zwar nicht - wie weitläufig angenommen - der Erfinder der Laterna Magica, doch mit seinem Werk verbreitete er das Wissen über die Grundlagen dieses Projektionsgeräts. Den Namen "Laterna Magica" gebrauchte wohl erstmals 1665 der dänische Showman und Mathematiker Rasmussen Walgenstein, der auf vielen Reisen durch Europa die Laterna Magica bekannt machte. In den Anfangsjahren der Laterna Magica malten die Projektionskünstler die Laternbilder oder vergaben Aufträge. Sie nutzten die Illusionswirkung von Lichtbildern im dunklen Raum oftmals, um sie als Wirklichkeit erscheinen zu lassen.

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Naturgemaess war die Laterna Magica das Medium des Gespenster- und Jenseitsglaubens, manipulativ genutzt wie missbraucht. Die Phantasmagorie als magische Schau.
Athanasius Kircher, dem die Erfindung der Laterna eben nicht zutreffend zugeschrieben wird, er hat bloss die Technologie exakt beschrieben, stellte das Geraet in den Dienst des Glaubens.
Schreckliche Kreuzigungsbilder, Tod und Teufel, Fegefeuer, Hoelle und Himmel und alle Schrecken der Passion wurden dem ueberwaeltigten Glaeubigen vorgefuehrt.

In gewisser Hinsicht erfuellt der HollywoodfilmExzorzismus I + II (das erste von Jesuiten in den USA finanzierte katholische Rollback wider die Freiheiten der 68 er Generation) und Passion of Christ von Mel Gibson in besonders realistischer Horror Manier noch heute diese Rolle.

Viele Amerikaner wenden sich gegenwaertig von der Evolutionstheorie ab und halten am biblischen Schoepfungs- wie Glauben buchstaeblich fest.
. Diese extrem naive Form des christlichen Fundamentalismus ist bedenklich wie gefaehrlich und steht andererseits dem radikalisierten wie ebenso fundamentalistischen Islam gegenueber.

Sowohl mit der Camera Obscura, der Dunkelkammer mit Planspiegel und Linse oben in der Laterne, das Prinzip, dass im in der Realtime-Uebertragung im TMW des Abbildes von Schoenbrunn verwendet wird und der Laterna Magica war das Prinzip der Kamera und des Projektors bereits ueber Jahrhunderte hinweg im Spiel.
Nicéphore Niepce und Louis Daguerre loesten das Problem der dauerhaft fixierten Abbildung und erfanden so die haltbare Fotografie, den Speicher des momentanen Lichts.



Wilhelm Henry Fox Talbot - Das Atelier


Pauline und Richard Klemens Metternich



Johannes Nepumuk Nestroy in der Rolle des Tratschmiedl
fotografiert 1860 von Hermann Klee


Der Artilleriepark der Nordstaaten in City Point 1864
Ein Bild aus dem Secessionskrieg


Magazinkamera 9 x 12, Christian Bruns, Muenchen

Die medien.welten zeigen insgesamt eine Reihe von interessanten Fotokameras beginnend etwa mit 1880 bis in die juengste Gegenwart. Kodak, Ernemann ERNI, Zeiss Ikon, AGFA, Voigtlaender, Goerz, Plaubel, Rolleiflex bis zu den Kamaras aus japanischen Marken- Unternehmen der Gegenwart und selbstverstaendlich die Sofortbildkameras von Polaroid.




Landschaftsfotografie - rund um Zuerich

So findet sich die Kodak N0.0 Brownie in der Sammlung, die wahrscheinlich den Auftakt zur Massenfotografie gab. Auffaellig ist, dass es bereit im ersten drittel vorigen Jahrhunderts kleine handliche Kameras im Kleinbildformat gegeben hat, die in ihrer praezisen Mechanik den Produkten der Gegenwart kaum nachgestanden haben. Allerdings auf niedrigerem Funktionslevel.


Ebenso finden sich Kuriosa wie die Kroeger Buchkamera aus dem Jahre 1888, ein in einem Buch versteckter Apparat, mit dem man unentdeckt Schnapsschuesse machen konnte, ebenso eine kleine Ticha Kamera in Uhrform und eine Kamera, die man unter dem Gehrock verstecken konnte, bloss das Objektiv lugte aus dem Knopfloch. Diese verborgenen Fotokameras machen die voyeuristischen Moeglichkeiten des Mediums deutlich, denen offensichtlich mit Begeisterung nachgegangen worden ist.
Die Aktphotografie erfuhr bereits vor der Wende ins 20. Jahrhundert eine erste Bluete.



In der Sammlung von Filmkameras und Filmschnitteinrichtungen findet sich eine besondere Raritaet. Der Soundtrack des Sergej Michailowitsch Eisenstein Films Panzerkreuzer Potemkin (fertiggestellt 1925), der die Ereignisse um den ersten grossen Aufstand im Russland von 1905 zeigt, auf neun Nadeltonplatten, snychronisiert in deutscher Sprache, hergestellt von der Prometheus Film, Berlin 1930.
Die Platten konnten synchron in der Filmwiedergabe von 24 Bildern per sec. und einer Abspielgeschwindigkeit von 33/ 1/3 auf einem Western Electric Nadel und Lichttonfilmprojektor abgespielt werden. Die Filmrollen mussten ebenfalls dieser 9 er Teilung angepasst sein.
Die Prometheus Film gehoerte zur Organon Gmbh. im Polyphon Grammaphon Konzern.
Der aus dem russischen ins deutsche uebertragenen Soundtrack was wahrscheinlich fuer die politische Agitation vorgesehen. Kenner des Soundtracks, der noch wissenschaftlich in Aufarbeitung ist, sprechen von damals gerade aktuellen Parolen und Kampflosungen der Linken.
Der Film selbst zaehlt zu den einflussreichsten der Geschichte. Der Potemkin wurde in den 50er Jahren vom britischen Kinomagazin Sight & Sound zum "besten Film aller Zeiten" gekuert.





Eines moechte ich an dieser Stelle festhalten. Ich bin nicht wie Eisenstein der Auffassung, dass die Masse der alleinige Held sein kann. Ich schaetze etwa besonders den Dichter Boris Pasternak, der zeit seines Leben die individuelle Persoenlichkeit, die eigene Verantwortung in Leben und Geschichte, die geistige Freiheit des Menschen zum Mass seiner Dichtung gemacht hat. In diesem Sinne, Sicheres Geleit…!


Boris Pasternak im Alter von 29 Jahren
Zeichnung seines Vaters Leonid Pasternak 1919

Der erste Tonfilm der Welt, Jazz Singers, wurde mittels dieser synchronisierten Symbiose von Plattenspieler und Filmprojektor der Western Electric, in einem Geraet vereinigt, erstmals 1927 der Oeffentlichkeit vorgefuehrt.

In diesem Bereich der Sammlung befinden sich weiters die klassischen Tonaufzeichnungsgeraete, die Wachswalzen, die ersten Grammaphone und selbst verstaendlich His Masters Voice.

Damit moechte ich den I.Teil beschliessen. Im II. Teil werde ich mich mit den globalen funktechnischen Vernetzungen bis hin in den Vorraum des Weltraumes, mit der Entwicklung des Computers in seinen einerseits integrierenden und andererseits dezentralisierenden Funktionen. Die Vernetzung spielt heute die zentrale Rolle in zivilen, wirtschaftlichen wie militaerischen Funktionen im globalen wie regionalen Masstab, wirkt sich zunehmend gleichberechtigt in den Neuen Kultur- und Kunstformen aus. Im II.Teil werde ich auch die Medienmatrix, die digitale Ebene der medien.welten beschreiben, die vertikal ueber die Epochen verlaeuft, und horizontal den Entwicklungsstand der technischen Funktionen behandelt. Die Matrix ist mittels Smart Card ueber in der Ausstellung verteilte Computer -Terminals zugaenglich. Mit ihr laesst sich je nach Interesse und verfuegbarer Information ein virtueller Ausstellungskatalog zusammenstellen, der dann zuhause On-Line abgerufen und am eigenen PC realisiert werden kann.

Besonders soll die Terminal Insel in jenem Raum erwaehnt sein, in dem vor allem Produkte der Gegenwart zu sehen sind. Die Computer Terminals werden gern von Kids und Jugendlichen genutzt, waehrend die eine oder andere begleitende Mutter sich gewohnheitsmaessig vor die ebenso vorhandene TV-Glotze setzt.



Kino "American Biograph" im Wiener Prater 1896

Eines will ich noch in diesem Teil erwaehnen. Im Museum befindet sich ein Fernsehstudio mit Kamera vor einer Bluebox, also der blauen Wand, vor der Sprecherin sitzt oder steht, zu der man Hintergrund in Form von Grafik, Bild und Text mischen kann, also ganz authentisch ZIB maessig.
Mit der Smart Card laesst sich das Ding aktivieren. Man kann so mit Hilfe des Auto Cues, an dem eine vorbereiteter Text ablaeuft, seine ganz persoenliche Fernsehansage erstellen, abspeichern und mit dem Code der Smart Card den Video take von zuhause abrufen,

Vielmehr jedoch hat mich fasziniert, dass das Ablesen vom Auto Cue dem Gesicht eine mimische Freiheit ermoeglicht, die ich im normalen Vorlesen so nicht erfahren habe, auch (noch) nicht im freien Vortrag.


Apropos; postscriptum:der Sprach- und Sprechkuenstler Ernst Jandl ist sich ebenso wie Knilli der Freiheitsgrade der Toene, Klaenge und Geraeusche wie der Bandbreite der menschlichen Stimme bewusst gewesen. In den spaeten 60er Jahren vergangenen Jahrhunderts hat er den Text Silence von John Cage ins Deutsche uebertragen. Ebenso von Bedeutung Jandls eigene Frankfurter Vorlesungen ueber das Oeffnen und Schliessen des Mundes…

  • Technisches Museum Wien TMW

    Bilder Bogen Technisches Museum Wien




    Wilhelm Exner > Gruender des TGM und des Technischen Museums Wien


    Dr. Lise Meitner



    Weltzeituhr


    Morsegeraete


    Fruehe Radioempfangsgeraete


    Einheitsrundfunk


    His Masters Voice


    Filmtonplatte Panzerkreuzer Potemkin S.Eisenstein


    TV - Testbild


    Double Keyboard


    Letter Board


    New Media Board






    Michelangelo wird blaesser







  • Das Babylon Projekt
    Franz Krahberger / Beitraege zur Computerkultur

  • Admontinisches Universum I
    Franz Krahberger / Medienkultur des Hochbarock

  • Die österreichische Rundfunk - Chronik

  • Rundfunkmuseum Fuerth

  • Stiftung Radiomuseum Luzern

  • Die Postkutsche im TMW

  • Technische Geraete; Angebote auf ebay

  • HiFi Gearete, Tonbandwelten; private Sammlung

  • Geschichte der Fotografie _ Liste der Universitaet Erlangen

  • Chronologie zur Geschichte der Fotografie

  • Informatik Sammlung Erlangen

  • Mechanische Rechenmaschine, Büromaschinen, Taschenrechner, Rechenschieber

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  • The Smithsonian

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  • Literatur:

    Koji Kobayashi; Computers and Communications; The MIT Press, London 1986

    Friedrich Knilli; Das Hoerspiel; W.Kohlhammer, Stuttgart 1961

    Jochen Hoerisch; Der Sinn und die Sinne; Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 2001

    F.L.Neher; Die Erfindung der Fotografie; Kosmos Gesellschaft, Franckh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1938

    Ernst Kiener, Doris Rauschgatt; Die Mobilisierung des Blicks; PVS Verleger, Wien 1995

    Eva Leberl; 500 Jahre oesterreichische Postgeschichte; Generaldirektion fuer die oesterreichische Post- und Telgrafenverwaltung, Wien 1990

    Daniel J. Borstin; Das Image; Rowohlt, Hamburg 1964

    Alexandre Dumas; Der Graf von Monte Christo; Eduard Kaiser Verlag, Klagenfurt 1959


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