© Franz Krahberger
Jetzt allerdings kann ich mich der Faszination nicht entziehen, so ich der Steinbrueck, der aeltesten noch erhaltenen Dampflok im
Donauraum aus dem Jahre 1848 gegenueberstehe, so alt wie buergerliche liberal demokratische Revolution. Oder der Ajax aus dem Jahre
1841, der aeltesten erhaltenen englischen Lokomotive Kontinentaleuropas. Ich stosse mich zu Ende der festlichen Praesaentation mit reichlich Bier
nicht einmal mehr daran, dass die Lokomotiven aufgeputzt wie Ochsen zum Alm Abtrieb dastehen.
Im Sinne einer erweiterten Medientheorie zaehlt die Eisenbahn und damit auch die Dampflokomotive Licaon aus dem Jahre 1851 zur Veraenderung des
Blickes auf die Welt, die den Film vorweg nimmt, die den Menschen erstmals mit erhoehter Geschwindigkeit von A nach B versetzt, die neue Grundlagen
des Schwertransportes schaffen und die urbanen Strukturen voellig veraendern wird, bevor das Auto zum Zug kommt.
Auch das kann man als Botschaft des Mediums Eisenbahn anzusehen.
Hand in Hand mit der Beschleunigung bis hin zur Raumfahrttechnologie vereinheitlichte sich die Zeit und die Zeitplanung mit der zunehmenden
Geschwindigkeit der Fortbewegungsmittel im terrestrischen Masstab bis hin zur globalen Realzeit des Satelliten- und Raumfahrtzeitalters.
Die Querschnittslok bietet einen Blick in den Kessel und zeigt die Eingeweide der Dampflokomotive 1.20 aus dem Jahre 1883. Der Wagen der
Pferdeeisenbahn aus dem Jahre 1841 , der einer Postkutsche gleicht, ergaenzt die Sammlung. Das ambitionierte Restaurierungsteam des
Museums unter Anleitung der Chefrestauratorin Valentina Ljubic und den Tischlermeistern Steinbacher und Eisenberger aus Hollenstein
haben den Stadtbahnwaggon Cu 9424 aus dem Jahre 1898 sorgfaeltig restauriert und auf Hochglanz lackiert. Dem Stadtbahnwaggon
gleichen die Eisenbahnwaggons, die bis in die 70 er Jahre vorigen Jahrhunderts auf Regionalstrecken eingesetzt worden sind.
Im forum Magazin des technischen Museum 04/2008, dem lok.erlebnis gewidmet, wird der 100 Geburtstag des TMW fuer 2009 angekuendigt.
Erinnert wird zwar an den Mann Elisabeths Mann, SM Franz Joseph, doch nicht erwaehnt wird Franz Wilhelm Exner, Gruender und Konzeptionist
des TGM und des TMW.
Man kann ueber Exner nicht hinwegsehen. Denn gerade er ist nicht nur Schausteller gewesen, sondern eine der treibenden innovativen Kraefte,
wenn nicht die Kraft der Gruenderzeit und der professionellen Industrialisierung der Donaumonarchie, insbesondere des weitreichenden
Niederoesterreichischen Gewerbevereins, gewesen.
Er war Abgeordneter der deutschsprachigen Liberalen im oesterreichischen Reichstag, befoerderte dort die Gesetzgebung zum Ausbau der
verkehrstechnischen Infrastruktur der Hauptstadt der Donaumonarchie und war wesentlich beteiligt an der Planung der Wiener Stadtbahn, realisiert von
Joseph Fogerty und Otto Wagner. Exner war nicht nur ein grosser Museumspaedagoge, sondern auch ein grosser Ausstellungsplaner. Gemeinsam mit
Otto Wagner leitete er als Ausstellungskommisar fuer die Weltausstellung 1900 in Paris im Oesterreich Pavillon am Quai de Orsay
die oesterreichische Abteilung für Ingenieurwesen und die Ausstellung der Hofgartendirektion.
Exners Philosophie in der Gruendung der polytechnischen Fachschule TGM (Technologisches Gewerbemuseum) war die enge Verbindung von
naturwissenschaftlich fundierter Lehre und angewandter technischer Praxis und Innovation. Das galt ihm als Leitmotiv in der Einrichtung des
Technischen Museum, der eigentlich nicht mehr Genuege getan werden kann. Heute ueberwiegt der Schau und Eventcharakter.
In seinem Artikel im Katalogband Lok Motive ueber die nunmehr 129 jaehrige Produktion von Lokomotiven und Waggons in Oesterreich zeigt
Thomas Winkler ein Bild der Maschinenfabrik und Eisengiesserei Georg Sigl in der Waehringerstrasse im neunten Wiener Gemeindebezirk.
Teile diese Gebaeudes beherbergten am 1879 das von Exner gemeinsam mit dem Niederoesterreichischen Gewerbeverein gegruendeten Polytechnikum
Technologisches Gewerbemuseum. Heute beherbergt das Haus das WUK, das Werkstaetten und Kulturhaus.
Zehn Jahre spaeter beginnt Exner ein historisches Technikmuseum zu planen, das schliesslich in der noch heute genutzten Bauform als
Technisches Museum am 6.Mai 1918 eroeffnet worden ist.
Den alten aufgefrischten Loks stelle ich die Tauruslokomotive von Siemens & OEBB, mit der man 357 km/h Spitze - Weltmeistermarke gefahren ist , die ohne die Faehigkeiten und den Erfahrungsschatz der Werkstaetten der OEBB so von Siemens nicht auf Schiene gestellt werden haette koennen, wie mir Herbert Harrer von der OEBB Infrastruktur Betriebs Ag erzaehlt hat, virtuell gegenueber. Die Fahrsignale sind in Richtung Zukunft zu stellen und nicht nach der Vergangenheit auszurichten.
Die Wiener arbeiten gerne mit den Berlinern zusammen. Die Ausstellung Kinderspielzeug zBsp. ist aus Berlin uebernomen worden. Gestern bin ich nochmals im Museum gewesen, um mir die gelungene Ausstellungssituation ohne Eroeffnungszinnober anzusehen, um mir den hervorragend gestalteten wie empfehlenswerten Bild & Text Band Lok.Motive mit lesenswerten Beitraegen zur allgemeinen Eisenbahngeschichte Oesterreichs, mit guten Beschreibungen der Exponate und der Restaurierungsarbeiten, abzuholen. Beigelegt ist dem Band eine Video CD, auf der die aufwendige Restaurierungsarbeit dokumentiert ist.
Selbst wenn sich der Anspruch Exners nicht mehr voellig erfuellen laesst, hat sich diese Sammlung, mit ihrer naturwissenschaftlichen Beispiel Sammlung zu einer wirklich anschaulichen und didaktisch gut durchdachten Technik Show gemausert, die sich erhoehten
Zuspruches auf allen Ebenen erfreuen darf.
Apropos, auf Ebene 2 gibt es eine ausgezeichntete Sammlung von Eisenbahnmodellen, in dem Raum, in dem das Bild des Franz Josephs haengt, und die Skulpturen der wichtigsten oesterreichischen Industrie - Laren des 19. Jahrhunderts stehen. In seiner Regentschaft wurden 40.000 km Eisenbahnnetz verlegt.
Hier befindet sich das Modell des Wiener Nordbahnhofes. In der letzten verbliebenen Langhalle des weitgehend aufgelassenen Bahnhofarreals ( Heute S- Bahn und U-Bahnknoten Praterstern) wurden die Exponate wieder auf Vorderzug gebracht.
Der Public Relation Abteilung des TMW, die das Museum gut und nachhaltig in der Oeffentlichkeit platzieren konnte, danke ich fuer das insgesamt grosszuegig wie uebersichtlich zusammengestellte Informationsmaterial.
Machen sie einen kurzen Ausflug in die Gegenwart des oesterreichischen Eisenbahnbaus via Internet
siehe auch k.u.k Eisenbahnen im Ausstellungsraum der Muenze Oesterreich am Heumarkt