ITnt - Messebilderbogen 2008


© Franz Krahberger

Alle Jahre wieder trifft sich die IT Branche auf der Wiener Messe. In den 90 ern habe ich die Exponet im Wiener Austria Center besucht , sorgfaeltig geplant und ausgewaehlt von einem bayrischem Team. Die neue ITnt wird organsiert von der Reed Messe Gmbh. Wien.

Ich habe die IT Messen als Teil einer neuen Medienkultur wahr genommen, und musste leider umgekehrt feststellen, dass die Computerindustrie und EDV Branche dies umgekehrt so nicht haelt. So war die Empfehlung des damaligen Medienstaatssekretaers Morak, doch die neue Medienkunst von der IT Branche sponsern zu lassen, ein voelliger Schlag ins Wasser. Die haben uns meist was gepfiffen. Schade, weil Oesterreich eine interessante und wachstumsfaehige Medienkunstszene (gehabt) hat, die allerdings mangels kompetenter Foerderprogramme seitens der Laender wie des Bundes und mangels wirtschaftlichen Desinteresses am Eingehen ist. Allein die Ars Electronica bringt den Mediensuppentopf nicht zum kochen . Und alles andere ist meist provinziell angelegt.

Schade, dass die oesterreichische IT Wirtschaft kein Verstaendnis fuer die Forderung der Litearischen Verwertungsgesellschaft LVG, Modems, PC und Drucker mit Abgaben zur Unterstuetzung medienkultureller Projekte zu belegen, hat. Die VG Wort hat das erfolgreich in der BRD durchgesetzt. Alle verdienen sie, inklusive der grosse Telekomgesellschaften, am Internet. Sie haben schon vergessen, dass die akademischen Inhalteanbieter, die Medienkuenstler und die Medienfreaks in den ersten Jahre das Netz erst begehrenswert gemacht haben. Sie haben gezeigt, was man alles mit innovativer Technologie machen kann. Mehr Kreativitaet und inhaltliche Qualitaet des Contents wird dem Netz nicht schaden. Vor allem geht es darum, das bisherige Level auf Dauer zu erhalten. So wollte man zbsp. oesterreichische Lexikon A.E.I.O.U. nicht mehr weiter foerdern. Haette sich das zustaendige Ministerium nicht im letzten Moment besonnen, waere das wertvolle Aufbauwerk aus dem Netz geflogen.
All das muss in irgendeiner Form abgegolten und auf Dauer gesichert werden.

Tatsaechlich ist das Netz von allen moeglichen Idioten und diversen Perversen eine zeitlang schaendlich missbraucht werden.
Malversateure, Wirtschaftsverbrecher, XXX Sexsite Betreiber, diverse Abzocker haben sich mit Riesengewinnen wie schaedlich des Netzes bedient.
Die Megaschaumschlaeger der sogenannten New Oekonomy, Oesterreichs prominenster Vertreter mit Abstand libro Rettberg, haben kurzfristig im Netz mit falschen Versprechungen gegenueber ahnungslosen Investoren eine Goldader eroeffnet, die zu einer riesigen Seifenblase mutiert und mit lautem Knall geplatzt ist. Wahrscheinlich ist der Zusammenbruch der New Economy sogar die zurueckliegende Ursache der gegenwaertigen Hypotheken, Banken - und Weltwirtschaftskrise. Zuviel wertvolles Geld ist da in kurzer Zeit im virtuellen Raum verblasen worden.

Grosse Fortschritte lassen sich auf der Messe wie insgesamt in der IT-Branche ohnehin nicht erkennen. Das Internet ist, seit Boris Becker fuer Telecom geseufzt hat: Ich bin drin, zu einem Massenmedium mit sattsam bekannt nachwachsenden Pferdefuessen absoluter Trivialitaet geworden.

Anstatt Offenheit und Kreativitaet wird heute Sicherheit im Zeichen von 11/9 geuebt. Die Fachmessebesucher leben ohnehin schon lange mit interner Security. Die werden in den Betrieben laengstens lueckenlos ueberwacht. Ich erinnere an das Programm Crabb von Bell Electronic.

Im Rahmen der Reed Exhibitions hat der jaehrliche Wiener IT Treff an Ansehnlichkeit gewohnen. Alles wirkt eleganter und weniger chaotisch. Spannender ist die Messe (noch) nicht geworden. Doch das Format hat Zukunft.

Ich habe mich entschlossen, einen umfassenden Messebilderbogen ins Netz zu stellen, der sowohl Content wie Athmosphaere spiegelt.

Eine Tendenz, die mir bereits in den 80er Jahren in der amerikanischen Zeitschrift Computerworld aufgefallen ist, ist praegend wie charakteristisch geworden.

Die klassische Aesthetik des Dessauer Bauhauses, nach der Emigration Chicago School of Design, mit (u.a) deren Exponenten Mies van der Rohe, Maholy Nagy, Lajos Kassak hat sich generell bis zur Werbung und Standpraesentation in der IT Branche durchgesetzt.
Juergen Claus, der lange Jahre an der Medienhochschule Koeln unterrichtete, hat bereits in den 80 ern ahnungsvoll gemeint, wir waeren die Erben des Bauhauses.

Abschliessend moechte ich noch an das Zyxel erinnern. Jeder junge akademische Medienpionier des Landes nannte damals ein Zyxel Modem sein eigen. Damals sehr teuer und sehr cult.
Ich bediente mich lieber eines US Robotics, das war kleiner, billiger und konnte das wichtigste ebenso. Heute eroeffnet mir ein Cisco Standard Router den Weg ins Netz.

Aus der Nutzung des Modems leitet sich ein Wort her, dass in der Medienkunst zum gefluegelten Wort in vielfaeltigster Bedeutung und Analogie geworden ist: Die Schnittstelle

So manchen Kurator hat es in Verzweiflung getrieben, weil er das Schlagwort nicht mehr hoeren und nicht mehr lesen konnte. Das Wort war der der wichtigste Beitrag zur Medientheorie der 90 er Jahre vorigen Jahrhunderts und loeste langsam MacLuhans Formel aus den 60ern , vom Medium, das Botschaft sein will, ab.

Naechstes Jahr gehe ich wieder auf die ITnt. Mal sehen…

Apropos: die zeitlos moderne Architektur des neuen Messehauses wurde von Gustav Peichl geschaffen.






































































































Medienbaustein


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