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TAENARON
Marlene Streeruwitz
Er ging
dem schmalen schatten
ein schwarzer streifen
am fuss der mauer folgte
die mauer
ziegel und gleichfoermig
verschoben aufeinandergetuermt
unter dem putz wieder verschwanden
und
dann
weite flaechen offenliegender ziegel
braunrot und staubig
der putz gebleicht
rissig zerklueftet
und
blasig aufgeschlagen
zum abblaettern
und
abreissen gebleicht
und
ohne erinnerung an farbe
stacheldraht
auf der mauer zwischen
rostigen kurzen eisenstangen
in drei reihen gespannt gewesen
und
von den eisenstangen abgerissen
und
hing in den schmalen schatten
am fuss der mauer
und
im staub zu boegen aufgerollt
der verschlungene draht
scharfes dunkles grau
und
in den verschlingenden
und
die stacheln nach aussen schwarz
er sehen konnte den schmalen schatten
entlang
bis er mit der biegung der mauer
nicht mehr zu sehen war
nicht mehr zu sehen sein konnte
und
die sandig braunen huegel
das sehen uebernahmen
bis an das ende des sehens
und
uebergingen in sandig und blau
und
ueber ihm
und
der mauer nur noch blau
und aus dem blau hitze
und
licht
und
den schatten der mauer
so schmal werden liess
und
auch
die erinnerung an kuehle
oder
dunkel verbot
wie jeden tag
und
wie jeden tag
alle erinnerung verbot
und
er zuoberst ueber seinem denken einen satz,
einen ausruf bereithalten musste
und
ihn die vielen wege gehen liess
und
nun auch die mauer entlang
kein weg oder eine strasse
ein trampelpfad
im staubigen sandigen boden
und
durchwaten obwohl trocken und fest
und
mauerwerk heruntergefallen
und
er ausweichen musste
und
dem stacheldraht bogenfoermig
in die hoehe
und
sich ringelte ein duenner strich
schwarzgrauverschlungen
aus dem schmalen streifen
schattens
heraus von der mauer herunter
und
auf die erde
und
von der mauer weg
in die sonne
und
stumpf
und
endete
herabgeglitten
und
ende
der satz eigentlich ein ausruf
und
ihn vorantrieb
er nicht in worte
haette fuegen koennen
er ging leicht
und
durch den boden
und
die mauer entlang
die haende in den saecken
seiner lederjacke
und
ausbeulend
und
in jeden schritt fiel
und
mit vorgezogenen schultern
im genick die hitze
und
liess die kurzen haare
helles braun
und
frueher blond.
die haare im nacken
feuchte kleine locken
und
der sonne ausgesetzt
gesenkten kopfs
und
die schultern vorgeschoben
und
als koennte jederzeit
ein schlag notwendig
und
ohne
warnung und lautlos
der biegung naeherkam
die biegung sich langsam dem blick
und
einen
leicht abfallenden huegelruecken entlang
und
der streifen schattens
noch schmaeler
und
kaum ausnehmbar
der lauf der sonne
den lauf der mauer
eben kreuzend
und
bald schattenlos einander entgegen
ihm erklaert hatten
den weg erklaert
und
den mann am ende der mauer
finden wuerde
der vereinbarte zeitpunkt fast erreicht
der vereinbarte ort nicht erkennbar
die mauer
sich abermals mit einer biegung
den huegel hinab verlor
und
leicht nach links
den kopf wieder gesenkt
den kopf gehoben
und
den
weg abgemessen
und
den kopf wieder gesenkt
die mauer entlang
den huegel hinab
die zeit knapp
noch tiefer in seinen schritt
die knie weich
vom gesenkten kopf
und
den schweren schultern gezogen
er dem leichten hinab folgend ging
nun am rand der schattenlosen mauer
die sonne so hoch
den schatten zu durchdringen
und
die mauer nackt
jeder schritt ihr entlang
den wunsch verringerte
und keine blicke dahinter
und
wollte hinter die mauer
hinter die gleichfoermige
abgeblaetterte haesslichkeit
und
keine pflanze weit
und
breit
oder
zur hand
die nackte schaebigkeit zu verranken
oder
in wilden buescheln
am fuss unkrautwaschend
eine kleine weiss
oder
blausternbluetige begleitung
die schritte schneller
wie rueckstoss in den knoecheln
und
kniegelenken der weiche boden
seine kraft
und
federnd ein leichter laufschritt.
Und
schneller die lange biegung hinunter
nun
auch seinen wagen nicht mehr sah
sehen dort
wo die strasse die mauer erreichte
und
in grossem bogen
wieder von der mauer weg
am fuss des huegels blieb
und
von da an
verboten fuer zivilfahrzeuge
und
nicht mehr fahren
und
die mauer entlang
der kuerzeste weg den huegel
sanft geneigter abhang
er
wieder die strasse sehen konnte
wieder in weitem bogen
auf die mauer zu
und
den schritt beschleunigte
und
sicher sein konnte
den zeitpunkt
dem vereinbarten ort
und
den mann treffen sollte
da
wo der zeitpunkt
und
der ort
in eines
und
die erfuellung der bedingungen
und
den erwartungen
und
etwas erfahren irgendetwas
und
eine hoffnung.
Nicht laenger das wissen
vom nichts ertragen
vom nichts
in
dem
das
wissen
das
alles
und
des
nichts hinter der mauer
moeglich enthalten
und
die hoffnung auf das irgendetwas
hinter seinen augen
und
im trockenen hals
zu brennen begann
und
die ohnmacht
und
der zorn
das brennen gluehend werden liess
und
die hoffnung.
>editiert by crow<
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