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ÖSTERREICHISCHE LITERATURZEITSCHRIFTEN HEUTE / Stand 1992
Teil 2


Herausgeber: Herwig Wuertz
Gestaltung und Text: Gerhard Renner
Wien 1992

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Morgen.
Kulturzeitschrift aus Niederoesterreich.
Gutenbergstrasse 12, 3100 St. Poelten. - Gegruendet 1977

* Morgen 14 (12991), Nr. 72.

Die Zeitschrift wird finanziell getragen vom Niederoesterreich Fonds, der 1976 zum zehnjaehrigen Amtsjubilaeum von Landeshauptmann Maurer gegruendet wurde. Erfinder des Konzeptes der Zeitschrift und langjaehriger Chefredakteur war der 1956 aus Ungarn nach Oesterreich gefluechetete Erzaehler und Journalist Gyoergy Sebestyen (1930-1990), dessen Andenken die Nummer 72 gewidmet ist. Sein Nachfolger als Chefredakteur der Zeitschrift ist der Historiker und Journalist Hans Magenschab.

Der Morgen, eher eine allgemein kulturelle denn eine literarische Zeitschrift, konzentriert sich in der Berichterstattung ueber Literatur und dem Abdruck von Texten auf Niederoesterreich.

Der Morgen war jedoch auch bisher keine provinzielle Zeitschrift, seit der Oeffnung der Grenzen hat sich der Einzugsraum von Autoren, Themen und Problemen rapide erweitert.
Unter dem Motto "Raeume in Bewegung" versammelte Nummer 77 Beitraege zur Analyse der chancenreichen, aber auch verwirrenden Aufloesung an den Grenzen Niederoesterreichs.

Die Konzentration auf Niederoesterreich lockt nicht viele der bekannten oesterreichischen Autoren an. Zu den wenigen auch ueberregional sehr bekannten Autoren, die regelmaessig im Morgen publizieren, zaehlt Julian Schutting.

1990 wurde im Morgen die Rubrik "Literaturwerkstatt" eingerichtet.

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Log.
Zeitschrift fuer internationale Literatur.

Donaustadtstr. 30/16/16, 1220 Wien. - Gegruendet 1978.
... neue Autoren und neue Literatur, deren Vielfalt und Internationalitaet imstande ist, das Brackwasser der immerfort selbstbezogenen Wiedergabe einmal tuechtig aufzuruehren ... (Lev Detela, Wolfgang Mayer-Koenig)

Log wurde gegruendet von dem Kaerntner Autor Peter Kersche, der nach 16 Nummern ausschied, sowie von Wolfgang Mayer-Koenig und Lev Detela, die die Redaktion bis heute besorgen. Log erscheint ziemlich regelmaessig viermal jaehrlich, derzeit in einer Auflage von 500 Exemplaren. Bei der Praesentation der fuenfzigsten Nummer konnten die Herausgeber auf einen Autorenkreis aus rund 6o Nationen verweisen, wobei besonders Schriftsteller aus sozialen oder ethnischen Minderheiten aus der ganzen Welt zu Wort kamen.

Der 1939 in Maribor geborene slowenische Schriftsteller Lev Detela, der seit langem in Wien lebt, buergt dafuer, dass die Kennung >internationa< im Titel kein leeres Wort bleibt. Unterdrueckte Literatur aus Osteuopa hatte immer ihren Platz im Log, insbesondere solche Autoren, die die Oeffentlichkeit des deutschen Sprachraums sonst kaum erreichen.

* Das Magazin der alten und neuen Buecher Log ist nicht nur auf sich selbst konzentriert, durch mehrere Nummern hindurch wurden Titel und Adressen von Literatur- zeitschriften aus aller Welt gesammelt und publiziert. Inzwischen hat die Zeitschrift auch einen Rezensionsteil, der freilich von den subjektiven Vorlieben der Herausgeber stark gepraegt ist.

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Sterz.
Unabhaengige Zeitschrift fuer Literatur, Kunst und Kulturpolitik. Mandellstrasse 10, 8010 Graz. - Gegruendet 1977

... die Aufforderung an alle Kreativlinge: Zusendungen erwuenscht ...

Der Sterz, benannt nach dem populaeren steirischen Gericht, ist wohl die graphisch aufwendigste Literaturzeitschrift Oesterreichs. Jedes Heft ist einem Thema gewidmet, das wahrhaft umfassend abgehandelt wird. Neben Analysen und Primaertexten dominieren die graphischen Beitraege das Gesicht der Zeitschrift. Ein grosses Herausgebergremium von Autoren, bildenden Kuenstlern und Wissenschaftlern steht den beiden Redakteuren Gernot Lauffer und Ludwig Frege zur Seite.

Seine graphische Originalitaet bezog der Sterz lange auch aus den handgesetzten Zwischentiteln und Ueberschriften. Holz- und Bleilettern, die der Umstellung auf Computersatz im graphischen Gewerbe zum Opfer fielen, wurden vom Sterz gesammelt und fuer die Gestaltung der Texte wie auch, eine weitere Besonderheit des Sterz, fuer die Gestaltung der Anzeigen verwendet.

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Lichtungen.
Zeitschrift fuer Literatur, Kunst und Zeitkritik.
Urania, Mehlplatz 2/I, 8010 Graz. - Gegruendet 1979.

... es gilt, der Gefahr einer kulturellen Windstille in unserem Land in unserer Zeit entgegenzuwirken ... eine eigenstaendige Stimme in der Kulturlandschaft, dies mit einer besonderen Oeffnung fuer das neue Mitteleuropa... (Markus Jaroschka)

Die Zeitschrift bringt in klarer und schnoerkelloser graphischer Gestaltung vorwiegend literarische Texte. Im Heft 47 wurde eine Reihe junger Autoren praesentiert, die im Rahmen der Grazer Sommerakademie an einem Workshop von Julian Schutting teilgenommen hatten.

Nicht nur steirische Autoren sind in den Lichtungen vertreten, ein Trend zur Oeffnung gegenueber anderen Literaturen macht sich wie bei anderen Literaturzeitschriften auch hier bemerkbar. In juengster Zeit werden besonders intensiv Autoren aus Jugoslawien praesentiert, u. a.Dragoslav Mihailovic und Kajetan Kovic, doch blieb es nicht bei der unmittelbaren literarischen Nachbarschaft. Im Heft 46 wurde avantgardistische Literatur aus Polen veroeffentlicht.

Gegruendet 1979 von Otto Eggenreich und Horst Gerhard Haberl im Rahmen des Steirischen Schriftstellerbundes, hat die Zeitschrift seit ihrer Gruendung mehrere Male die Herausgeber gewechselt, war beheimatet bei den Volksbildungsinstitutionen Retzhof und bei der Urania fuer Steiermark. Nach der Aufloesung des Steirischen Schriftstellerbundes werden die Lichtungen seit der Nummer 44 aus dem Jahr 1990 von einem >Literaturkreis Lichtungen> herausgegeben. Der Direktor der Gazer Urania, Markus Jaroschka, und Otto Eggenreich sind die Herausgeber der Zeitschrift, Mitarbeiter in der Redaktion sind Ernst Saller, Joachim G. Hammer und Bernhard Murauer.

Schwerpunktartig, mit Abbildungen und Berichten wird in jedem Heft auch ein bildender Kuenstler vorgestellt.

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Eva & Co.
Eine feministische Kulturzeitschrift.
Monsbergergasse 5, 8010 Graz. - Gegruendet 1981,

.. Vermittlung der Vielfalt und Komplexitaet weiblicher Kunstproduktion ...

Eva & Co. wird von einer Kuenstlerinnengruppe heraus- gegeben. Die ersten Jahre konnte die Zeitschrift nur sporadisch erscheinen und konzentrierte sich auf Literatur und bildende Kunst von Frauen.

1986 wurde ein Verein gegruendet und seitdem erscheint die Zeitschrift, unterstuetzt von der Frauenbeauftragten der Stadt Graz, regelmaessig viermal jaehrlich.
In der Redaktion arbeiten derzeit die Graphikerin und Objektkuenstlerin Veronika Dreier, die Germanistin Carmen Unterholzer und die Musikerin Eva Ursprung, je nach dem Thema der Hefte werden Mitarbeiterinnnen von aussen In Sondernummern der Zeitschrift wird das Werk einer einzelnen Kuenstlerin vorgestellt, solche Hefte sind erschienen ueber die hollaendische Performancekuenstlerin Anneke Barner und die aus Kaernten stammende Malerin Angelika Kaufmann.

Neben der Redaktion der Zeitschrift entfaltet die Kuenstler- innengruppe Eva & Co. eine Reihe weiterer Aktivitaeten. Lesungen, Vortraege und Ausstellungen werden organisiert, die dann wiederum in Eva & Co. ihren Niederschlag finden und damit auch ueber Graz hinaus wirken.
1990 wurde ein >Science Fiction< Literaturwettbewerb veranstaltet, mit Marathonlesungen von Marianne Gruber, Karin Ivancsics und den Preistraegerinnen Karin Bruhn und Margret Kreidl.

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Bestaende.
Texte und Bilder fuer Kulturabhaengige.
Culturcentrum Wolkenstein, 8950 Stainach im Ennstal. -
Gegruendet 1982.

... Speerspitzen geschnitzt fuer die Produktion neuer Texte und Bilder ... fuer eine weitere Entwicklung zur Weltoffenheit, geistigen Neugierde ...

Die Bestaende werden im Culturcentrum Wolkenstein von Reinhard E. Gosch und Werner Reiterer redigiert.
Reinhard E. Gosch, der Gruender der Zeitschrift, betreibt das Kulturzentrum seit 1981 als Veranstaltungsort fuer neue Kunst, praresentiert dort auf dem Land selten gesehene avant- gardistische Musik, Architektur, Literatur und bildende Kunst. Die Bestaende sind dabei >so etwas wie ein geistiges Geruest<, sie dienen der Vorbereitung von Projekten des Kulturzentrums und drucken unter anderem Texte und Reden, die dort bei den verschiedenen Veranstaltungen vorgestellt werden. Nummer 19d/20 war den literarischen Nachwirkungen der Beat-Generation gewidmet. Sie enthielt Gedichte aus dem Umkreis der verschiedenen amerikanischen Autorengruppen, u. a. der >Jack Kerouac School of Disembodies Poetics<, die hier zum Teil erstmals in öbersetzung erschienen. Dazu kamen Texte von oesterreichischen Autoren, deren Arbeiten in irgend- einer Beziehung zu diesen amerikanischen Autoren der fuenfziger Jahre stehen.

Im Schloss Trautenfels in der Steiermark organisierte das Culturcentrum Wolkenstein 1989 im Rahmen des Steirischen Herbstes das Literaturprojekt >Dorfgeschichten<, das sich als Kontrapunkt zur traditionellen Heimatliteratur verstand.

Die Spannweite der Bestaende zeigt das Heft >Notenblaetter<, das dem Jazz und der improvisierten, freien Musik gewidmet ist, wobei vor allem die vitale steirische Szene dokumentiert wird. Gerhard Crepaz berichtet ueber die Einspielung eines Werkes von Eric Satie, den er als Ahnherrn minimalistischer Musik interpretiert.

Obwohl in den Beitraegen der Bestaende eine enorme kulturelle Vielfalt anzutreffen ist, scheint die Auseinander- setzung mit lokaler Geschichte und lokalen Traditionen nicht sehr ausgepraegt zu sein, sie tritt, ueber die verschiedenen Hefte verteilt, eher selten einmal zutage.

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Limes.
Literarisch-kulturelles Magazin. Postfach 260, 3100 St. Pölten. - Gegruendet 1985.

...uebersieht..., wie sehr man sich einer Situation beugt, statt darum zu ringen, sie zu veraendern... (Alois Eder)

Herausgeben wird Limes von der >Literarischen Gesellschaft St. Poelten" die, dem >Forum Stadtpark< in Graz oder dem >Literaturkreis der Autoren< in Wr. Neustadt vergleichbar, den >harten Kern< des literarischen Lebens in St. Poelten bildet. Gegruendet 1985, hat sie auch die Traegerschaft der Zeitschrift Limes uebernommen, die bis 1989 der St. Poeltner Literaturwissenschaftler und Lehrer Alois Eder redigierte. Eder hat sich, im Gegensatz zur aelteren niederoesterreichischen Literaturzeitschrift, dem Podium, nicht auf die Literatur allein beschraenkt. In seinen prononcierten kulturpolitischen Zwischenrufen, die des oefteren zur Satire geraten, wird manches ueber die Situation in Niederoesterreich und ins- besondere in der neuen Hauptstadt deutlicher und mit mehr Witz als in anderen Medien ausgesprochen. Ausgehend von der Debatte um den Stadtfilmer von St. Poelten zeichnet Eder in Nummer 16 ein duesteres Bild von der kulturellen Zukunft der Stadt.

Der Gestaltung von lyrischen Texten wird in Limes grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Stehen die Prosatexte in trockenem Fliesstext, so werden die Gedichte in strenger Auswahl mit Graphiken und Photos verbunden, um die Leselust zu stimulieren.

Neben kulturpolitischen und literaturkritischen Glossen, Essays, erzaehlender Prosa und Lyrik wartet >Limes< meist auch mit einer >Ausgrabung< aus Niederösterreichs Ver- gangenheit auf. Das Gedenkjahr 1988 bot Gelegenheit, aus der ferneren gern erinnerten Vergangenheit in die juengere Geschichte zurueckzukehren und Bedenkens- wertes zu Tage zu foerdern, wie Karl Michael Kisler in seinem Essay ueber Josef Weinheber in St. Pölten oder Alois Eder im Gespraech mit einem St. Poeltner Ehepaar, dessen maennlicher -juedische -Teil mit grosser Authentizitaet ueber die Jahre des Zweiten Weltkriegs im laendlichen Oesterreich berichtete.

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Entladungen.
Volkshochschule Ottakring, Ludo Hartmannplatz 7,
1160 Wien. - Gegruendet 1986.

Seit 1981 gibt es in der Volkshochschule Ottakring eine Arbeitsgemeinschaft von Autorinnnen, die von Elfriede Haslehner gegruendet wurde und derzeit von Barbara Neuwirth betreut wird. Die Arbeitsgemeinschaft, urspruenglich eine Schreibwerkstatt fuer Frauen, diskutiert und analysiert Texte der Mitglieder und gibt seit 1986 die Zeitschrift Entladungen heraus.
In der Redaktion sind derzeit Marianne Wappelshammer, Dagmar Navarra und Alice Harmer taetig.

Die Zeitschrift wird von der Arbeitsgemeinschaft selbst hergestellt und erscheint in einer Auflage von 200 Exemplaren, die meist vollstaendig verkauft wird, sodass auch schon Nachdrucke notwendig waren. Vertrieben wird die Publikation vor allem bei Lesungen der Arbeitsgemeinschaft oder einzelner ihrer Mitglieder sowie ueber einzelne spezialisierte Buchhandlungen. Die einzelnen Hefte haben des oefteren ein Thema, dem sich aber nicht alle Beitraege sklavisch unterordnen.

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Zenit. Zeitschrift fuer Literatur und Kommunikation.
Postfach 635, 1071 Wien. - Gegruendet 1987.

... die human-psychologischen Aspekte der zwischen- menschlichen Beziehungen in der Literatur aufzuspueren ...
Als Traegerverein der Zeitschrift wurde 1987 der Verein >Progress - Verein zur Foerderung der menschlichen Wahrnehmung> gegruendet, der inzwischen ueber die Zeitschrift hinausgehende Aktivitaeten entwickelt hat. Neben dem Herausgeber Ladislav Nykl, der 1940 in Policka in Boehmen geboren wurde und seit langem in Wien lebt, gehoeren dem Redaktionsteam noch Nora Gray, Andreas Pichler und Peter Heinz an. Die Auflage schwankt zwischen 300 und 500 Stueck und geht vorwiegend an Vereinsmitglieder, ueber zwei Wiener Buchhandlungen wird das Blatt auch verkauft. Zenit ist uebrigens die einzige oesterreichische Literaturzeitschrift, die auch in Blindenschrift erscheint.

Literatur wird in Zenit als Medium der Selbsterfahrung gesehen, diese Bindung an eigene und zutiefst persoenliche Erfahrungen steht der Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition oft im Wege. Es finden sich deshalb auch in Zenit nur sehr vereinzelt literatur- kritische oder literarhisorische Essays, ueberwiegend werden Texte von juengeren Autoren publiziert.

Zenit enthielt in den ersten Jahren fast nur literarische Texte, vor allem Gedichte und Kurzprosa, manchmal auch kleine Essays.

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UM.
Kunstzeitschrift.
Thelemanngasse 3/4, 1170 Wien. - Gegruendet 1988.

... offen fuer alles, was sich drucktechnisch darstellen laesst ... (Ir-)Realitaeten des Lebens und ihre moeglichen Darstellungen in einem breiten Spektrum zu praesentieren ...

Die Zeitschrift wurde von Walter Holzinger, Christine Huber und Junki Wehrmann 1988 im Zusammenhang mit der Galerie "vanaf" gegruendet. Der Schwerpunkt liegt auf Veroeffentlichung von zeitgenoessischer Graphik, Malerei und Literatur. Jede Nummer der Zeitschrift hat ein anderes Format, das in den meisten Faellen dem Format der darin publizierten Arbeiten angepass⋅t wurde.

Um bringt, als derzeit einzige Kunst- und Literaturzeitschrift, in jeder Nummer auch Druckgraphiken, die im Original in die Zeitschrift eingebunden werden.

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Gegenwart.
Die Gegenwart ist eine Zeitschrift, die ueber die Grenzen der Literatur hinausblickt. Es gibt viel Platz fuer Bereiche, >die sonst von der schoenen Literatur eher abgetrennt werden<, etwa fuer Satire, Parodie, und Cartoon, aber auch fuer den >kulturpolitischen Journalismus im weitesten Sinn<. Tiroler Ethnologie ist kein Schwerpunkt, wird aber immer wieder streitlustig thematisiert, u. a. von Alois Schoepf in seinem Beitrag ueber die >Ontologie des Musikantenstadls.<

>Zur Einstimmung<, die Rubrik der Herausgeber, bringt in Heft 2 eine Philippika gegen das Tiroler Kulturklima, allerdings in eigener Sache. Die Gegenwart sei in deutschen Landen, sogar in Wien nicht unfreundlich aufgenommen worden, nur in den Tiroler Medien nehme man keine Notiz von ihr, uebrigens auch nicht vom Inn oder Foehn, zwei weiteren Tiroler Blaettern, die die eingerosteten Gleise verliessen.

Die Rubrik >Tagebuch< analysiert Tiroler Politik, etwa das Kulturbudget. Breiten Raum beginnen seit 1990 die Rezensionen einzunehmen, die zu den fundiertesten in der oesterreichischen Presselandschaft zaehlen. Die Auseinandersetzung mit Literatur wird wichtig genommen, wenn sich die Redaktion auch nicht von vorneherein jeder Sreitlust enthuellt.

Unter dem Pseudonym >Luciana Glaser< haben Stefanie Holzer und Walter Klier 1990 den Roman >Winterende< publiziert, der von der Kritik begeistert aufgenommen wurde, von den Autoren jedoch zur Entlarvung des Literaturbetriebs konzipiert wurde. Biographie der fiktiven Autorin wie auch Umfang und Thema das Textes - der Suedtiroler Lyriker N. C. Kaser - waren auf dan maximialen Erfolg des Buches hin konstruierte Artefakte. In der Nummer 6 wurde die Geschichte dieses Projektes vorgestellt.

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Morgenschtean.
Die oesterreichische Dialektzeitschrift.
Maynollogasse 3/15, 1180 Wien. - Gegruendet 1989.

... durch die Krise des Dialekts wird das Schreiben im Dialekt interessant... (Hansjoerg Waldner)

Der Morgenschtean tritt fuer eine Aufwertung des Dialekts in der Schule, bei Eltern und am Arbeitsplatz ein und moechte die Dialektliteratur wie auch die Autoren, die im Dialekt schreiben, foerdern. Dialektdichtung im Sinne des Morgenschtean ist kritische Dichtung und schliesst Rand- und Minderheitensprachen mit ein. Der Schwerpunkt liegt deshalb auf der neueren Literatur, waehrend die Tradition und die gegenwaertige Produktion affirmativer Mundart- dichtung weitgehend ausgeschlossen bleiben. Einer der seltenen Hinweise auf die Tradition der Dialektliteratur findet sich in Heft 7, in dem Erzaehlungen von Johann Reinhard Buenker (1863-1914) aus dem heutigen Burgen- land vorgestellt werden. Erlaeuterungen zu einzelnen, nicht allgemein bekannten Eigenheiten des dialektalen Wortschatzes sind im Morgenschtean regelmaessig zu finden, in diesem Fall aber war fuer das Verstaendnis eine regelrechte Uebersetzung notwendig.

Im Gegensatz zur Sinnlichkeit der dialektalen Sprache ist Morgenschtean ein graphisch asketisches Organ. Abgesehen von der von Hansi Linthaler kreiierten mittelalterlichen baeuer- lichen Waffe auf dem Umschlag, eben dem Morgenstern, findet sich neben den Texten kaum einmal eine Illustration. Der Morgenschtean wird herausgegeben vom "Verein Oesterreichische Dialektautoren /-archive" und wurde vom Geschaeftsfuehrer des Vereins, Hansjoerg Waldner, und dem Kaerntner Dialektdichter Bernhard C. Buenker gegruendet.

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Wienzeile. Literatur und Kunst.
Buchhandlung Monte Verita, Hahngasse 15, 1090 Wien. - Gegruendet 1989.

... alles, was der sensibilisierte, umweltbewusste, koalitions- und kleinformatdebilisierte Durchschnittschnittler zum Relaxen braucht ...

Eigentuemer und Herausgeber: The Ink Visitor Verein zur Foerderung junger Literaten; Geschaeftsfuehrer: Herbert Pirschner; Chefredakteur: Guenther Geiger;
Redaktion: Thomas Frechberger, Bruno Jaschke,
Branco Lukenic; Graphik von Gerhard Peischl.
Die Wienzeile verstand sich bei der Gruendung als >Ueberparteiliches Literaturmagazin<, inzwischen erweiterte sich die Charakteristik auf >Ueberparteiliches Literatur- und Kunstmagazin<. Die Auflage war zu Beginn mit 5 000 Stueck fuer eine Literaturzeitschrift relativ hoch, Nr 7 aus dem Jahr 1991 hielt noch immer bei 3 000 Stueck. Der urspruengliche Gruendungsverein ist heute an der Zeitschrift nicht mehr beteiligt. Ab Nr. 5 (erschienen 1991) uebernahm die Herausgeberschaft der Verein >Viza- Literaturfoerderungsverein< mit Sitz in der Buchhandlung >Monte Verita<, die auch den gleichnamigen Verlag betreibt. Druck und Verkauf werden ebenfalls vom Verlag >Monte Verita< organisiert, streng genommen zaehlt die Wienzeile damit zu jenen Zeitschriften, die in enger Verbindung mit einem Verlag erscheinen, doch spiegeln sich Arbeit und Programm des Verlages kaum in der Zeit- schrift. Graphisch und inhaltlich ausgefeilt praesentierte sich bereits die Nullnummer. Neben den literarischen Texten finden sich Cartoons, Photos, aber auch andere Textgruppen, die in jeder Nummer wiederkehren. Etwa ein >inter-skription< genanntes Interview, Andeutungen von Literaturkritik und Polemiken gegen den Literaturbetrieb und, in einer Literaturzeitschift eher selten, auch Leserbriefe.

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Leseheft.
Gegruendet 1989 (oder 1990)
Herausgegeben und hergestellt von Walter Schwarzlmueller

Das Leseheft dient als Publikationsorgan einer Gruppe von Autoren, die sich um Walter Schwarzlmueller, geboren 1953 in Oberoesterreich, geschart haben. Zur Herstellung von Oeffentlichkeit fuer die Zeitschrift beschreitet Schwarzlmueller mehrere ungewoehnliche Wege. In der Rubrik >Redaktionelles<, die die kuenftige Gestaltung festlegt, weist er darauf hin, dass nur Bezieher der Zeitschrift sich das Recht erwerben, darin auch zu publizieren. Die Bezieher von Abonnements erwarben sich das Recht, eine bestimmte Anzahl von Texten in mehreren Nummern zu plazieren.
Ein weiterer Versuch, Oeffentlichkeit zu gewinnen, ist die Aktivierung der Leser. Das Leseheft startete einen in dieser Form einmaligen Versuch, die Meinung seiner Leser bei der Redaktion der Zeitschrift und der Publikation von Buechern zu beruecksichtigen. Auf einer der Zeitschrift beigelegten >Nennungskarte< konnten die Autoren der besten Beitraege angekreuzt, die zehn meistgenannten Autoren sollten dann bei der Gestaltung einer Anthologie beruecksichtigt werden.

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Der Prokurist.
Argentinierstr. 35/5, 1040 Wien; Andreas-Hofer-Strasse 7b, I-39011 Lana. - Gegruendet 1988.

1979 hatte Paul Valtiner in Lana eine Buchhandlung mit dem Buecherwurm als Signet gegruendet. Aus dieser Initiative entwickelte sich der >Verein der Buecherwuermer< und die Kulturtage Lana, erstmals 1986 organisiert, wie auch die Akademie fuer Sprache und die Zeitschrift >Der Prokurist<.

Das erste Heft der Zeitschrift wurde anlaesslich der Verleihung des N. C. Kaser-Preises an Bert Papenfuss-Gorek publiziert. Dieser Preis, gestiftet von Paul Flora, Markus Vallazza und dem Verein der Buecherwuermer in Lana, ist ein privater Preis fuer junge Autoren, der alle zwei Jahre vergeben wird. >Der Preistraeger wird ermittelt aus Anregung von Schriftstellern im Umkreis der Zeitschrift >Der Prokurist< (10 Jahre Literatur in Lana, fol. 7 v.). In der Zeitschrift wurden Texte von Bert Papenfuss- Gorek und seinem >literarischen Umfeld< vorgestellt.

Verwurzelt im Regionalen, ist der Prokurist alles andere als eine regional eingegrenzte Zeitschrift. Der zweite N. C. Kaser-Preis wurde an den 1956 in Budapest geborenen ungarischen Autor Laszlo Garaczi vergeben. Andrea Seidler stellte in der Nummer 2 des Prokurist neben Garaczi drei weitere ungarische Autoren vor. Die Texte wurden in ungarischer Sprache und in deutscher Uebersetzung abgedruckt.

Die dem franzoesischen Symbolisten Arthur Rimbaud gewidmete Nummer demonstriert die ausserordentliche Weite des literarischen Raums, den sich >Der Prokurist< in den wenigen Jahren seines Bestehens erobert hat. Vertreten sind der Turiner Lyriker und Marionettenspieler Guido Ceronetti, der Zuercher Slawist, Uebersetzer und Lyriker Felix Philipp Ingold, der polnische Lyriker und Dramatiker Tadeusz Rozewisz und der Berliner Lyriker Sascha Anderson.

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Das Wohnzimmer.
Fuhrmanngasse 1a/7, 1080 Wien. - Gegruendet 1990.

.. zeitgenoessische Literatur, Grafik und sonstige in printmedien darstellbare Art von Schaffen ...

Die Zeitschrift >Das Wohnzimmer< wurde als unterstuetzendes Medium fuer den Verlag >Das froehliche Wohnzimmer< gegruendet, der seit 1986 von Ilse Kilic und Fritz Widhalm betrieben wird. Zur Gruendung der Zeitschrift fuehrte, wie Fritz Widhalm berichtet, die Tatsache, das sich viele an den Verlag herangetragene Texte nicht fuer eine Publikation in Buchform eigneten, eine Veroeffentlichung aber verdient haetten. Darueber hinaus gibt es im Bereich der experimentellen Literatur, der sich der Verlag verschrieben hat, seit dem Ende der Zeitschrift >
Im Gegensatz zu den Buechern wird in die Zeitschrift wenig Gestaltungsarbeit gesteckt. Manuskripte der Autoren, sofern sie kopierbar sind, werden direkt uebernommen, ohne sie neu zu setzen.

Das Wohnzimmer ist, trotzdem in einen regelrechten Vertrieb nichts investiert wird, um Reaktionen der Leser bemueht. Auf der Innenseite des Umschlags wird um die Ruecksendung der Karte an die Redaktion >mit kurzer Notiz betreff: Diese Zeitschrift< erbeten.


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