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DIE KUNST DES DICHTENS, ELEMENTE, SONETTE.

© Franz Josef Czernin

(erde, sonett)

der stein, er wird verworfen eignem namen fest,
da fels am herz dicht liegt, als ding so vorzufallen,
wie all die zungen sich zu schweren brocken lallen,
dass boden unsre masse wälzt, ihr gibt den rest

als druck: aus grauem tief geschürft das durch uns lässt,
loch ohne rand zu graben, da wir erden ballen
den grund ganz aufzuwerfen, wir zusammenprallen
mit staub, mit sand am wort, das uns zu fassen presst:

geschlossen, ein wie ab, jetzt werden all die poren
an jeder stätte, dass sich haut und haar verschreibt
auf einen schlag, mit einem mal, uns sich zerstäubt

erfahrend maul als grube: tiefsten punkt zu bohren,
auf es und an gibt lot, das sich im grund aufreibt,
auf keine zeile pocht: kommt tot nicht zeug zu ohren?

(erde, sonett)

unter der hand gesät nimmt eins mich auf sein korn,
was, wahr und tief geschürft, da ich dies zeug fort pflanze,
aus staub sich macht, doch hier in maßen teilt, ansporn,
der selbst durchkreuzt sich, wie ich mir auch das ganze

in all den sand und wind bin schreibend: jeder dorn
ach, sticht in jedes auge, aus den sinn, als zu ich schanze
die böden doppelt stets? so schüttet aus mein horn
die grube mir, wirft auf als haufen, da ich tanze

in die und aus den reihen, zeilen, stets zu setzen,
über wie aus; sich blatt, im zeichnen, wendet, stelle
um stelle spaltend, öffnend: ist so grund zu schätzen,

wenn da aufbrechend, reif, im fall dann all der fälle
von mir bin aus-, wie ein-gestreut, loch all den plätzen?
die frucht davon, verschieden gleich, tritt auf der schwelle?

(erde, sonett)

im kreis, sich ziehend und auch wieder kehrend, läuft
der dreck, die spur in mich zurück in jedem namen,
da, rund heraus gesagt, uns punkt selbst springt: der samen,
das korn, dran wahr, bringt so hervor, wie das da häuft

und streut sich aus nach allen seiten, ganz umgreift
das feld, bestellend mich, sich leibhaft nachzuahmen:
uns gleich sich machend, aus dem staub, dies damit reift,
einsichtig ding zu drehn, wie wir uns stets schon kamen

zuvor, zu wort, im boden fruchtbar: maß zu nehmen
und auch zu geben, selbst wir jede stelle wenden,
wie es auf grund sich geht in unsren stoffen, lehmen,

die mich damit erfüllen, dass sich sachen senden,
im zeugen uns zu gliedern: ich, in all den händen,
jetzt schliesse mich, da wir durchdringen all die schemen?

(erde, sonett)

aus grauem, masse wälzt es sich, uns rührt, ach dreht,
ja schleudert ding aus sich, hier mich heraus fest greifend,
dass heiss der brei hervor gebracht hat uns, gesät
als korn längst, wahr dran, doch jetzt auf den teig versteifend

sich dergestalt; so macht ich uns aus staub, der sich gerät
feucht ausser sich, in all den namen gliedernd, reifend,
dass es, in solcher fassung, sich bewahrt, da steht,

als kern, der sache: was das heisst, da wir durchdringen
uns leibhaft, dass es sauer, süss aufgeht, das maß
gebend, so ein wie aus, gleich voll: was uns schon stets besaß,

schürft lebhaft, tief hier? steine, brote, die verschlingen
einander uns, am wort, das hält, sich isst gelingen
auf ganz: ach, jeder deut davon jetzt in sich las?

(erde, sonett)

an all dem zeug, dem ganzen quatsch, so tief zu rühren,
wir lauthals mischen ein mich, gehend auf den grund,
dem dies sich brockt ein bild, dass auf uns sich auch führen
stücke, zurück: so neu der kloss aus all dem schund

geballt sich formt in meinem namen wörtlich mund
aus dreck, aus schimpf; da, was wir heissen, wir jetzt spüren,
staub glieder an uns spielt, gleich wie aus meinem schlund
es gurgelt, murmelt, ach, mit jedem deut wir gieren

nach der gestalt: so steigt die sache, wendung schicht
für schicht herausplatzt, boden doppelt ist bereitet
wie weg gezogen; jetzt sind wir, was ding ausspricht,

einander tretend, auf wie fehl, da ganz es mir bedeutet,
am eigenen schopf das klump zu packen, bloss, doch dicht
gestellt: schon ort wird leer, da nichts mehr ihn bestreitet?

medaille (erde, sonett)

aus adern, eisern, die sich für uns haben, schlägt
es dunkel sich, aus all der art, dem sinn; tief schürft,
sich fördernd kommt es hoch, zu dem sich auf so wirft,
das schwer auf uns gemünzt der zunge liegt, doch trägt

und trägt über das bild: was zeigt sich da, geprägt
uns ein und fest zu stellen wörtlich? ach, mein kopf, so klar
sich zeichnend aus, so blank, ja auf- wie ausgelegt,
dass doppelt seite mit sich selbst verkehrt, für bar

zu nehmen das, uns heim zu zahlen: schon das gesicht
geschnitten aus sich selbst in eins fällt, gleich fährt
stumm, dunkel uns zurück in all die knochen, schicht

für schicht dies schwarz in schwärzer malt, zerstört
schimmer um schimmer: folgend fuss am fuss, verzehrt,
gezogen weg, grund zu sich geht, nichts hält als dicht?

(erde, sonett; orpheisch)

da all dies blei, so schwer, damit sich uns versenkt,
ich tastend stets, herein versetzt, in worte fallend,
rühr dicht den tiefen ton; ins dunkle bin gedrängt,
besohlend uns von grund auf, loch um loch beschallend;

ergreifend lückenhaft, ich räume ein, uns gebend
in deinem sinn, aus staub: gehör mir sich uns schenkt,
korn wahr dran, dich besaitet, zart wie rauh, dass bebend
der boden doppelt wird, bereitet, da dies hängt

an allen lippen: aus mir lotend laut bedingen,
dich wieder-hole, -halle, spielend wir gezogen
einander auf sind, stets aus einem mund zu bringen

ans licht: ob all das gold, das schwieg, in solchem bogen
heim uns sich geigt, ja -leuchtet, durch lässt zunge dringen,
silbe für silbe süss: sind aus wir uns gewogen?

(erde, sonett; orpheisch)

in meinem, schwer gemachten, namen bin versenkt
ich uns, stets fallend zu, tief bis ins letzte haar,
zur wurzel, dass jetzt staub dies fasst, ein korn anfängt,
sich gründet seinem ton gemäss, da gras dran wahr,

es drunter gehend, drüber, wachsen hört: uns laut
bedacht in deinem sinn, hob an das, jedes paar,
- auch lippen - öffnend, dass es, im ausgraben, schaut
und schallt dich wieder, mund aus höhlen stellend klar,

ja rein heraus: wir sind damit bestimmt, zu worty
einander, ja zu tag zu kommen, zu gesicht,
da durch das dunkel es dies schlug, so süss begleitet

das schwarze trifft; zu halten stein und bein ist schicht
für schicht da aufgezogen, boden selbst bereitet:
steht dergestalt auf solchem blatt uns zu der ort?

waizen, spreu (erde, sonett)

da boden doppelt, so aufwühlend, zu mir fällt,
es stampft aus spreu und staub sich, lärm und all dem kot;
zusammen stoppelnd, stotternd sich, heraus dies stellt,
dass das, was wüst gesät, sich aufgeht, all dies schrot

in körnern, wahr an uns; dran sich es, wörtlich, hält,
da ich es mahle aus, so fruchtbar aus der not
beleibt, wie es uns schmerzlich fasst; wir sind gepellt
aus jeder schale frisch jetzt, neu, einander brot,

dies da mit teilend: kern gepflanzt, auch fort, gemessen
uns dergestalt wird zu, in jedem zeug bedingt
mit haar und haut, auskostend bitter, süss, wir fressen

uns auf, ganz sachlich: wie da an sich erde bringt,
hier jeden fussbreit mich, wir sind, von uns besessen,
im letzten krümel noch, was durch sich selber dringt?

(erde, sonett)

was mir, und nicht nur wörtlich, blüht, damit uns pflanze,
auch fort, dass es sich fruchtbar vielfach spielend trägt,
ach, über, aus, in manchem sinn die wurzeln schlägt,
ab derart auch: so gründlich treibt es, diesen kranz,

verwindend auch, was bloss sich stellt, entblätternd sägt
an sich zweig dergestalt, an mir; blüte bestäubt im tanz,
jetzt gleich - schön scharf darauf! - gefällt, als hin es legt,
sich leibhaft aus, dass es, bezeugend, dreht das ganze,

das ding: wie reiflich es uns einführt, -aus, versüsst,
in reden, säften triefend, durch mich schwanger geht,
leckt honig, blut, da uns, geleimt, es so geniesst

verblümt und sachlich: ja, auf schneiden es ersteht,
nicht ungereimt nur, denn, was sand streut, doch erspriesst
als korn dran wahr, am wort, das erntend hält, gerät.

(erde, sonett)

in staub ich werf mich, lumpen, wie es an uns packt,
in stoff rauh schlägt, da ich verwoben hart, von schichten
und schalen lass eindecken mich, ja eingesackt,
wir sind, das maul, gestopft und zugenäht, im dichten

dies lautlos hält. wie schwer der grund, doch auch erstickt,
nicht nur in einem sinn, der keim, das korn dran wahr,
da um es wälzt uns, wendend fetzen mir, ausdrückt,
verwirkend sich, am zeug das loch, bis dann dies paar

sachen passt an sich mir, die haut zweimal entfaltend,
uns doppelt löst gewand: so gründlich dies erfüllt,
ihr trägt das über, aus, blatt mit mir teilend, spaltend,

wörtlich zu stellen bloss: wie schlüpft durch sich dies bild,
so wohlgeformt sich blüht, durch maschen geht enthaltend
uns selbst - damit bekleidet, nackt, sich dies enthüllt?


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