© Franz Josef Czernin
In vielen Rezensionen von Christoph Ransmayrs Werk, insbesonders
auch seines letzten Romans Morbus Kitahara, wird behauptet, dass
es sich, oder gar jedes seiner Sätze, harter und ausdauernder
Spracharbeit verdanke, ja es hat sich der Mythos gebildet (an
dem der Autor selbst nicht ganz unbeteiligt ist), dass es das
Ergebnis ungeheurer Entbehrungen sei, einer Art sprachlicher
Extrembergsteigerei, und somit einen Gipfel an
Sprachvollkommenheit darstelle.
Da ich die Hypothese, dass sich die Qualität einer Dichtung in
so gut wie jedem Satz und zugleich auch in den (für den
alltäglichen Umgang) oberflächlichen Aspekten der Sprache zeigt,
wenn auch nicht unter allen Umständen für wahr, so doch
wenigstens zumeist (und auch in diesem Fall) für fruchtbar
halte, begnüge ich mich hier mit einer punktuellen Analyse
einzelner Wörter, Sätze oder kurzer Textpassagen; mit einer
Analyse, die vor allem sprachlogische und grammatikalische, aber
auch stilistische Gesichtspunkte berücksichtigt.
Zweifellos kann eine solche Analyse eine integrale Kritik des
Romans nicht ersetzen, eine Kritik, welche die Ergebnisse einer
solchen Analyse sowohl mit dem, was der Roman insgesamt zu sagen
und zu zeigen versucht, als auch mit seinem
literaturgeschichtlichen Ort in Beziehung zu setzen und das
Verhältnis dieser Momente zu bewerten hätte.
Zwei mögliche Missverständnisse möchte ich vorweg
auszuschliessen versuchen.
Zum einen: Selbstverständlich kann alles, was hier als Fehler
oder Versehen dargestellt wird, in bestimmten Zusammenhängen zu
einem überzeugenden literarischen Mittel werden. Wenn ich hier
also von Fehlern oder Versehen spreche, dann unterstelle ich,
zumeist ohne das im einzelnen zu begründen, dass es keine
überzeugende ästhetische Rechtfertigung für den jeweiligen
Sprachgebrauch im Rahmen dieses Romans gibt.
Zum anderen: Mir ist klar, dass jeder literarische Satz eine
unendliche Aufgabe darstellt, eine Aufgabe jedenfalls, der man
immer nur mehr oder weniger gerecht werden kann; es scheint mir
offenkundig, dass schon in einer einzigen Sprache, ja eben in
einem einzigen Satz die ganze babylonische Verwirrung steckt,
die ganze Dunkelheit. Ich glaube auch zu erkennen, dass Dichtung
der Versuch ist, eingedenk dieser Verwirrung, dieser Dunkelheit,
eine Art Ordnung hervorzurufen, eine Ordnung, welche womöglich,
gegen jene Dunkelheit gehalten, fast nichts ist. Weder erwarte,
noch verlange ich den vollkommenen Satz, die ungetrübte
sprachliche Erleuchtung. Ich halte es deshalb für
wahrscheinlich, dass es keinen Schriftsteller gibt, dem man
nicht sprachliche Versehen nachweisen könnte. Wenn ich hier
Ransmayrs Sätze dennoch scharf und ausführlich kritisiere, dann
also nicht im Namen einer Vollkommenheit, die vielleicht
unerreichbar ist. Und so kommt es hier sowohl auf die Häufigkeit
als auch auf die Art der Fehler oder Versehen an.
Ich gebe aber zu: der Anspruch sprachlicher Perfektion, der in
diesem Fall vom Autor explizit erhoben und dessen Einlösung von
der Kritik vielfach behauptet worden ist (während er doch
eklatant und wiederholt verfehlt wird), ist ein zusätzlicher
Anreiz, sich mit diesem Text zu befassen; und das auch deshalb,
weil mir die Behauptung der Einlösung jenes Anspruchs für
symptomatisch für den Zustand der literarischen Welt insgesamt
halte: Das Schreiben und Lesen von literarischen Texten und die
kritische Auseinandersetzung mit ihnen scheinen mehr und mehr
auf die Ungenauigkeit und Beliebigkeit herunterzukommen, die
ihre mediale und merkantile Verwertbarkeit vorgibt. In einem
seltsamen und nur halb bewussten oder nicht eingestandenen Spiel
bestärken einander Autoren, Verlage, Journalisten, Germanisten
im Verein mit dem sogenannten Markt, auf dass ein Rad ins andere
greife.
Die hier gegebenen Beispiele für phrasen- und bürokratenhaften
Sprach- und so inkonsequenten wie oberflächlichen Bildgebrauch,
für logische Ungereimtheiten, stilistische Unsicherheiten usw.
sind nur ein Teil jener, die ich in den ersten hundertfünfzig
Seiten dieses vierhundertvierzig Seiten starken Romans gefunden
zu haben glaube. So liesse sich ihre Reihe noch um vieles
verlängern, und das gilt um so mehr, als ich hier auch
keineswegs alle mir fragwürdigen Stellen aus den ersten
hundertfünfzig Seiten aufliste, ja nicht einmal alle in den
Sätzen, die ich in diesen Notizen zitiere.
Ein scheinbar oberflächlicher Fehler - der Duden betrachtet ihn
nicht einmal mehr als solchen - unterläuft im folgenden Satz.
Doch er ist deshalb der Rede wert, weil er in seinem Kontext zu
Missverständnissen führen kann:
"Die Waffe. Es war das gleiche Modell."
Hier sollte es dasselbe Modell heissen, denn das Modell einer
Waffe ist ein abstrakter oder konzeptioneller Gegenstand,
gleichsam das Programm oder Muster aller seiner Verkörperungen,
der einzelnen Waffen, die nach diesem Programm oder Muster
gefertigt sind. Eben deshalb kann es für alle Waffen, die gleich
sind, nur ein Modell geben, eben ein und dasselbe Modell. (Das
gleiche Modell wäre somit ein anderes, ähnliches.) Doch der
Kontext dieser Passage verrät, dass Bering (einer Hauptfigur des
Romans) die Waffe deshalb bekannt ist, weil sie nach einem
Modell gefertigt ist, das er durch eine andere seiner
Verkörperungen, also eine bestimmte andere Waffe, kennengelernt
hat. Anders als das Wort Modell bezeichnet das Wort Waffe etwas
sinnlich Wahrnehmbares, etwas von dem es mehrere Exemplare geben
kann, die einander gleichen können.
Im darauffolgenden Satz spricht Ransmayr wieder von der Waffe:
"Bering kannte diese Waffe besser als jeden anderen Mechanismus,
den er jemals zerlegt und wieder zusammengefügt hatte."(Seite
105)
Aber meint er hier nicht eigentlich wieder das Modell, da er
diese Waffe, diese Pistole, gerade zum ersten Mal zu Gesicht
bekommen hat? Aber ich gebe zu: kennt man das Modell, kann man
auch behaupten, die Waffe zu kennen, ja selbst behaupten, diese
Waffe zu kennen, die man zum ersten Mal vor Augen hat. Und wie
man sich mit dem Wort Fehler auf dessen Kategorie oder auf den
bestimmten Fehler selbst beziehen kann, kann man sich mit dem
Wort Waffe sowohl auf eine sinnlich wahrnehmbare Waffe als auch
auf ihr Modell beziehen.
Doch es gibt noch etwas Zweifelhaftes in diesem Satz: Bezeichnet
das Wort Mechanismus etwas, das in dem Sinn wahrnehmbar ist wie
die Waffe selbst oder Teile von ihr wie Schaft oder Lauf?
Allerdings gibt es einen Sprachgebrauch, der das suggeriert. Für
ihn ist der Mechanismus einfach etwas Materielles, etwas, das
sich genau in dem Sinn identifizieren lässt wie die Waffe oder
bestimmte ihrer materiellen Teile. Aber ist dieser
Sprachgebrauch, wenn er auch üblich sein mag, nicht höchst
ungenau und insofern irreführend? Bezeichnet das Wort
Mechanismus nicht eine Eigenschaft, zu deren Identifikation
sinnliche Wahrnehmung eine andere, nämlich eine viel stärker von
bestimmtem Vorwissen oder bestimmten Kenntnissen geprägte Rolle
spielt als im Fall der Identifikation der Waffe selbst oder
ihrer materiellen Teile? Bezeichnet das Wort Mechanismus nicht
etwas, das sich erst durch ein - wie immer vages - Verstehen der
Funktion der Waffe, das heisst durch das Verstehen des
Zusammenspiels einiger ihrer Teile begreifen lässt?
- Man muss also, wie das Wort Mechanismus selbst verrät, die
Mechanik, etwas von der spezifischen Anwendung physikalischer
Gesetze auf Waffen, begreifen, um einen Mechanismus
identifizieren zu können.
Wenn in diesem Sinn der Mechanismus auch nicht sinnlich
wahrnehmbar ist, sondern nur die Waffe selbst oder bestimmte
ihrer Teile, die man, bestimmte Kenntnisse vorausgesetzt,
allenfalls mit bestimmten Mechanismen identifizieren kann, so
kann man eine Waffe - in einer Art metonymischer Übertragung -
auch als Mechanismus bezeichnen. Doch man sollte dann gerade
nicht, wie Ransmayr in jenem Satz, die Waffe als Mechanismus
bezeichnen, den man zerlegen oder zusammenfügen kann und damit
die rhetorische Figur gleichsam wieder ungeschehen machen. Denn
zerlegen oder zusammenfügen kann man wiederum nur eine Waffe
oder manche ihrer Teile, auch wenn man wahrscheinlich ihren
Mechanismus verstehen muss, um sie so zu zerlegen und wieder
zusammenzufügen, dass am Ende nicht etwas anderes als eine Waffe
daraus wird.
An jenem Satz zeigt sich, dass diese scheinbar so geringfügige
Trübung und Unklarheit eng mit dem Bereich des Sprachlichen
zusammenhängt, der so vage mit dem Wort Stilistik umschrieben
wird: Gerade um jener rhetorischen Figur (Metonymie) willen, in
der die Waffe als Mechanismus bezeichnet wird, während die
Figürlichkeit dieser Rede doch damit zurückgenommen wird, dass
dann dieser Mechanismus zerlegt oder zusammengefügt wird, als
wäre er tatsächlich einfach die Waffe selbst, wird etwas
offenbar, das auch tiefer in die ästhetische Problematik von
Ransmayrs Schreibweise hineinführt. Der Satz Bering kannte diese
Waffe besser als jeden anderen Mechanismus, den er jemals
zerlegt und wieder zusammengefügt hatte, der die Waffe mit einem
Gegenstand ihrer funktionalen Beschreibung gleichsetzt, diesen
Gegenstand aber sogleich wieder umstandslos zu einem sinnlich-
Wahrnehmbaren macht, hat etwas Prunkvolles; eine Spur von
technoidem Prunk ist ihm eigen, etwas von jenem Paradoxon, dass
Termini, die technische Verfügung oder gar wissenschaftliche
Beschreibung und Präzision suggerieren, als Ornament gebraucht
werden. (Und diese Tendenz zum Ornament ist in anderen Sätzen
des Romans noch viel deutlicher. Ich werde darauf zurückkommen.)
"Er starrte durch den Tanz der Hunde auf die lachende Frau. In
seinem Leben hatte er noch keiner Fremden länger als einen
Herzschlag in die Augen gesehen. Und er senkte auch jetzt den
Blick in der gleichen Sekunde, in der Lily ihn ansah."(Seite
101)
Von der Verwechslung zwischen dem Gleichen und demselben - in
der gleichen Sekunde - abgesehen ist der chronometrische Begriff
(Sekunde) hier fehl am Platz, geht es doch gar nicht darum, eine
Zeitspanne zu messen, sondern nur darum zu sagen, dass Bering
gerade dann den Blick senkt, als Lily ihn ansieht. (Und
angesichts des Kontexts beziehungsweise der Diktion dieses
Romans ist es auch kein gutes Argument für den Gebrauch dieses
Wortes, dass eine sehr kurze Zeitspanne oder ein Augenblick
umgangssprachlich Sekunde genannt wird.)
Fehlgriffe bei der Wortwahl gibt es eine ganze Reihe in diesem
Buch - etwa auch die jeweils angeschlagene Sprachhöhe angehend.
Häufig wird zu hoch gegriffen, manchmal aber auch zu tief. Ein
Beispiel dafür ist die kürzelhaft-verbrauchte und zugleich
wissenschaftlich-sachliche Formel vom atlantischen Tief:
"Wenn die Regenschauer eines atlantischen Tiefs den Blick über
den See trübten, waren die Berge mit ihren bis tief in den
Sommer überdauernden Schneefeldern manchmal von einer
Unwetterfront kaum zu unterscheiden."(Seite 32)
Hier sollte, dem Tonfall des Satzes gemäss, doch eher von den
Schauern einer Regenzone, die aus den Tiefen des Atlantik
herkommt, die Rede sein oder von etwas von vergleichbarer
Pathetik.
Ausserdem ist hier das Wort manchmal, wenn nicht überflüssig, so
doch zweifelhaft. Denn will Ransmayr hier wirklich sagen, dass
nicht immer, wenn ein atlantisches Tief den Blick über den See
trübte, die Berge von der Unwetterfront kaum zu unterscheiden
waren, sondern nur manchmal?
Ein Wort, das angesichts des Zusammenhangs aus einer allzu
tiefen Sprachschicht stammt, wird auch in diesem Satz gewählt:
"Durch die offenen Schiebetüren der Viehwaggons wehte ein
Gestank nach Urin und Scheiße [...]"(Seite 29)
Sollte es hier nicht entweder heissen Urin und Kot, oder Pisse
und Scheisse? Also weder Urin und Scheisse noch Pisse und Kot?
"Wenn die Stürme im März und April manchmal rote Staubwolken
über die morastigen Felder trieben [...]"(Seite 50)
Auch hier ist, wie im vorletzten Beispiel, manchmal überflüssig.
Wenn von den Stürmen im März und April die Rede ist, ist schon
klar, dass es nicht ununterbrochen stürmt und also auch die
roten Staubwolken nicht ununterbrochen über die morastigen
Felder treiben. Dass andererseits soll nicht gesagt werden, dass
nicht immer, sondern nur manchmal, wenn es stürmt, rote
Staubwolken über die morastigen Felder trieben, beweist der
Kontext dieser Stelle, ja des Romans überhaupt: Denn auf die
genaue metereologische Unterscheidung zwischen Stürmen, die rote
Staubwolken über Felder treiben und solchen, die das nicht tun,
kommt es dort nirgends an.
*
So überflüssig wie manchmal im letzten Beispiel ist stets im
nächsten:
"Sie malte dieses Bild nach einer Fotografie, die sie bis zu
ihrem Tod stets bei sich trug und die den Vater lachend vor der
Oper in Wien zeigte."(Seite 122)
Wenn man etwas bis zu seinem Tod bei sich trägt, dann ist damit
schon gesagt, dass man es immer bei sich trägt. Aber auch wenn
dieses Wort nicht überflüssig wäre, etwa dann, wenn man betonen
wollte, dass jemand etwas Tag und Nacht bei sich trägt, dann
wäre stets wiederum nicht das bestmögliche Wort. Dann nämlich
wäre das Wort ständig wirksamer, das, anders als das blasse,
verschliffene und formelle stets, das Unaufhörliche oder auch
das Ununterbrochene stärker anklingen lässt, also stärkere
raumzeitliche Implikationen trägt und zugleich auch viel
deutlicher Bildhaftes evoziert (da es noch Stand oder Stehen
hören lässt).
Doch in diesem Satz ist noch eine Fragwürdigkeit ganz anderer
Art enthalten - die beiden durch und verknüpften Relativsätze:
"[...] die sie bis zu ihrem Tod stets bei sich trug und die den
Vater lachend vor der Oper in Wien zeigte." In einem einzigen
Teilsatz wird hier sowohl von dem gesprochen, was mit der
Fotografie geschieht, als auch von dem, was auf ihr zu sehen
ist. Man muss schon gute Gründe haben, um in einem literarischen
Text zwei so verschiedenartige Sachverhalte einander so nahe zu
rücken. Dass es in diesem Text an guten Gründen dafür mangelt,
zeigt das aber nicht der nächste Satz, in dem die Beschreibung
dessen weitergeführt wird, was auf der Fotografie zu sehen ist?
"Er trug seine schwarze Uniform mit allen Orden und eine
Schirmmütze, die seine Augen im tiefen Schatten beließ."
Hier werden - so beiläufig wie in nichtliterarischer Sprache -
zwei verschiedenartige Sachverhalte in einen einzigen Teilsatz
gesteckt, ohne Rücksicht sowohl darauf, dass in ihm zwei
Realitätsebenen gleichgesetzt werden, als auch darauf, dass der
zweite Sachverhalt im nächsten Satz so weitergeführt wird, dass
der erste keine Rolle mehr spielt. - Ein einfacher Vorschlag zur
Güte: Sie malte dieses Bild nach einer Fotografie, die sie bis
zu ihrem Tod bei sich trug. Der Vater war auf ihr zu sehen,
lachend vor der Oper in Wien. Er trug eine schwarze Uniform
usw...
Allerdings lässt sich gegen diese, meine Darstellung einwenden,
dass sie den Kontext dieser beiden Sätze nicht hinreichend
berücksichtige. - Ich zitiere den Absatz, aus dem die beiden
Sätze stammen:
"An Sonntagnachmittagen aber saß sie oft an einem lebensgroßen
Brustbild ihres Mannes, das sie nie vollendete. Sie malte dieses
Bild nach einer Fotografie, die sie bis zu ihrem Tod stets bei
sich trug und die den Vater lachend vor der Oper in Wien zeigte.
Er trug seine schwarze Uniform mit allen Orden und eine
Schirmmütze, die seine Augen im tiefen Schatten beließ. Die
Mutter saß und malte und ersetzte die schwarze Uniform
Pinselstrich für Pinselstrich durch einen Lodenanzug mit
Hirschhornknöpfen und die Schmirmmütze durch einen Filzhut, dem
sie ein Sträußchen Heidekraut aufsteckte."
Angenommen, die beiden so verschiedenartigen Sachverhalte, dass
sie die Fotografie bis zu ihrem Tod stets bei sich trug, und,
dass diese den Vater lachend vor der Oper zeigte, werden
insofern zu Recht in einem einzigen Satz ausgesagt, als sie -
ihrer Verschiedenartigkeit zum Trotz - mehr miteinander zu tun
haben als der folgende Satz ("Er trug seine schwarze Uniform
[...]") mit dem zweiten jener beiden Sachverhalte. Es könnte ja
so sein, dass sie gerade diese Fotografie mit sich trägt, weil
auf ihr der Vater lacht, oder sogar, weil er vor der Oper in
Wien lacht (sie will ein schönes oder erfreuliches Bild des
Vaters aufbewahren), während der zweite Teil der Beschreibung
dessen, was auf der Fotografie zu sehen ist, sich insoferne von
dem lachenden Gesicht des Vaters deutlich absetzt, als er das an
dem Bild betrifft, woran seine Frau gerade nicht erinnert werden
will (die schwarze Uniform, die Schirmmütze, welche die Augen im
Schatten belässt). Wenn dem aber so ist, ist dann Ransmayrs
Lösung nicht dennoch keineswegs die beste? Hätte er dann nicht
besser daran getan, den zweiten Sachverhalt (und die den Vater
lachend vor der Oper in Wien zeigte) aus der Folge zweier
Relativsätze zu lösen, aus einer Folge, die ihr zweites Glied zu
so etwas wie einem Appendix macht, zu etwas, das einfach
hinzugefügt, ja hineingestopft wird und deshalb sein eigenes
Gewicht beinahe ganz einbüsst?
Unter der Voraussetzung, dass die Beschreibung dessen, was auf
der Fotografie zu sehen ist, zwei deutlich voneinander zu
unterscheidende Teile haben soll, wäre vielleicht diese Lösung
besser, die einen Absatz zwischen die beiden Teile der
Beschreibung dessen setzt, was auf der Fotografie zu sehen ist:
Sie malte dieses Bild nach einer Fotografie, die sie bis zu
ihrem Tod bei sich trug. Sie zeigte den Vater lachend vor der
Oper in Wien.
Er trug eine schwarze Uniform usw...
Und - vielleicht allzu hellhörig gemacht - irritiert da noch
etwas: Das Wort trug kommt in zwei Sätzen vor, die in Ransmayrs
Version unmittelbar aufeinander folgen: "Sie malte dieses Bild
nach einer Fotografie, die sie bis zu ihrem Tod stets bei sich
trug und die den Vater lachend vor der Oper in Wien zeigte. Er
trug seine schwarze Uniform mit allen Orden und eine
Schirmmütze, die seine Augen im tiefen Schatten beließ." -
Zweimal das gleiche Wort auf so engem Raum zu gebrauchen, das
könnte eine bestimmte rhetorische Wirkung entfalten, etwa wenn
es hiesse: sie trug die Fotografie bei sich, er trug eine
schwarze Uniform. In diesem Fall würde der Gebrauch desselben
Verbs gerade den Kontrast, vielleicht auch das Widersprüchliche
der beiden Tatsachen betonen oder jedenfalls die Beziehung
zwischen ihnen. Zwischen den Tatsachen, dass sie die Photografie
bei sich trug und er eine schwarze Uniform, ist aber eine solche
semantische Beziehung nicht gegeben. Und das zeigt sich auch
damit, dass vor dem Satz, in dem das Wort trug zum zweiten Mal
vorkommt, noch der Halbsatz und die den Vater lachend vor der
Oper in Wien zeigte eingeschoben wird.
So bleibt nur, dass Ransmayr diesen störenden Gleichklang
versehentlich hervorgerufen hat.
Jenes Beispiel für die zweifelhafte Gliederung einer Textpassage
steht für eine ganze Reihe ähnlicher. Aber auch die Gliederung
einzelner Sätze missrät Ransmayr häufig:
"Berings Mutter glaubte an ein Zeichen des Himmels und trug den
Hühnerkäfig entsetzt aus der Kammer, als der Säugling...zu
schreien begann."(Seite 19)
Das Wort entsetzt wird hier so in den rhythmischen und
grammatikalischen Verlauf des Satzes eingefügt, dass es beinahe
wirkungslos bleibt. Dort, wo dieses Wort steht, könnte jedes
andere Partizip oder Adjektiv stehen. Bei dieser Wortstellung
ist es völlig gleichgültig, ob der Hühnerkäfig entsetzt oder
fröhlich, hinkend, schnell oder langsam aus der Kammer getragen
wird. Dem, was beschrieben werden soll, eher gerecht würde zum
Beispiel: Berings Mutter glaubte an ein Zeichen des Himmels und
entsetzt trug sie den Hühnerkäfig...
Vergleichbar fühllos für Bedeutungsnuancen, die durch die
Wortstellung hervorgerufen werden, ist Ransmayr auch hier:
"Militärpatrouillen schützten längst nur noch die
Verbindungslinien zwischen den Kommandanturen des Tieflands und
waren für Hilferufe aus den Kaffs gewöhnlich taub."(Seite 54)
Da hier das Wort gewöhnlich unmittelbar vor taub steht, könnte
es auch eine nähere Bestimmung der Art und Weise des Taubseins
sein - Als könnten die Militärpatrouillen nicht nur gewöhnlich
taub sein, sondern auch ungewöhnlich taub. Tatsächlich wird
gewöhnlich hier aber als Temporaladverb gebraucht (etwa wie
meistens); es sagt etwas über die Häufigkeit aus, mit der die
Militärpatrouillen für die Hilferufe taub waren.
Nicht nur unangemessener Satzbau (wie in dem Beispiel mit der
entsetzten Mutter), sondern auch der blinde Gebrauch von Phrasen
kann dazu führen, dass das, was gesagt wird, um seine Wirkung
gebracht wird, dass es nicht gegenwärtig, nicht, wie Karl Kraus
es ausdrückt, Wortgestalt wird. Der Widerspruch zwischen Formel
und Darzustellendem kann geradezu kontraproduktiv sein:
"Jetzt strich Elliot seine Blätter glatt, die sich, kaum
losgelassen, immer wieder einrollten, hob sie endlich dicht vor
seine Augen und begann, die Paragraphen eines Friedensplanes mit
einer solchen Geschwindigkeit abzulesen, dass die Kolonnen nur
Satzfetzen, Fremdworte - vor allem aber die Beschimpfungen und
Kommentare verstanden, mit denen Elliot seinen förmlichen Ton
immer wieder unterbrach."(Seite 42)
Wie schnell abgelesen wird, kann nicht weniger deutlich werden
als mit der langsamen, nämlich mehrwortigen und vielsilbigen
Formel mit einer solchen Geschwindigkeit. Zudem ist
Geschwindigkeit ein Begriff, der stark durch seinen Gebrauch als
ein physikalischer Terminus technicus geprägt ist und deshalb
wenig dafür geeignet, die subjektive Erfahrung des Lesens zu
vermitteln. - ...begann so rasch (so schnell) abzulesen hätte
wenigstens einiges von dem spürbar gemacht, worum es geht.
"Der Wagen war von einer übermächtigen Fliehkraft aus der
Bellevuekurve getragen worden, war am Wasser gegen die zur
Befestigung des Ufers eben erst errichtete Steinmauer und von
dort auf die Straße zurück geprallt."(Seite 68)
Wäre die eine übermächtige Fliehkraft so, wie diese Wörter
suggerieren, nämlich schwerfällig-statisch beziehungsweise
attributiv und nominal (eine Substanz mit einem Attribut), dann
könnte kein Wagen von ihr aus einer Kurve getragen werden.
Zugleich ist aber von einer übermächtigen Fliehkraft womöglich
überhaupt überflüssig. Wenn ein Wagen aus einer Kurve getragen
wird, dann wird, wenn keine anderen Gründe erwähnt werden,
wenigstens sehr nahegelegt, dass das durch nichts anderes
verursacht wird als durch das, was in der Physik als Fliehkraft
beschrieben wird. Aber selbst wenn man zugibt, dass es notwendig
ist, die Kraft zu bezeichnen, die den Wagen aus der Kurve trägt:
ist es auch notwendig, diese Kraft noch mit dem Attribut
übermächtig zu charakterisieren?
Nur in einem Roman, zu dessen Sinn es wesentlich gehört, sich
auf physikalische Kräfte zu beziehen und sie auch zu
vergegenständlichen, könnten solche Formeln zu Recht stehen.
Gerade das trifft aber auf Ransmayrs Roman nicht zu. (So könnte
eine Kritik von Morbus Kitahara von dem nur dekorativ-
rhetorischen Wert dieser und ähnlicher Formeln ausgehen.)
Zu einer Stil-Blüte, die Elfriede Jelinek in ihrer Prosa als
Kunstmittel einsetzen könnte, wird im nächsten Satz papierenes
Bürokratendeutsch im Verein mit dem linkischen Versuch, etwas
von der Redeweise englischsprachiger Soldaten wiederzugeben:
"Und wenn sie dann unter den Augen der Soldaten auf Ballons,
Scheiben oder Feinde aus Pappe schoß, setzte sie ihre Treffer
stets in ein unverdächtiges Out."(Seite 128)
Mit der blindlings gebrauchten Phraseologie (einen
Treffer...setzen) verschwindet das, was vor allem beschrieben
werden soll, der Fehlschuß, nämlich in der seltsamen
sprachlichen Verrenkung, die Treffer zu beschreiben versucht,
die keine sind.
Und wendet man hier ein, dass man ja einen beabsichtigten
Fehlschuss auch als eine Art Treffer bezeichnen könnte, dann
hindert dennoch die blindlings gebrauchte Phraseologie daran,
den zu beschreibenden Vorgang gegenwärtig zu machen: Ransmayrs
Satz zwingt zur Vorstellung, dass die Treffer ihr schon vor dem
Schuß zur Verfügung stehen und dann in etwas - eben in das
unverdächtige Out - gesetzt werden.
So überflüssig wie manchmal und stets in den zitierten
Beispielen ist hier zum Anfangen:
"Als Elliot das Kommando zum Anfangen gab, wälzte der Schmied
einen großen Steinquader auf seine Trage, band ihn fest, nahm
das Gewicht auf den Rücken, stand taumelnd auf und stieg mit der
Kolonne wohl dreißig oder mehr Stufen empor."(Seite 48)
Dass der Schmied eine Anordnung befolgt, geht hinreichend aus
dem Zusammenhang hervor. Und zweifelt man daran, dann hätte es
gereicht zu schreiben: Als Elliot das Kommando dazu gab, wälzte
der Schmied [...]. Die Substantivierung des Verbs Anfangen
jedenfalls, die nichts als ungeschickt wirkt, kann man ohne
weiteres vermeiden.
*
"Von einem Rudel schwanzwedelnder Hunde bedrängt, war Lily
gerade dabei, die Zügel ihres Maultiers am Arm eines steinernen
Fauns..."(Seite 100)
Gibt es noch andere Körperteile, mit denen Hunde wedeln? Oder
gibt es Hunde, die mit anderen Körperteilen wedeln als mit ihren
Schwänzen? Man spricht ja auch nicht von armwinkenden oder
fusslaufenden Menschen! Ist es am Ende bezeichnend für Ransmayrs
Schreiben, dass hier unversehens aus dem Anspruch genauer
Beschreibung der Gestus von Genauigkeit wird, der sich als eine
Art von Pleonasmus entpuppt?
Pleonastisch auch das noch einmal in diesem Satz:
"Das Feuer loderte über die Toten hinweg, löschte ihre Augen und
Gesichtszüge, entfernte sich prasselnd, kehrte im Sog der
eigenen Hitze noch einmal wieder und tanzte auf den zerfallenden
Gestalten, bis ein Wolkenbruch die Flammen in die eisengraue
Asche gestürzter Quaresmeirabäume zurücktrieb und schliesslich
alle Glut in das feuchte Herz der Stämme zwang. Dort erlosch der
Brand."(Seite 7)
Es reichte zu sagen: das Feuer kehrt wieder. Vielleicht wollte
Ransmayr sagen, dass das Feuer ein letztes Mal wiederkehrt. Aber
auch diese nähere Bestimmung des Wiederkehrens wäre überflüssig,
da der Brand erlöscht, bevor sich das Feuer noch einmal
entfernen kann.
Und dass in diesem Satz das Feuer ausgerechnet ihre Augen und
Gesichtszüge löscht (während sonst doch das Feuer selbst das
ist, was gelöscht wird), verdankt sich wohl nicht der
Plausibilität einer Anschauung oder ungewöhnlicher semantischer
Durchtriebenheit, sondern nur den Redewendungen, für die
Menschen ausgelöscht werden oder verlöschen. Und dafür, dass das
Bild von dem Feuer, das Augen und Gesichtszüge löscht, Ransmayr
unterläuft, spricht auch, dass im übernächsten Satz davon die
Rede ist, dass der Brand selbst erlosch. Denn wenn es sich hier
tatsächlich um ein geschicktes Spiel mit semantischen
Oppositionen handeln würde, hätte Ransmayr nicht die Gelegenheit
nützen müssen, dieses Spiel deutlich zu machen?
"Die letzte, Jahre zurückliegende Nachricht von ihm, eine
Ansichtskarte, zeigte den Hudson River, dessen graue Flut immer
auch die Trauer über den Ertrunkenen wieder wachrief."(Seite 11)
Auch in diesem Satz spielen temporale Bestimmungen eine
unglückliche Rolle: Zum einen ist fraglich, ob immer nicht
selbst dann überflüssig wäre, wenn wieder nicht vorkäme: "[...]
dessen graue Flut immer auch die Trauer über den Ertrunkenen
wachrief." - Liesse man immer hier weg, wäre dann nicht dennoch
klar, dass die Trauer über den Ertrunkenen jedesmal wachgerufen
wird, wenn die Ansichtskarte betrachtet wird?
Ich gebe aber zu: immer würde dann zurecht gebraucht, wenn die
Unausweichlichkeit bezeichnet und betont werden soll, mit der
die Ansichtskarte jedesmal aufs neue das Trauern wachruft.
Wenn aber etwas immer wachgerufen wird und man - wie der Kontext
des Satzes nahelegt - zugleich annimmt, dass immer wachrief hier
nicht ausdrückt, dass das Wachgerufenwerden der Trauer nie
aufhört, sondern dass die Trauer jedesmal, wenn die
Ansichtskarte betrachtet wird, aufs neue wachgerufen wird, dann
wird diese Trauer auch jedes Mal (ausser, um genau zu sein, beim
ersten Mal) wieder wachgerufen. Also ist wieder überflüssig.
Es gibt nur eine einzige Kombination, in der immer und wieder in
dem Satz vorkommen könnten, ohne, dass eines von beiden
überflüssig wäre: ...dessen graue Flut immer wieder auch die
Trauer über den Ertrunkenen wachrief. - Ob Ransmayr nicht gerade
das meint?
*
"Wer immer es wollte, durfte also mit dem Einverständnis des
Kommandanten Attrappen tragen, aus Pappmaché, Karton oder
zusammengekleisterten Lumpen bloß nachgebildete Steine, ja,
Elliot duldete auch noch leichteres und federleichtes Material!
- zu Steinen gefaltetes Zeitungspapier, steingraue Kissen [...]"
(Seite 47)
Weil in dem diesem Satz vorausgehenden Absatz schon berichtet
wird, dass der Kommandant keinen seiner Statisten dazu zwang,
einen echten, zentnerschweren Steinquader (...) auf sein
Traggestell zu wuchten, und weil durch das Wort durfte
hinlänglich deutlich gemacht ist, dass seiner Erlaubnis folgend
gehandelt wird, ist das - noch dazu bürokratisch-floskelhafte -
Mit dem Einverständnis des Kommandanten hier redundant und
überflüssig.
Und dieser Satz enthält noch etwas Überflüssiges: das Wort bloß
in der Wendung bloß nachgebildete Steine.
Soll mit dem Wort bloß deutlich gemacht werden, dass nur Steine
getragen werden mussten, die deshalb leichter als echte sind,
weil sie nachgebildet sind, dann ist bloß deshalb überflüssig,
weil der Kontext - Eliot duldete auch noch leichteres und
federleichtes Material - diese Tatsache hinreichend klar macht;
ausserdem würde dann gerade jener Kontext suggerieren, dass die
Steine, die aus noch leichterem Material hergestellt sind als
aus Pappmaché, Karton oder zusammengekleisterten Lumpen, nicht
bloss nachgebildet seien (also entweder nicht ausschliesslich
nachgebildet oder überhaupt nicht).
Soll mit dem Wort bloß betont werden, dass die Steine nicht echt
sind, sondern nur nachgebildet, so ist bloß insoferne
missverständlich, als es hier nicht darum geht, die Tatsache,
dass die Steine nachgebildet sind, negativ zu bewerten.
Soll die Rede von den bloß nachgebildeten Steine aber bedeuten,
daß man aus Pappmaché, Karton oder zusammengekleisterten Lumpen
keine echten Steine herstellen kann, so ist mit bloß impliziert,
dass man aus jenen Materialien echte Steine herstellen könnte,
es aber in diesem Fall nur zu nachgebildeten bringt. Da aber -
in der Wirklichkeit dieses Romans - ohnehin niemand vermuten
kann, man könne aus jenen Materialien echte Steine herstellen,
ist bloß auch in dieser Bedeutung überflüssig.
Auch die Wendung von den nachgebildeten Steinen selbst ist
wenigstens zweifelhaft. Denn mit ihr wird eine zweistellige
Relation (x wird y nachgebildet) als einstellige dargestellt (x
hat die Eigenschaft, etwas Nachgebildetes zu sein).
Mit anderen Worten: Dieser Gebrauch des Partizips macht das
Nachgebildetsein zu einem Attribut der Steine. Also bleiben die
Steine Steine, Steine allerdings, welchen eine Eigenschaft
zugesprochen wird, die entweder besagt, dass die Steine zugleich
keine Steine sind (contradictio in adjectio), oder, dass das
Wort Stein hier einen Überbegriff darstellt, unter den sowohl
die echten als auch die nachgebildeten Steine fallen. - Gerade
das aber ist mit Ransmayrs Satz nicht gemeint, denn in ihm geht
es darum, dass die Nachbildungen, so täuschend sie sein mögen,
etwas ganz anderes sind als die echten Steine, die nachgebildet
werden.
Und auch die dritte Möglichkeit, die Wendung nachgebildete
Steine zu verstehen, nämlich so, dass die "Steine" aus
Pappmaché, Karton usw. irgendetwas anderem nachgebildet sind,
aber darüber, was dieses andere ist, nichts gesagt wird,
widerspricht dem Kontext, in dem Ransmayrs Satz steht.
Spricht aber nicht auch einiges für den Gebrauch der Wendung von
den nachgebildeten Steinen? - Vor allem, dass für jemanden, der
diese Attrappen sieht, das, was er sieht, eben wie ein Stein
aussieht, und es deshalb naheliegt, das, was wie ein Stein
aussieht, auch Stein zu nennen, auch wenn es keiner ist. So
verstanden wäre Stein in Ransmayrs Wendung eine Metapher. Eine
Metapher, die aber bemerkenswert anders funktioniert als es
Metaphern sonst tun: Normalerweise erlauben gemeinsame
Eigenschaften verschiedener Dinge ihre metaphorische
Gleichsetzung - das klassische Beispiel: So verschieden Menschen
von Löwen sind, ist der Mensch doch ein Löwe, weil sowohl er als
auch der Löwe tapfer sind. Auch die Nachbildung des Steins und
der Stein selbst sind verschieden, haben aber gemeinsame
Eigenschaften. Doch in diesem Fall liegt das Gemeinsame der
Eigenschaften darin, dass die Dinge selbst einander optisch
gleichen, also für das Sinnesorgan, dessen Tätigkeit am
stärksten bestimmt, was für ähnlich beziehungsweise unähnlich
gehalten wird. Im Fall der Wendung von den nachgebildeten
Steinen werden Dinge metaphorisch gleichgesetzt, die in
wesentlicher Hinsicht ohnehin als gleich identifiziert werden.
Wenn normalerweise der Akzent der metaphorischen Operation
darauf liegt, als verschieden angenommene Dinge auf Grund von
als gemeinsam angenommenen Eigenschaften gleichzusetzen, so
liegt der Akzent dieser metaphorischen Operation darauf, gerade
durch die metaphorische Gleichsetzung den Unterschied zwischen
Dingen zu betonen, die zunächst als gleich angenommen werden.
Man nennt die Nachbildung mit dem Namen dessen, was sie
nachbilden soll, und betont damit, dass man das anscheinend
Gleiche als unterschiedlich, eben als Nachbildung, erkannt hat.
Was nun Ransmayrs Satz angeht, so spricht zufolge dieser Analyse
nichts dagegen, die Nachbildungen Steine zu nennen und damit ein
Glied der zweigliedrigen Relation (x ist eine Nachbildung von y)
für das andere zu setzen beziehungsweise beide Glieder durch
eine einzige Bezeichnung zu vereinen. Nur spricht jetzt wiederum
viel dagegen, dieses metaphorisch Steine genannte noch einmal
mit dem Attribut nachgebildete zu versehen. Hiesse es: Steine
(gefertigt) aus Pappmaché, Karton oder zusammengekleisterten
Lumpen, dann würde man zum einen der optischen Wahrnehmung der
Gleichheit zwischen echten Steinen und ihren Nachahmungen viel
besser gerecht und zum anderen auch der Entdeckung des
Unterschieds zwischen ihnen.
Dazu kommt noch, dass Ransmayr ja das aus Pappmaché, Karton usw.
Angefertigete ohnehin schon als Attrappen ("...durfte
also....Attrappen tragen...") ankündigt, das Wort Attrappe
(zufolge Dudens Fremdwörterbuch) auch ein Synomym von
Nachbildung ist, so dass der Satz in Ransmayrs Fassung noch
einen weiteren, durch das Fremdwort verschleierten Pleonasmus
enthält.
Genauso überflüssig wie im letzten Beispiel ist das Wort bloß
auch im nächsten, in dem es wieder um eine Form von Nachbildung
geht, nämlich um Nachahmung:
"Wann immer der Sohn des Schmieds nach diesem Lachkrampf
Zuflucht in Hühnerställen oder im Schatten auffliegender
Vogelschwärme suchte, pfiff, gurrte und krächzte er nur noch wie
ein Mensch, der ein Huhn, eine Drossel oder eine Taube bloß
nachzuahmen versucht - und war doch nie wieder die Vogelstimme
selbst."(Seite 37)
Wenn der Sohn des Schmieds "nur noch wie ein Mensch pfeift,
gurrt und krächzt", dann ist damit schon gesagt, dass er die
Vögel bloss nachahmt oder auch nur nachzuahmen versucht.
Ob man nun weder bloß noch nur noch weglässt, oder eines von
beiden oder beide - in allen diesen Fällen ist das Ende des
Satzes unplausibel. Denn da heisst es, dass Bering doch nie
wieder die Vogelstimme selbst war. Das entgegensetzende doch
setzt voraus, dass es Bering gelingen könnte, wieder die
Vogelstimme selbst zu sein. Gerade das wird aber sowohl durch
den Vergleich (nur wie ein Mensch, der...) von vornherein
ausgeschlossen als auch dadurch, dass vom Nachahmen
beziehungsweise vom Versuch nachzuahmen die Rede ist.
Dagegen, dass das Wort bloß überflüssig sei, könnte man nur
einwenden: es ist hier deshalb notwendig, weil der Sohn des
Schmieds, wenn er auch pfiff, gurrte und krächzte, die Vögel
nicht nachahmt, sondern bloß nachzuahmen versucht. Durch das
Wort bloß wird dann ausgedrückt, dass das Nachahmen der Vögel
misslingt (Er ahmt nicht nach, er versucht es bloß).
Akzeptiert man diesen Einwand, dann allerdings wird der letzte
Teil des Satzes (und war doch nie wieder die Vogelstimme
selbst.) nur um so unplausibler.
Und wie seltsam auch, dass - wie die Reihung der Verben und der
Substantiva suggeriert - in jenem Satz das Huhn pfeift, die
Drossel gurrt und die Taube krächzt!
Um etwas Ähnliches wie Nachahmung und Nachbildung, nämlich um
Abbildung und Spiegelung geht es auch hier:
"An manchen Abenden hatte dieses Zeichen im Schein einer
tiefstehenden Sonne plötzlich zu leuchten begonnen; dann
spiegelten unsichtbare Fenster, die in der Zugluft schlugen oder
schon zur Nacht geschlossen wurden, das Abbild der Sonne als
rasende Folge von Lichtblitzen über den See."(Seite 75)
Dass die Fenster nicht einfach die Sonne spiegeln, sondern das
Abbild der Sonne, ist ein Pleonasmus, der nur dann keiner wäre,
wenn das Licht einer ihrerseits abgebildeten (also zum Beispiel
gespiegelten) Sonne auf das Fenster treffen würde.
Und noch ein ähnliches Versehen: "Lautlos, das Bild der Sonne
als ein Chaos blendender Lichtreflexe auf Windschutzscheibe,
Chrom und Lack, rollte dort oben Die Krähe aus der Einfahrt."
(Seite 97)
Reflex heisst bekanntlich Widerschein oder Rückstrahlung.
Demnach ist die Verdopplung Bild/Reflex überflüssig. Und ist
das, was Ransmayr sagen will, in dieser Form nicht
eindrücklicher: Lautlos, die Sonne als ein Chaos blendender
Lichtreflexe auf der Windschutzscheibe, Chrom und Lack rollte
dort oben Die Krähe aus der Einfahrt.
In seiner Grosspurigkeit und zugleich Unanschaulichkeit wenig
geglückt ist in diesem Satz auch das Wort Chaos. (Es fügt sich
in eine ganze Reihe vergleichbarer verbaler Maßlosigkeiten ein.
Ich komme darauf zurück. )
*
"Mächtiger als alles, was aus Moorer Sicht von der Welt zu sehen
war, erhob sich über dem Steinbruch das Gebirge."(Seite 32)
Was aus Moorer Sicht zu sehen war: Hier spielt dem Autor die
blindlings gebrauchte Phrase aus der Sicht von x einen Streich,
der ihn selbst blind dafür macht, dass man keine Sicht braucht,
um etwas zu sehen.
Zudem konvergiert der Mangel an sprachlogischer Ökonomie und der
blinde Gebrauch von Phrasen hier mit dem Hang zum Prunk: Denn
Was von Moor aus von der Welt zu sehen war sagt nicht mehr als
Was von Moor aus zu sehen war.
Und schliesslich ist in dem Satz noch eine logische
Unstimmigkeit enthalten: Denn wenn es heisst "Mächtiger als
alles, was aus Moorer Sicht von der Welt zu sehen war, erhob
sich über dem Steinbruch das Gebirge", dann ist entweder das
Gebirge von Moor aus nicht zu sehen (was dem Kontext des Satzes
zufolge nicht der Fall ist), oder der Satz ist logisch paradox:
das Gebirge, das auch von Moor zu sehen wäre, wäre dann,
insofern es mächtiger als alles ist, auch mächtiger als es
selbst. Gemeint war wohl: Mächtiger als alles andere, was...zu
sehen war.
"Aber selbst wenn er nicht klagte, Vorwürfe leierte oder seine
Flüche durchs Haus schrie, schien Berings Vater die Jahre seines
Ausgedinges darauf verwenden zu wollen, jeden Handgriff des
Erben mit der unnachsichtigen, genauen Beobachtungsgabe eines
Ausgeschiedenen zu verfolgen."(Seite 50)
Dem Sehen aus einer Sicht vergleichbar ist die Wendung,
Handgriffe mit einer Beobachtungsgabe zu verfolgen: Verfolgen
wäre allenfalls noch von einer gewissen Plausibilität, wenn man
jemanden mit Blicken verfolgt. So wenig man jedenfalls, um zu
sehen, der Sicht bedarf, muss man einen Handgriff verfolgen, um
ihn zu beobachten. Angemessener wäre wohl: beobachtete
unnachsichtig, genau jeden Handgriff des Erben. Dem Wort
unnachsichtig, das wieder Sicht oder Sehen enthält, und sich
hier trüb mit beobachten beziehungsweise Beobachtungsgabe
mischt, wäre allerdings streng vorzuziehen.
Und dass hier Handgriffe, wenn sie schon verfolgt werden, nicht
mit Beobachtungen verfolgt werden, sondern mit einer
Beobachtungsgabe! Diese Wendung wäre nur dann berechtigt, wenn
es darauf ankäme klarzumachen, dass die Beoachtungsgabe die
Bedingung dafür ist, um beobachten zu können. Das ist aber hier
nicht der Fall. Denn genau oder unnachsichtig kann (im
Zusammenhang einer solchen Prosa) nicht eine Beobachtungsgabe
sein, sondern nur die Beobachtung selbst.
Sieht man auf den Kontext dieses Satzes, dann wird manches noch
ungereimter. Denn eine Seite vorher (auf Seite 49) heisst es:
"Im gleichen Jahr verletzte ein von der Drehbank
hochschnellender Schwarm aus Eisenfeilspänen die Augen seines
Vaters so sehr, dass der Schmied von diesem Tag an die Welt nur
noch wie durch ein winziges, von Eisblumen überwachsenes Fenster
sah."
Und einen Absatz weiter unten wird von dem Vater gesagt, dass er
sich in in seiner Werkstatt nur mehr tappend fortbewegen kann.
Und dieser beinahe blinde Vater soll jetzt alles unnachsichtig
und genau beobachten! Bekommt jetzt Ransmayrs seltsame Wendung
von der Beobachtungsgabe, mit der genau und unnachsichtig
Handgriffe verfolgt werden, nicht doch auf widersinnige Weise
recht? Wenn man kaum mehr sieht und also aller
Wahrscheinlichkeit nach nichts mehr genau beobachten kann, dann
muss man es vielleicht mit Hilfe (s)einer Beobachtungsgabe
versuchen...
Und dann ist da noch etwas: Offenbar um nicht sagen zu müssen:
mit der unnachsichtigen, genauen Beobachtungsgabe eines beinahe
Blinden, schreibt Ransmayr: mit der unnachsichtigen, genauen
Beobachtungsgabe eines Ausgeschiedenen. In beiden Fällen aber
würde die Beobachtungsgabe auf die Folgen des Unfalls
zurückgeführt. Eine Gabe ist aber etwas, das nicht auf ein
bestimmtes Ereignis zurückgeführt werden kann, sondern von
vornherein und unabhängig von den Umständen jemandem mitgegeben.
"So bizarr diese Verwandlung auch war, so oft sie im Wirtshaus
am Dampfersteg oder an Bord der Schlafenden Griechin während der
Überfahrten zum Steinbruch täglich neu besprochen wurde - den
Hundekönig schienen weder Schnabel noch Krallen zu
stören."(Seite 96)
Versteht man diesen Satz, so wie er da steht, dann entwickelt er
eine äusserst komplexe Aussage über zeitliche Verhältnisse:
Denn vorausgesetzt werden mit der Kombination von so oft und
täglich neu mehrere Folgen von Tagen, in denen jene Verwandlung
täglich neu besprochen wird und dazu eine geringere Anzahl von
Folgen von Tagen, in denen das nicht der Fall ist.
Doch der Kontext dieser Äusserung macht es so gut wie unmöglich,
dass es Ransmayr um eine Komplexität dieser Art geht.
Was würde diesem Satz genommen, wenn man täglich neu wegliesse?
Dass jene Verwandlung häufig besprochen wurde, wäre allein durch
das so oft deutlich.
Und wenn es Ransmayr hier darauf ankommt, dass jene Verwandlung
täglich neu besprochen wird, dann könnte man wiederum so oft
weglassen: So bizarr diese Verwandlung auch war, wenn sie auch
im Wirthaus täglich neu besprochen wurde...
Doch was heisst hier eigentlich täglich neu besprochen? -
Wahrscheinlich meint Ransmayr: täglich aufs neue besprochen
wurde. Dann würde er aber besser schreiben: jeden Tag aufs neue
(neu) besprochen wurde; denn dann käme es eben darauf an, dass
jeden Tag das gleiche aufs neue geschieht, so als wäre es nicht
schon an den vorhergehenden Tagen geschehen. Gerade der Kontrast
oder Widerspruch zwischen dem gleichmässigen Wiederkehren der
Tage und der Tatsache, dass so über die Verwandlung gesprochen
wird, als hätte man nicht schon an den vorhergehenden Tagen über
sie gesprochen, wird durch das Adverb täglich verwischt, in dem
die Tage selbst ihr Substantielles an ihre Funktion eingebüsst
haben, eine regelmäßig wiederkehrende Zeitspanne zu benennen.
(Käme es nur auf die Benennung einer solchen Zeitspanne an, dann
wäre täglich tatsächlich angemessen: Würde auf dem Schild eines
Gasthauses nicht täglich von x bis y Uhr geöffnet, sondern jeden
Tag (aufs neue) von x bis y Uhr geöffnet, dann würde aus der
notwendigen Information so etwas wie ein, vielleicht
aufdringlicher, Werbespruch.)
Soll es aber in Ransmayrs Satz gar nicht darauf ankommen, dass
da jeden Tag etwas aufs neue besprochen wird (sozusagen von
neuem aufgerollt, als wäre es zum ersten Mal), steht also
täglich neu besprochen, für täglich wieder besprochen, dann
wiederum könnte man neu oder eben auch wieder weglassen, denn
die Wiederholung des Besprechens wäre schon durch das Wort
täglich hinlänglich bezeichnet.
Möglich (aber dem Kontext zufolge sehr unwahrscheinlich) wäre
auch, dass Ransmayr sagen will, die Verwandlung werde jeden Tag
anders oder auf andere oder neue Art besprochen. Dann allerdings
wäre neu wiederum der falsche Ausdruck; dann sollte es
tatsächlich heissen: die Verwandlung wurde täglich anders oder
auf andere oder auf neue Weise besprochen.
*
Sprachliche Ungeschicklichkeit, papierern-bürokratische und
umständliche Formeln führen häufig zu falscher Wortwahl: Da
heisst es einmal (Seite 54 f), dass Schutzgelder erhoben werden
(statt eingehoben), ein anderes Mal (Seite 35) erfüllen sich
Gerüchte (statt sich als wahr oder falsch herauszustellen), und
auch den Unterschied zwischen beschwören und heraufbeschwören
übersieht Ransmayr:
"Der Schmied nahm an diesem fleckigen Kopfverband seines Sohnes
aber nur Erinnerungen an seine Zeit in der Wüste wahr und
erzählte Geschichten von Wanderdünen, die aufgeriebene Konvois
unter sich begruben, beschwor am Küchentisch wehende Felder aus
Sandfontänen, die sich als Vorboten eines Sturms in einer
einzigen Sekunde erhoben und gleich wieder hinlegten
[...]"(Seite 30)
Man beschwört eine Schlange oder jemanden, dieses oder jenes zu
tun oder zu lassen. Das ist wohl nicht das, was Ransmayr sagen
will. In diesem Roman jedenfalls, dem die übliche Wahrnehmung
und Beschreibung von Welt das Vor-Bild ist, wehen keine Felder
von Sandfontänen am Küchentisch, die man in diesem Sinn
beschwören könnte.
Doch selbst wenn Ransmayr schreiben wollte, dass der Schmied
[...] am Küchentisch wehende Felder von Sandfontänen
heraufbeschwor,ist nicht nur in meiner Version, sondern auch in
der Ransmayrs die Lokalbestimmung am Küchentisch an ihrer Stelle
deshalb ungünstig, weil sie erlaubt, die Felder von Sandfontänen
(seien sie nun beschworen oder heraufbeschworen) auf dem
Küchentisch wehen zu sehen, während es doch darum geht, dass sie
dem Geist der Zuhörer sichtbar gemacht werden.
Bemerkenswert unanschaulich oder auch unklar ist hier auch das
Bild von den wehenden Feldern von Sandfontänen. Vielleicht
gleichen die visuellen Eindrücke von Sanddünen noch irgendwie
wehenden Feldern. (Wie manchmal der Wind die Felder in
fliessende, wellenartige Bewegung versetzt, so vielleicht auch
die Dünen). Aber gleichen die Sandfontänen, unter welchem man
sich offenbar in die Höhe schiessende oder auch herabfallende
Sandmassen vorzustellen hat, wehenden Feldern? Gleichen sie
etwas, das zum einen vor allem etwas Flaches, nämlich eine weit
ausgebreitete Fläche assoziieren lässt und dazu auch etwas Ab-
oder Eingegrenztes, da hier - in der Wüste, wo nichts wächst -
jene Bedeutungen des Wortes Feld, die mit landwirtschaftlicher
Bewirtschaftung und Fruchtbarkeit zu tun haben, in den
Hintergrund treten?
Aber das ist noch nicht alles: Auch das Bild von den
aufgeriebenen Konvois, welche von jenen wehenden Feldern von
Sandfontänen unter sich begraben werden ist nicht glücklich.
Hier spielt Ransmayr ein geläufiges Bild aus Kriegs- oder
Kampfberichterstattung einen Streich: Man spricht von
aufgeriebenen militärischen Einheiten. Sand jedoch ist selbst
nichts anderes als zerriebenes oder aufgeriebenes Gestein. Die
Wirkung des Bildes von den Konvois, die unter Sandfontänen
begraben werden, besteht aber wesentlich darin, dass etwas
Festgefügtes, Schweres (womöglich etwas vor allem aus Metallen
Gefertigtes) und auch Menschengemachtes von etwas nicht-Festem,
Leichtem und Natürlichem überdeckt wird, dass dieses Natürliche
und Unbegrenzte die Oberhand behält. Wenn aber die Konvois
ohnehin schon aufgerieben sind, also dem Bild nachgesprochen,
ohnehin schon zu Sand oder zu einer Art Sand geworden sind, dann
könnte man genau genommen gar nicht sehen, wie diese Konvois
unter Sandfontänen begraben werden.
Das Bürokatische und das Ungeschickte finden sich auch in diesem
Satz, in dem sie nicht einfach zurückgekehrt wäre, sondern sich
der Rückkehr zu erst einmal zugewendet hätte:
"[...] - vielleicht hätte sie sich aus der Deckung der Legföhren
sogar erleichtert der Rückkehr an den See zugewandt, um nie
wiederzukommen."(Seite 127)
Und verlangt der phraseologische und umständliche Satz "Mit
einem Geschick, das von seinem Rausch völlig unbeeinträchtigt
schien [...]"(Seite 89) nicht nach einer Übersetzung ins
Deutsche? - Mein Vorschlag: So geschickt, als wäre er nicht
betrunken...
Auch fällt hier Ransmayr die unerwünschte Nebenbedeutung von
Geschick, nämlich Schicksal, ebensowenig auf wie die Tatsache,
dass im nächsten der idiomatische und übertragene Sinn der
Wendung jemandem in den Rücken fallen, gerade dieser
Beschreibung selbst in den Rücken fällt:
"Der Schmied ist ein dünner Mann, der so plötzlich
stehengeblieben ist, daß ihm ein Nachkommender in den Rücken
fällt."(Seite 27)
Denn hier soll dieses In-den-Rücken-Fallen nur als (allerdings
wenig überzeugende) Beschreibung gelesen werden.
*
Dass zwischen fehlerhafter Wortwahl, mangelnder sprachlicher
Ökonomie, den papieren-phraseologischen, den pleonastischen und
auch den ornamental prunkvollen, nach rhetorischen Effekten
haschenden Zügen von Ransmayrs Schreiben ein Zusammenhang
besteht, lässt sich an so manchen Sätzen seines Romans erkennen:
"...und schliesslich mit Füllhaltern auf holziges Papier mehr
graviert als geschrieben, war Stellamours Name längst
unauslöschlich im Gedächtnis einer neuen Generation
bewahrt."(Seite 38 f.)
Dass etwas im Gedächtnis bewahrt wird, sagt doch schon, dass es
nicht ausgelöscht wird. Das hier sowohl pathetisch auftrumpfende
als auch abgedroschene unauslöschlich - es könnte aus einer
Politikerrede oder einer Sonntagspredigt stammen - ist
überflüssig, und das um so mehr, als ohnehin nur von dem
Gedächtnis einer neuen Generation die Rede ist. (Würde von
vielen Generationen die Rede sein, dann hätte das Betonen der
Unauslöschlichkeit des im Gedächtnis Bewahrten noch eine gewisse
Berechtigung.)
Und es ist wohl auch dieser Zwang zu unvermittelter und heftiger
rhetorischer Wirkung, der für die Mängel des nächsten Satzes
mitverantwortlich ist:
"Reglos lauschte Bering dann den Stimmen der Angst."(Seite 19)
Diese Stimmen der Angst sind, wie aus dem Zusammenhang
hervorgeht, das aufgeregte Gackern von Hühnern. Das Wort Stimmen
ist hier deshalb denkbar ungeeignet, weil man zwar von
Vogelstimmen spricht, aber im Zusammenhang mit dem Singen von
Vögeln, also von Vogellauten, die, wie es wenigstens ein
traditioneller und geläufiger Topos will, in ihrem Wohltönen und
in der formelhaften Wiederkehr ihrer Phrasen und Phasen stark an
die menschliche Stimme, ja, an den menschlichen Gesang erinnern.
Hühner aber singen gerade in diesem Sinn nicht.
Was zu dem ungemässen Gebrauch des Wortes Stimmen aber wohl
zuerst geführt hat, war Ransmayrs Drang zu der pathetisch
aufgedonnerten Formel von den Stimmen der Angst. Und nicht nur
die Formel insgesamt, die so wenig zu dem panischen Gackern von
Hühnern passt, ist unangemessen, sondern auch das Wort Angst,
ist es doch ein Wort, das, anders als das Wort Schrecken - das
eine unmittelbare Reaktion auf einen als bedrohlich empfundenen
Reiz bezeichnet - einen seelischen oder inneren und damit
prononciert menschlichen Zustand benennt; einen Zustand, der gar
keine unmittelbare, äussere Ursache haben muss, einen Zustand,
der - etwa in der existentiellen Philosophie seit Kierkegaard -
nicht zufällig zum Gegenstand philosophischer Reflexion geworden
ist.
Zu so grossen Worten wie das Nichts, die Ewigkeit und das Chaos
gehört auch die Welt, eines von Ransmayrs Lieblingswörtern, ein
Wort, das in vielen Sätzen vorkommt und auch in diesem Satz wie
aus der Sonntagsbeilage einer Zeitung:
"[...] wo nicht nur das Glück und das Leben ihrer Opfer, sondern
eine ganze Welt zu Ende ging."(Seite 116)
Und es darf auch nicht einfach der Lärm sein, sondern es muss
gleich der Lärm der Welt sein - "Der Lärm der Welt drang nun
ungemildert auf ihn ein." (Seite 21) - oder auch der Weltlärm,
der in diesem Satz aber nicht die einzige bombastische Formel
ist: "Tief im Inneren der großen Musik einer Band mußte er den
schmerzhaften Weltlärm nicht mehr aus seinen eigenen Lungen und
aus seiner eigenen Kehle übertönen..."(Seite 147)
- Tief im Inneren der großen Musik....! - Stammt das aus einem
Trivialroman oder aus seiner Parodie?
"Und selbst wenn ihm die Lautstärke eines Konzerts manchmal das
Gehör zu sprengen drohte und ihn für einige Sekunden ertauben
ließ, empfand er noch in dieser plötzlichen, klingenden Stille
die geheimnisvolle Nähe einer Welt, in der alles anders war als
am Ufer und in den Bergen von Moor."(147 f.)
Einmal abgesehen von Ransmayrs Raunen von der geheimnisvollen
Nähe einer Welt: Nicht nur manchmal ist hier, wie in so manchen
anderen seiner Sätze, überflüssig, nicht nur ist auch hier der
chronometrische Ausdruck Sekunden unglücklich (da es um die
Empfindungen Berings geht, nicht um das "objektive" Messen von
Zeit): auch dass die Lautstärke eines Konzerts droht, das Gehör
zu sprengen, ist seltsam: Einmal ist Lautstärke ein stark
wissenschaftlich oder wenigstens durch Sachlichkeit geprägter
Begriff (am Lautstärkenregler steht das Wort Lautstärke), der
deshalb das eine subjektive Empfindung ausdrückende Bild vom
Gehör, das gesprengt wird, schwächt. Geschwächt wird dieses Bild
ausserdem noch dadurch, dass die Lautstärke (gemäss einer
zeitungsdeutschen Formel) nur damit droht, das Gehör zu
sprengen. Eine Drohung, die dann, obwohl sie nicht wahrgemacht
wird, doch dazu führt, dass er (Bering) für einige Sekunden
ertaubt. (Dieses Ertauben wird offenbar durch eine Vorstufe
jener Gehörsprengung verursacht.) Und schliesslich ist es
widersprüchlich oder wenigstens ungenau, hier zuerst von der
Lautstärke des ganzen Konzerts zu sprechen, und dann davon, dass
diese offenbar ein für alle Male gegebene Lautstärke manchmal
droht, das Gehör zu sprengen.
*
Zwei Fehler, die eigentlich jeder Lektor bemerken müsste, finden
sich im nächsten Satz, und einer hat (wie in dem Beispiel des
Sehens aus Moorer Sicht) wiederum mit Sicht oder Sehen zu tun:
"Jener zerschossene, von Algenfahnen umwehte Dampfer gleichen
Namens aber, der immer noch vor den Piloten des alten Stegs in
der Tiefe lag, schien mit jeder neuen Fahrt unsichtbarer zu
werden, so, als ob Schaufelräder, Schraube und Ruderblatt seiner
Nachfolgerin nicht bloss den Sand und Schlick des Grundes
aufwirbelten und die Sicht trübten, sondern das Vergessen
selbst."(Seite 91).
Der Name ist derselbe und nicht der gleiche (auch wenn es das
wenig schöne, nämlich papierene Wort gleichnamig gibt), und wenn
etwas schon unsichtbar ist, dann kann es nicht noch unsichtbarer
werden, ausser vielleicht in einem surrealistischen Text, in dem
auch viereckige Kreise oder runde Quadrate vorkommen können.
Ransmayrs Satz enthält aber noch ein schwerwiegenderes Versehen:
Beschrieben wird das Verblassen der Erinnerung an den alten
Dampfer angesichts des neuen. Am Ende jenes Satzes heisst es
aber: "[...] nicht bloß den Sand und Schlick des Grundes
aufwirbelten und die Sicht trübten, sondern das Vergessen
selbst." Wenn aber das Vergessen getrübt wird, wird dann nicht
gerade das Erinnern geklärt oder erhellt? Wollte Ransmayr also
nicht im Gegenteil schreiben, dass das Erinnern selbst getrübt
wird?
Oder meint er: so, als ob nicht bloss Schaufelräder, Schraube
und Ruderblatt seiner Nachfolgerin Sand und Schlick des Grundes
aufwirbelten und die Sicht trübten, sondern das Vergessen
selbst"? (Schief aber wäre dann das Bild vom Aufwirbeln des
Sands; denn Bewegung ist normalerweise eher mit dem Erinnern
verbindbar, das allerdings auch manches trüben könnte - zum
Beispiel die Wahrnehmung eines Gegenwärtigen.)
"[...] und wie das Herz eines Sauriers ein auf schwere
Holzblöcke gewuchteter Motorblock ohne Kolben und Ventile,
schwarz, ölverschmiert und so riesig, daß er unmöglich jemals zu
einem der Fahrzeuge unter den Bäumen gehört haben konnte."(Seite
52)
Dieser Satz verfängt sich in der Komplexität der Logik, in
diesem Fall der Modallogik. Es geht hier um die Konstruktion: er
unmöglich jemals...dazu...gehört haben konnte. Unmöglich ist
logisch gleich kann nicht sein. Also lässt sich die Ransmayrsche
Konstruktion in diese transformieren: er konnte nicht jemals
dazu gehört haben können; sie zeigt, dass hier ein können zu
viel vorkommt.
"Denn obwohl es in den ersten Verhören unter Elliots Kommando zu
den am heftigsten geleugneten Tatsachen gehörte, wußte
mittlerweile doch jeder am See, dass die meisten der Toten im
Massengrab am Fuß der Großen Schrift auf dieser Treppe gestorben
waren."(Seite 47)
Es ist zunächst die Entgegensetzung (obwohl), die diesen Satz
unsinnig macht: Dass eine Tatsache in einem Verhör geleugnet
wird, widerspricht nicht dem Wissen von jedem am See, dass das
Geleugnete eine Tatsache ist. (Ausser man setzt voraus, dass die
Tatsache, die im Verhör geleugnet wird, gerade deshalb auch
ausserhalb des Verhörs verschwiegen wird. Aber dafür spricht in
Ransmayrs Text nichts.)
Ob Ransmayr meint und also sagen will: Obwohl bald jeder wusste,
dass die meisten der Toten im Massengrab am Fuß der Großen
Schrift auf dieser Treppe gestorben waren, gehörte diese
Tatsache in den ersten Verhören unter Elliots Kommando zu den am
heftigsten geleugneten?
Und selbst wenn man behauptet: eine Tatsache zu leugnen, bedeute
nicht, eine einem selbst offenkundige Tatsache abzustreiten,
also wissentlich die Unwahrheit zu sagen, selbst wenn man also
in Ransmayrs Satz das dann missverständliche Wort Tatsache
weglässt (Denn obwohl es in den ersten Verhören unter Elliots
Kommando beinahe am heftigsten geleugnet wurde...), bleibt der
Satz wiederum durch das Wort mittlerweile unsinnig. Denn wenn
zunächst jene Tatsache unbekannt war und deshalb (von den
Leugnenden aus gesehen zu Recht) in Verhören geleugnet wurde,
dann steht das nicht im Widerspruch dazu, dass zu einem späteren
Zeitpunkt jeder von ihr weiss.
Zudem enthält der dritte Teilsatz - "dass die meisten der Toten
im Massengrab am Fuß der Großen Schrift auf dieser Treppe
gestorben waren" - selbst noch einen gravierenden Fehler...Er
besteht darin, dass Ransmayr hier Tote sterben lässt! Und das
ist nicht nur eine Frage der Logik, sondern hier bleibt die
Dramatik des Sterbens, auf deren Darstellung es doch eigentlich
ankommt, unerfahrbar; das Resultat des Sterbens, nämlich tot zu
sein, wird damit vorweggenommen, dass das Sterben nur Toten
geschieht.
Zur Unklarheit des ganzen Satzes mag schliesslich noch
beitragen: die Regeln der Zeitenfolge werden in ihm nicht
befolgt. mittlerweile verrät, dass das Wissen aller um den Ort
des Sterbens der meisten Toten zu einem späteren Zeitpunkt
eintritt als die ersten Verhöre. Der erste Teilsatz verlangt
also nach dem Plusquamperfekt. (In dem entsprechend
reformulierten Satz könnte dann das wenig schöne mittlerweile
wegfallen.)
Im folgenden Satz ist von einem Schiff die Rede, das auf dem
Moorer See schwimmt:
"Parfümiert vom stechenden Aroma frischer Farbe und dem Teer der
Kalfaterung, unter der Wasserlinie immer noch mit Muschelkränzen
besetzt [...]"(Seite 62)
Das Wort Parfüm hat (nach Dudens Fremdwörterlexikon) zwei
Bedeutungen: "1. Flüssigkeit mit intensivem (länger anhaltenden)
Duft (als Kosmetikartikel).
2. Duft, Wohlgeruch."
Duft ist das Gegenteil von Gestank, und ein Parfüm ist damit und
der Duden-Definition zufolge eine Flüssigkeit oder ein Duft, der
wohlriechend zu sein beansprucht (wenn auch Parfüms nicht von
jedermann als wohlriechend empfunden werden müssen).
Wenn man nun behauptet, etwas sei parfümiert, dann muss man auch
annehmen, dass es wohlriechend ist. Ein stechendes Aroma kann
also normalerweise keine Eigenschaft von etwas sein, das
parfümiert ist. Diese Wendung wäre nur plausibel, wenn von einem
parfümiert in ironischem Sinn die Rede wäre oder (wie für den
Kontext dieses Satzes plausibler) das subjektive Empfinden der
Bevölkerung von Moor angedeutet werden soll, die vor lauter
Freude oder Aufregung über das Schiff dessen Gestank vielleicht
als einen Wohlgeruch erlebt. Aber würde sie diesen Geruch dann
auch als stechend erleben? Müsste der Erzähler dann nicht auch
irgendwie klarmachen, dass gerade jenes Stechende des Geruchs
nicht mehr als solches erlebt wird?
Dazu kommt noch ein hier verwirrender Mangel an sprachlicher
Ökonomie: nämlich das Wort Aroma. Denn auch Aroma ist (laut
Duden Fremdwörterlexikon) in der Bedeutung, die hier in Frage
kommt,"ein deutlich ausgeprägter, (angenehmer) würziger Duft,
Wohlgeruch von etwas (besonders eines pflanzlichen
Genußmittels)", also wiederum ein Wort, das durchaus positive
Konnotationen hat. Parfümiert vom (stechenden) Geruch frischer
Farbe und dem Teer der Kalfaterung würde doch auch reichen, ob
nun jene Passage ironisch gemeint ist oder als Darstellung der
Empfindungen der Moorer Bevölkerung.
Doch nicht genug damit: Jene Bedeutung von parfümieren, die hier
beansprucht wird, ist laut Duden: mit Parfüm betupfen,
besprühen. Die Wortfolge, so wie sie da steht, bedeutet:
besprüht, betupft von einem Parfüm (= von wohlriechender
Flüssigkeit) des stechenden Aromas (= des Wohlgeruchs frischer
Farbe); oder - gemäss der zweiten Bedeutung von Parfüm - etwa:
eingehüllt von einem wohlriechenden Duftstoff des stechenden
Aromas (= des Wohlgeruchs frischer Farbe).
Zufolge der zweiten Bedeutung von Parfüm beziehungsweise
Parfümieren ist dieser Satz pleonastisch.
Aber auch das ist noch nicht alles: Denn liest man so, dass der
Pleonasmus nicht auftritt, also besprüht oder betupft von der
wohlriechenden Flüssigkeit des Wohlgeruchs frischer Farbe, dann
ist das Bild wiederum widersprüchlich, nämlich sprachlogisch
unsinnig: Denn wie kann ein Aroma (= Wohlgeruch), also etwas
Gasförmiges, zugleich eine Flüssigkeit sein, die das Schiff
besprüht oder betupft?
Ein weiteres Beispiel dafür, wie eng Verstösse gegen die
sprachliche Logik mit dem inkonsequenten Gebrauch von Bildern
zusammenhängen:
"Einige der Beschenkten können sich nicht mehr auf den Beinen
halten, krümmen sich, sinken in die Knie. Endlich darf jeder
gehen, wohin er will, zum erstenmal seit Jahren wieder, wohin er
will."(Seite 25)
Da können sich die Beschenkten nicht mehr auf den Beinen halten,
sinken in die Knie, und die Folge davon ist, dass endlich jeder
gehen kann, wohin er will!
"Durch das Verschwinden der Brüder zum einzigen Sohn und Erben
befördert, übernahm Bering nach diesem Unglück die Werkstatt aus
den Händen des tappenden Vaters, beruhigte in den Nächten seine
von mehr und mehr Erscheinungen, schliesslich von verklärten
Heerscharen heimgesuchte Mutter und erfüllte neben diesen
Pflichten nun widerwillig auch die eines Schmiedes von
Moor."(Seite 49)
In diesem Satz gibt es mindestens zwei Ungereimtheiten. Da ist
zunächst das Bild der Übernahme der Werkstatt: Es müsste schon
ein Gulliver in einer Zwergenwelt sein, der einem anderen Riesen
die Werkstatt eines Zwergs in die Hände legt. Aber damit noch
nicht genug: Der Vater hält nicht nur die Werkstatt in den
Händen, sondern er tappt dabei auch noch - was man ja auch mit
den Händen tun kann. Dann hätte dieser arme Vater tatsächlich
mehr als alle Hände voll zu tun!
Manchmal sind die Bilder, die Ransmayr gebraucht, nicht schief
oder blind gebraucht, sondern einfach völlig unmotiviert; wie in
dem folgenden Satz das Bild vom Kernstück:
Beginnt aber Literatur nicht erst dort, wo jedes Bild Folgen
hat, nämlich seine Konsequenzen über den Text hin entfaltet,
sich mit allen anderen Bildern zu jenem Gewebe von Beziehungen
verbindet, in dem das unmittelbar Mitgeteilte zu nur einem
Aspekt einer Gestalt wird, die auch das enthält, was sonst
verloren geht?