bridges over troubled waters
Anlaesslich der Ausstellung im Technischen Museum Wien vom 17.3 bis zum 2.10.2005
ein Rundgang von Franz Krahberger
Grundsaetzlich muessen wir uns ins Bewusstsein rufen, dass der Marshall Plan
Europa eine nun sechzig Jahre andauernde Friedensphase, erstmalig in der
Geschichte des Kontinents, abgesehen vom algerischen Konflikt und dem
jugoslawischen Secessionskrieg der juengeren Zeit, ermoeglicht hat.
Klar muessen allerdings auch die Implikationen des Kalten Krieges, der
islamische wie palistinaensische Terror wie auch der nationalistische
Terror in Suedtirol, im Baskenland wie in Nordirland nicht unerwaehnt
bleiben.Vergessen wir nicht die Beteiligung Frankreichs am Indochinakrieg, die
faschistischen europaeischen Diktaturen und den abstrusen Seezug der Mrs.Thatcher nach
den Falklands, der geopolitisch jedoch die britische Begehrlichkeit nach der Antarktis
unterstreichen sollte.
Aktuell hat sich die Situation dramatisch veraendert. Die Anschlaege in Madrid,
in London, 9.11. New York infolge der Golfkriege und des radikalislamischen
Terrrors beduerfen konsequente Abwehrmassnahmen, an die wir uns leider
gewoehnen werden muessen.
Das ist jedoch nicht Angelegenheit einer Retrospektive ueber den
Marshall Plan. Allerdings besteht da eine gewisse historische Pflicht der
Solidaritaet, an der man sich nicht vorbei schwindeln sollte.
Die Alliierten hatten nach 1945im Gegensatz zu den Friedensverhandlungen 1919 in Versailles
gelernt.
Der bedeutende Wirtschaftstheoretiker John Maynard Keynes (1883 bis 1946)
leitete die Delegation des britischen Schatzamtes in der Versailler
Friedenskonferenz. Keynes legte jeodch 1919 sein Mandat zurueck, da
er sowohl den Ruin der deutschen wie auch der gesamteuropaeischen
Wirtschaft durch unverantwortlich hohe Reparationszahlungen an die
Siegermaechte vorhersah. 1920 veroffentlichte Keynes seine Schrift
Economic Consequences of the Peace, in der auf Grund der
unmoeglichen Bedingungen den zweiten Weltkrieg vorraussagte.
Die Ruhrpottarbeiter mussten zwei Schichten fahren. Eine fuer die
Reparation und die zweite fuer Magarine auf duennes Brot.
Dieses extreme Ungleichgewicht und die Verstaerkung des von katholischen Kraeften
zu Ende des 19.Jhdts. aufgepeitschten Antisemitismus ergab das
truebe Wasser auf die verheerende Politik Hitlers.
Die deutsche, vom Autor authorisierte Ausgabe erschien in Lizenz des Kings College Cambridge
in hoher Auflage 1921 bei Duncker & Humblot in Muenchen / Leipzig.
Nach 1945 war dieses vorausgesehene Deasaster zu beruecksichtigen und wurde vor allem
von George C.Marshall, waehrend des Krieges erfolgreicher
Chief of Staff der US-Army und danach verantwortungsbewusster wie
weitsichtiger Staatspolitiker der Vereinigten Staaten von Amerika, in
die richtigen wie erfolgreichen Wege geleitet.
Haette man sich fuer den Morgenthau Plan entschieden, waere
die Misere von Versailles prolongiert worden, waehrend das ERP European
Recovery Program Marschalls dem Kontinent Erneuerung, wirtschaftlichen
und sozialen Aufschwung wie eben anhaltenden Frieden einbrachte.
Man koennte nun sagen, dass die einen gegeben, waehrend die anderen genommen
haben. Man sollte jedoch den Sowjets in diesem Fall nichts nachtragen. Der deutsche Vernichtungskrieg
im Osten unter Einbindung der Oesterreicher war katastrophal. Das Unternehmen
Barbarossa forderte 27 Millionen russische Tote. Neun Millionen Soldaten und
18 Millionen ! Zivilbevoelkerung. Diese Zahlen sind bis heute erst spaerlich ins
oeffentliche Bewusstsein eingeflossen, obwohl sie laengst bekannt gewesen sind.
Gerade weil diese Zahlen so ueberraschend wie bestuerzend hoch sind, halte ich es
fuer angebracht, diese zu ueberpruefen. Eine entsprechende Recherche nach profunden
Quellen steht noch aus.
Hinzu zu zaehlen die voellige Zerstoerung von 33000 Staedten und Doerfern, Industrieanlagen und
Infrastruktur.
Diese ungeheure Dimension eines 2:Genocids wurde in der oeffentlichen Wahrnehmung den Usancen der Kalten Kriegs Politik des Westens geopfert.
Siehe Newsflush 1.Halbjahr 2005 E-Journal:
Voelkermord II
Selbstverstaendlich zaehlte der Marshall Plan zum zivilen Instrumentarium des
Kalten Krieges. Doch man kann sagen, der Kontinent, insbesondere Oesterreich
und die Welt insgesamt, haben davon profitiert und sind einen guten Kurs gefahren.
Allgemein zur Wirkungsgeschichte des Marshall Planes in Oesterreich haben
die Kuratoren Helmut Lackner und George Regele im Technischen Museum
Wien eine eindrucksvolle wie umfangreiche Ausstellung in Form von Dokumenten,
Vertraegen, Fotos, Buchtiteln, Plakaten und PR-Materialien zusammengestellt,
die vom 17.3. bis zum heutigen Tag, den 2.10.2005 zu sehen war.
Sehr gut aufgefallen ist mir die visuelle Praesentation. Die Dokumente und
Exponate sind weitgehend in Augenhoehe in gut ausgeleuchteten, in die
Ausstellungswaende eingelassenen Vitrinen angebracht und ergeben so einen
umfassenden Lese- wie Schaufilm, den abzugehen gelohnt hat.
In einer grossen Schauwand etwa wurde eine Reihe von Buchtiteln aus dem
aufgelassenen Linzer Amerikahaus gezeigt.
Wer nicht die Zeit hatte, sich vor Ort auf die praesentierten Exponate zu
konzentrieren, dem steht ein umfangreicher Katalog zum Preis von 29 Euro
zur Verfuegung, den ich zu einem spaeteren Zeitpunkt noch naeher besprechen
werde.
Kaum gestreift wurden die politischen Implikationen des Marshall Planes, etwa die Wiedereinbindung der ehemaligen Nazis auch in wirtschaftliche wie industrielle Positionen im Zuge der politischen Integration parallel zum transatlantischen Buendnis NATO unter Wahrung der Neutralitaet nach aussen, die unsere Innenpolitik wie unsere Erscheinung im Auesseren schmerzlich bis in die Gegenwart begleitet haben.
Dazu habe ich ausfuehrlich in Die Puerggschaft gearbeitet.
Die realpolitische Anbindung Oesterreichs im Zuge des Marshallplans an den Westen ist nicht allen bewusst. So schreibt etwa
Samuel Huntington in seinem Buch Kampf der Kulturen, erschienen in den 90 er Jahren, davon, dass Oesterreich erst
mit dem Beitritt zur Europaeischen Union in den westlichen Verband zurueck gekehrt waere. Was so purer Unsinn wider
besseres Wissen ist.
So habe ich erfahren, dass in der Regierungszeit von Franz Joseph I.
40.000 km Eisenbahnkilometer verlegt worden sind, die das gesamte Gebiet der
Donaumonarchie verkehrstechnisch erschlossen haben. Das wird mir kuenftighin
ebenso wesentlich im Gedaechtnis bleiben wie sie sein Staatsgrundgesetz von 1863.
Selbst wenn wir ein kleines Land geworden sind, sollten wir und daran erinnern,
dass Oersterreich im Brueckenbau, in verbindenden Konzepten federfuehrend
wie erfolgreich gewesen ist.
Der Charakter eines fachtechnisch orientierten Museums ist leider etwas zu
kurz gekommen. Dies liesse sich jedoch in anderem Wege ohne weiteren Realraum-
Bedarfes loesen. Davon ein anderes mal mehr.
Das Museum scheint in guten Handen mit engagierten Mitarbeitern zu sein. Das Personal ist nicht nur hoeflich, sondern auch hilfreich und weitgehend gut informiert.
apropos: Besonders gefallen hat es mir, durch Videosequenzen des dirigierenden Arthuro Toscanini in die ERP
Ausstellung geleitet worden zu, ein Mann, dessen Dirgierkunst ich besonders schaetze. Obwohl
Leonard Bernstein haette da besser gepasst, war er doch einer der Exponenten des von der CIA
gesteuerten Aussenkulturprogramms der USA.
Das Team des Technischen Museums zeigt insgesamt, dass es ihm an einer Verknuepfung von Technik, Geschichte, Wissenschaft, Kunst und Kultur geht. Und das ist gut so. Vor allem in Erinnerung an die Ausbildung in eindimensionalem allgemeinen Technikerverstand von Welt....
Vor Jahren habe ich Joseph Weizenbaum, den grossen Theoretiker wie Praktiker der Informatik in Linz gehoert. Alle sprachen aufgeregt von digital Multimedia. Weizenbaum stellte dem schlicht die multimediale Kunstgattung der Oper, gegenueber, hat aber unter den einschienigen Technofreaks kaum Verstaendnis geerntet. Na ja, wenn man taube Ohren hat, versteht man bloss bit and byte.
George C. Marshall 1880-1959 Militaer und Politiker
Marshall Plan auf einem Schweizer Schulserver Kanti Sursee
Rede von George C. Marshall vor dem US-Congress 30 June 1947
Eine weniger nette Erfahrung habe ich einen Tag zuvor im Oberen Belvedere gemacht.
Ich habe mir die Ausstellung Das neue Oesterreich angesehen, und bin am
naechsten Tag nochmals hingegangen, um mir einen Katalog zu kaufen. Obwohl
ich meine (verbrauchte) Eintrittskarte vom Vortag vorwies, und gegenueber dem
Sicherheitsdienstmann einer privaten Firma hoeflich argumentierte, liess er mich
zum Shop nicht durch. Ich haette eine neue Eintrittskarte loesen muessen. Das
Siwacht-manderl hat einiges von mir zu hoeren gekommen. Der Oberaufseher des Hauses
haette zwar ein Einsehen gehabt, da bin ich aber schon unterwegs zum Unteren
Belvedere gwesen. Ueber derlei Umstaende haben sich auch andere Personen erregt,
wie ich vernommen habe.
Ist das Ausdruck der Neuen Sicherheitspolitk der gegenwaertigen Regierung ? Da
muss man wohl aufpassen, dass aus dem Neuen Oesterreich nicht wieder ein in
sich unfreies Oesterreich wird. Selbst angesichts der Notwendigkeiten, die
heutzutage gegenueber dem internationalen Terror zu setzen sind, sind derartige
SI Frozzeleien des p.t.(zahlenden) Publikums im Oberen Belvedere nicht zu
rechtfertigen. Noch dazu muss StaatsBuergerIn nicht nur bloss den Eintritt
blechen, sondern via Steuerabgaben auch noch die privaten Sicherheitsdienste
loehnen.
Zu Inhalt der Ausstellung im Oberen Belevedere. Ich bin enttaeuscht. Meine Generation ist weitgehend unterrepraesentiert bzw. ausgeblendet ! Weiteres dazu zu einem spaeteren Zeitpunkt, wenn der Aerger abgeklungen ist....noch haelt er verstaendlicherweise vor....