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Mensch
Der Mensch ist wie der Wein. Je länger dieser liegt, je milder wird er sein, der saure Geist verfliegt, das rohe Wesen weicht, Geruch, Geschmack und Kraft wird durch das Alter erst geschafft, so sind die Menschen, hoff` ich auch, sie lassen in den späten Jahren das Ungestüm und ihre Tollwut fahren, sind voller Sanftmut, Herz ,Geduld und Gütigkeit und geben klüger nach aus Ekel vor viel Zank und Streit. Sie ziehn sich still zurück, ja, wünschen sich die Ruh und hören dem Geplärr der Welt nur mehr gelassen zu. Hingegen gibt's auch Wein, der, wenn er lange liegt, die scharfe Eigenschaft des Essigs kriegt und umso saurer wird, je süßer er einst war. So stellen sich manch alte Menschen dar: je mehr, je höher sie nach Jahren steigen, je mehr der Bock wird sich in ihnen zeigen, oft wird mit Gier von weitem her gesucht, er brüllt und schreit und teuflisch flucht, so schließt im Alter auch der Geizhals seine Klauen öfter als in jungen Jahren. Ein jeder schau, daß er dem guten Weine gleicht, der mit den Jahren erst den hohen Wert erreicht, gelingt und lieblich alle Säure von sich weist, die schwachen Seiten stärkt und guter Alter heißt .
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