<li><a href="../index.html">e.journal</a> : [ <a href="../toc-nf.html">Inhalt</a> ]<br> <li><b>b&uuml;.cher</b> : [ <a href="toc.html">Inhalt</a> | <b>Das Baylonprojekt</b> ]<br> <hr>

Das Babylonprojekt


© by FRANZ KRAHBERGER


BOTSCHAFTEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM



Ich versuche mit diesem Vortrag eine Lesart des staedtischen, urbanen Raumes, die diesen ueber die blosse Raumordnung hinaus als offenes Zeichen- und Signalsystem begreift. Wenn wir uns in den Staedten bewegen, erleben wir sie nicht nur als Raum- ordnungen, als gefuegte Architekturen, als Aneinanderreihung oder Zueinander bzw. Gegeneinanderordnung von Baukoerpern, wir erleben die Staedte mindestens ebenso intensiv als Traeger von Botschaften. Wenn wir uns in den Staedten bewegen, sind wir angehalten, uns an Regeln halten und diese Regeln werden uns ueber Verkehrszeichen mitgeteilt, ueber Ge- und Verbotstafeln, ueber Ampeln und Signalleuchten. Wir orientierten uns nicht nur am Raum, nicht nur an festgelegten, Orts-, Bezirks-, Strassenbezeichnungen, also an raeumlichen Koordinaten, wir orientieren uns ebenso an der vorgegebenen Struktur des oeffentlichen Verkehrs. Ampeln geben Entscheidungen vor, gruen, rot, stop and go. OEffentliche Verkehrsmitteln sind mit Buchstaben oder Zahlen codiert, die von uns immer in gueltige Verbindung zum angestrebten Ziel gebracht werden muessen. Wer sich in der Stadt effektiv bewegen will, muss ihren Plan kennen, ihre Struktur erarbeitet haben und mit ihrem Signalreglement effektiv umgehen koennen. Die Bewegung allein macht jedoch das urbane Leben noch lange nicht aus. Wechseln wir etwa das Wohngebiet, muessen wir uns neu orientieren, wir muessen jene Plaetze neu finden, an denen wir unsere taeglichen Beduerfnisse einloesen koennen, an denen wir Nahrung kaufen koennen, wo wir Dienstleistungen durchfuehren lassen, ein neuer Trafikant, ein neues Zeitungskiosk ist zu finden. Auch hier orientieren wir uns wieder an Zeichen, an Schildern, an Schriftzuegen. Jeder oeffentlich zugaengliche Ort signalisiert sein Angebot, seine Funktion. Die Gaststaetten, die Restaurants, die unterschiedlichen Kauflaeden, sie alle verwenden Schrift und Bild, um ihr Angebot kundzutun. Wir koennen an der aeusseren Aufmachung erkennen, welcher Epoche, welcher Zeit, welcher Kulturvorstellung das Lokal, Geschaefts-, Ess-, Trinklokal angehoert. Die Logos der Banken bezeichnen naechste wichtige Quellen staedtischen Lebens. Die Regierungsgebaeude, die oeffentlichen Einrichtungen machen mehr durch ihre Architektur und Anlage Eindruck, als durch Aufschriften. Historische Gebaeude und religioese Einrichtungen wirken ebenso durch ihre Erscheinungsform und haben bereits eine eigene Ikonizitaet erreicht, die der naeheren Bezeichnung nicht mehr bedarf.

Botschaften, Zeichen, Symbole dringen auf uns ein, draengen sich auf. Sie haben die Architektur der Stadt laengst unterwandert und wir nehmen nur mehr selten, klassische Stadtbilder, in denen die Architektur ihre Gestalt zurueckgewinnt, wahr. Dieser Umstand ist mir einmal anlaesslich eines naechtlichen Lichtausfalls aufgefallen, anlaesslich einer mondhellen Nacht, in der die Fassaden der Haeuser dann ueber die Geschaeftsfassaden hinausgewachsen sind, also oberhalb des mit Reklamelicht , mit Schrift- und Bild und vor allem durch die Strassenbeleuchtung begrenzten Sehraums wirklich und intensiv wahrgenommen werden konnten. Dieser ploetzliche Veraenderung des alltaeglichen Strassenbildes durch Stromausfall liess die Raumempfindung wachsen, die Strassen waren nicht mehr als eine Aneinanderreihung von relativ niedrigen Geschaeftslokalen anzusehen, sie wirkten nun tatsaechlich als maechtige Schluchten zwischen den Haeuserfronten. Das Wegfallen aller elektrisch betriebenen Einrichtungen machte deutlich, wie sehr diese das Erscheinungsbild unserer Staedte bestimmen. Wenn wir uns in der Stadt bewegen, bewegen wir uns in einem Zeichen- und Signalsystem. Hinzu kommen die vielfaeltigen Botschaften der Werbung, des Kulturlebens an den Plakatwaenden, Litfass-Saeulen, ueber die elektronischen Laufschriften. Die Stadt selbst produziert, nicht nur eine Menge von Bewegung, von Verkehr, sie produziert eine Menge Information. An der Positionierung der Informationstraeger kann auch die Bedeutung des lancierten Logos oder Slogans abgelesen werden. Die grossen Konzerne habe sich die Plaetze an den Oberkanten der Gebaeude bzw. deren Daecher reserviert, von denen dann maechtige Leuchtbilder und Leuchtschriften strahlen. Die Plaetze der Stadt sind besetzt, sie werden genutzt von allen moeglichen offiziellen und kommerziellen Einrichtungen, sie dienen dem Handel, dem Gewerbe, der kulturellen Vermittlung, dem religioesen Ritus, dem Fremdenverkehr, der Verwaltung, der Erziehung, der Konsumtion, der Regierung, der Unterhaltung. Sie dienen dem Umschlag von Waren, von Information, sie dienen der Befriedigung von Beduerfnissen. Und ihre Schilder, ihre Leuchtreklamen, ihre gestalteten Fassaden signalisieren nicht nur die damit angebotene Ware, die angebotene Dienstleistung, sie signalisieren Besitz. Dieses Territorium ist besetzt von dem und dem fuer diesen oder jenen Zweck. Abgesehen vom Bereich der Strasse, Parks und Bahnhoefen, in denen auch mittellose Sandler mehr oder minder geduldet sind, bedarf es ueberall der noetigen finanziellen Mittel um im oeffentlichen Raum sinnvoll agieren zu koennen. Eine besondere Form der corporate Identity des Kapitalismus, deren innerstes Wesen eben der Geldkreislauf ist, ist mir in Frankfurt /Main aufgefallen. Hier befinden sich die die mit roten, roetlichem, rosa Licht gekennzeichneten Eroscenter und PeepShows mitten im Bankenviertel. Stolz verkuendet hier der Kapitalismus, das alles kaeuflich ist, das alles seinen Wert hat und es nur noetig waere, um es auch zu erwerben, bzw. zu geniessen, das entsprechende Geld hin zu legen. Nun, um die Problematik des einfachen Hinlegens wissen wir zur Genuege Bescheid. Der Kapitalismus versteht es heute durchaus, die obszoene Botschaft der kaeuflichen Liebe oeffentlich und voellig ungestoert umzusetzen. Der moderne Kapitalismus hat bestimmte Botschaften legalisiert. Es ist in diesem Zusammenhang von grossem Interesse, dass der reichste Brite Besitzer einer Reihe von Nachtclubs, Peepshows, Pornokinos, Pornolaeden und einschlaegiger Zeitschriften sowie Videobetriebe ist und damit sein Geld gemacht hat. Das hat nichts mehr mit dem alten Hurenmilieu zu tun, das da im Halbschatten der Staedte und der Unterstaedte angesiedelt war. Heute ist das eine maechtige Unterhaltungs- und Befriedigungsindustrie geworden, aus der die Orlowskis, die Uhses usw. maechtiges Kapital ziehen. Im Zuge der postmodernen Beliebigkeit reiht sich das Etablissement mit seinen eindeutig auf Fotos in den Auslagen posierenden Damen neben das Autogeschaeft, neben den Schuhladen ect. Das ist wohl die einzige Dauerfolge der sogenannten sexuellen Revolution der 60 er Jahre, das heutzutage Pornographisches und Liebe anstandslos frei zu erwerben ist.

Die Subkulturbotschaft der freien Liebe hat es schwer, mit dem oeffentlichen Angebot zu konkurrieren. Die Warenaesthetik des Kapitalismus hat sich voll ausgebreitet und saemtliche Lebensbereiche erfasst. Es geht um Praesenz im oeffentlichen Raum, um Besetzung aller moeglichen und unmoeglichen Informationsflaechen. Und fast jegliche Botschaft hat heutzutage legalen Charakter. Es gibt kaum noch etwas, das tatsaechlich unterdrueckt werden wuerde. Ich moechte auch behaupten, das auch der Unterschied zwischen laendlichem und urbanen Raum aufgehoben wurde. Insbesondere das Auto, die oeffentlichen Verkehrsmittel und die Tele-Komunikationsmedien haben diesen Unterschied, wenn nicht aufgehoben, verwischt. Bis hin zum arabischen Zeitungsverkaeufer gleichen sich die Strassenbilder der kleinen, mittleren und grossen Staedte. Graffitis haben es schwer, sich gegenueber der visuellen Information, gegenueber der optischen Fuelle der Botschaften im visuellen Raum anzukommen. Im Gegensatz zu den oben angefuehrten Botschaften sind sie illegale Eingriffe in das Erscheinungsbild. Der Sprayer okkupiert Plaetze die ihm nicht gehoeren, die er nicht gemietet oder gepachtet hat. Auch hier vermerken wir das Umsichgreifen der postmodernen Beliebigkeit. Kaum mehr Parolen, kaum mehr politische Aufrufe sind zu sehen. Anarchistische Statements treten nicht mehr auf. Auch die rechtsradikale Propaganda haelt sich zumindest an den Waenden und in den oeffentlichen Verkehrsmitteln zurueck. Nicht entzifferbare Kuerzel werden gesprueht und vermitteln letztlich bloss, das ein Sprayer am Werk war. In Wien scheint die Sache gelaufen zu sein. In Landeshauptstaedten wie Graz und Salzburg sind noch oder schon wieder politisch radikale Losungen und Statements zu sehen. Die Anonymitaet des Hingesprayten ist es dann auch, die es von allen anderen Botschaften im oeffentlichen Raum, die mit Personen, Institutionen, Einrichtungen, Betrieben ect. mittelbar oder unmittelbar verknuepfbar sind, unterscheidet. Ein Teil der Strategie des Sprayers ist es eben, sich ueber die bestehenden Besitzverhaeltnisse im oeffentlichen und privaten Raum hinwegzusetzen und dieses Mittel als Skandal und Provokation einzusetzen. Eine Provokation, die allerdings ausser den Betroffenen, die Eigentuemer der benutzten Waende, niemanden besonders stoert. Ob nun Graffiti tatsaechlich Kunst waere, ist fragwuerdig. Im deutschen Sprachraum gibt es wohl auch nur einen Sprayer, eben Naegle, der seine Aktivitaet ernsthaft als kuenstlerische Produktion argumentieren konnte. Die Auffassung, das jeder ein Kuenstler sei, halte ich fuer ein unglueckliches Produkt . Artefakt ist letztendlich alles von Menschenhand hervorgebrachtes, das sagt aber noch lange nichts ueber seine Qualitaet aus. Alles ist Kunst, jede und jeder ein Kuenstler. Wie absurd sich diese Anschauung in der Wirklichkeit niederschlaegt, ist leicht an der leidigen Oberhuber-Affaere nach zu vollziehen. Kunst ist dann doch nur jenes, das auch nachweisbar von Beuys selbst stammt und damit dem erarbeiteten und festgelegten Marktwert entspricht. Und Beuys selbst hat anlaesslich einer Bespruehung seiner anlaesslich einer Documenta aufgeschichteten Steine empfindlich und mit Klage reagiert. Die Unterscheidung zwischen legal und illegal ist an sich einfach zu treffen. Illegalitaet hat immer mit fortgesetztem Regelverstoss zu tun. Und so bedienen sich auch jene radikalen Minderheiten, die unser Gesellschaftssystem in Frage stellen, all der Mittel, die ausserhalb des Kontexts stehen beziehungsweise diesen verletzen. Die Botschaft ist nicht neu. Schon Heinrich Heine kuendete mit >Und sieh! und sieh! an weisser Wand, da kam‘s hervor wie Menschenhand; Und schrieb, und schrieb an weisser Wand Buchstaben von Feuer, und schrieb und schrieb und schwand.< das fatale Ende des gewaltsamen Tyrannen. (Belsazar, Buch der Lieder). Die Botschaft des politischen Untergrunds, ob nun links oder rechts, ueber die Bruechigkeit des System, muesste jedoch im Kontext mit den Regelbruechen innerhalb der bestehenden Ordnung diskutiert werden, nur so machte sie Sinn. Dazu tragen jedoch Graffitis wenig bis gar nichts bei. Sie sind Manifestationen der Anwesenheit, des Daseins und nicht der Aufklaerung. Das Phaenomen Graffiti laesst sich fuer mich diskursiv am ehestens mit dem Beduerfnis nach Praesenz, Repraesentanz im oeffentlichen Raum, als territorialer Gebietsanspruch, als Markierung begreifen. Graffitis sind Lebenszeichen einer verschwindend kleinen Personengruppe. Ihnen eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung bzw. Wirksamkeit zuzumessen, halte ich fuer verfehlt. Sicherlich machen sie bestimmte Repressionszusammenhaenge deutlich, wie dies etwa bei dem ersten Graffiti, das mir in meiner Kindheit bewusst geworden ist, festzustellen ist. Dieses Graffiti war eine verschluesselte sexuelle Botschaft und in den 50 er Jahren konnte man tatsaechlich noch von einer unterdrueckten Sexualsphaere sprechen. Das Wort AUTO war so verschrieben, das das A sowohl als F gelesen werden konnte, ein grosses A und ein grosses F waren ineinander verschachtelt und daraus liess sich leicht das umgangssprachliche Wort fuer das weibliche Geschlechstorgan ablesen. Man haette auch interpretieren koennen, wer FUT haben will muss auch AUTO haben. Nun, weibliches Modell und zu bewerbende Ware zaehlen auch heute noch in der Werbewelt zu den zugkraeftigen Sujets. Auch der politische Repressionszusammenhang ist in unserem doch mehr oder minder offenen Systemen nicht so gegeben, wie es in den totalitaeren Systemen des 20.Jahrhunderts, des Faschismus und des realen Kommunismus der Fall gewesen ist. Es darf hier nicht unterschlagen werden, das versprengte Grueppchen sowohl rechts wie auch linksradikaler Orientierungen sich auch des Graffitis zur politischen Manifestation benutzen. In diesem Zusammenhang muss Francis Fukuyama ernstgenommen werden, der in seinem Buch vom Ende der Geschichte davon schreibt, das viele der oppositionellen Gruppierungen heute erklaerte Gegner der Freiheit seien und der Diskurs um die Freiheit der AEusserung so manche verdrehte Position aufweist. Ich bin dagegen, das Nazis ihre Meinung frei aeussern, denn ihre Inhalte und ihre Strategien zielen darauf ab, die Freiheit zu beenden. Ich moechte hier keinesfalls den Graffitisten subversive Absichten anhaengen. Es ist jedoch so, das sich in illegalen Zonen die unterschiedlichsten Motivationen aufhalten. Meine Generation, zu deren jugendlichen Idealen unter anderem die freie Liebe und der freie Rauschmittelkonsum zaehlte, wobei das auch noch in Verbindung zu Bewusstseinserweiterung gesetzt wurde, musste mit ansehen, wie sich aus beiden Zweigen haerteste und gewinntraechtigste Maerkte herausbildeten. Idealismus ist das eine, Geld- und Machtgier das andere.

Verbleibt also noch der Wunsch nach unumschraenkter AEusserung im oeffentlichen Raum, mit der Freiheit an beliebigen Orten beliebige Zeichen anzubringen. Lebenszeichen, die mit dem eingangs erwaehnten Zeichen und Signalsystem nur wenig zu tun haben. Dieses Beduerfnis wird nun auch in den in den letzten Jahren zunehmenden legalen Projekten von Kunst im oeffentlichen Raum umgesetzt, realisiert. Schriftsteller und Kuenstler entdecken Plakatflaechen, elektronische Signboards als Traeger ihrer poetischen Botschaften. Bildende Kuenstler weben Koordinatennetze im urbanen Raum. Die Stadt wird als kybernetischer Traeger von Information erkannt. Das Motiv des Datentraegers Stadt hat James Joyce schon fuer sich in Anspruch genommen. Namen, Strassen, Firmenschilder, Haeuser hatten fuer ihn lebendige, aktive Bedeutung. Schriftsteller wie Bodo Hell und Thomas Northoff haben die Stadt fuer sich als lesbares Buch entdeckt und setzen diese Einsicht in einer Vielzahl von Texten und fotografischen Dokumentationen um. Es besteht ein Beduerfnis nach oeffentlicher Kommunikation, das mindestens ebenso wichtig ist wie das der Manifestation. Der oeffentliche Raum ist von Botschaften ueberbesetzt, er ist ueberfuellt. Die Information ist gestaut, so wie sich die Autos stauen. Der elektronische Raum, zugaenglich ueber einen Personalcomputer und ein FAX Modem, eroeffnet einen Ausweg. Das BBS Mail Box System heisst tatsaechlich ausgeschrieben Bulletin Board System und uebersetzt schlicht und einfach das “Schwarze Brett”. Man kann diese Netze durchaus als elektronische Wandzeitungen ansehen und Wandzeitungen haben ja auch immer eine grosse Tradition in demokratischen Bewegungen gehabt. Diese Netzwerke stehen in qualitativ unterschiedlichen Abstufungen zur Verfuegung. Meistens ist es wieder eine Kostenfrage. Viele Netze werden jedoch aus Engagement und um der Kommunikation willen getragen, wie etwa das FIDO Net, das auch politisch aktuelle und passable Information unter anderem ueber antifaschistische Aktivitaeten beinhaltet. Netze stellen auch den anspruchsvollen Intellektuellen zufrieden. Man kann etwa das Informations- Brett von Noam Chomsky ueber seine MIT Adresse lesen, auf Konferenzen zu medialen oder philosophischen Fragen zugreifen. Wer will, kann sich in die Clinton Mail Box des Weissen Hauses einklinken. Es ist vor allem diese Administration, die mit ihren Plaenen des “Information Superhighway” die elektronische Kommunikation und den oeffentlichen elektronischen Raum besonders foerdert. Russische Teilnehmer sind ebenso zum Ortstarif und zur Nutzungsgebuehr des Speichers erreichbar wie lateinamerikanische Adressen. Diese Netze agieren sowohl informell wie auch kommerziell weltweit. Die Literaten sollten diese Einrichtung nicht nur als Mailbox ansehen, sondern sie als oeffentlichen Raum begreifen, in dem sie ihre Botschaften anbringen und einen literarisch, kulturellen Diskurs fuehren koennen. Die Netze haben auch den Vorteil, das sie tatsaechlich ein Medium der Zweiwegkommunikation darstellen, das sie sowohl Sende- wie auch Empfangsfunktion besitzen und im Gegensatz zum Telefon, das Hineingeschriebene, das im elektronischen oeffentlichen virtuellen Raum Angeschlagene auch fuer alle sichtbar dokumentiert wird. Ihre privat ausgetauschten Briefe bleiben jedoch unerwuenschten Blicken verborgen und werden nur dem ausgewaehlten Adressaten uebermittelt. Ich halte es fuer unendlich wichtig, das sowohl der oeffentliche wie auch der private Raum vorhanden sind und fuer beide Bereiche wuensche ich mir mehr Kultur.


·^·