© by FRANZ KRAHBERGER
Die Entwicklung einer universalen
Sprache kann zwar nicht Ziel eines Netzwerkes sein, Ziel ist zumindest
Einrichtung eines universellen Vermittlungsmediums.
Eine gemeinsame
Sprache ist wesentliche Voraussetzung in einem globalen Netzwerk. Dies trifft
jetzt weniger auf die gespeicherten Inhalte zu. Dem System ist es völlig
egal ob spanische, russische, italienische oder deutsche Texte gespeichert
werden. Wenn diese >Inhalte< einmal in Maschinensprache codiert sind, stehen
sie zur weiteren umfassenden Verwertung zur Verfügung.
Die gemeinsame
Sprache ist nötig für das >handling< des Systems. Quellensprache ist
meistens das Englische, nicht zuletzt bedingt durch die führende Rolle
der technologischen Entwickler im anglo amerikanischen Raum. Sowohl Internet
und Fido-Net haben ihren Ursprung in den USA. Auch die Vernetzung der
Universitätsbibliotheken und Forschungszentren nahm dort ihren
Ausgangspunkt. Auf Grund dieser technologischen Vorreiterrolle werden hier auch
bestimmte kulturelle Vorstellungen amerikanischer Provenienz
weltweitbestimmend, unabhängig davon ob einem das genehm oder nicht genehm
ist. Ein bestimmtes amerikanisches Selbstverständnis kann nicht
ausgeschlossen werden.
Durchaus verständlich und bedingt durch die
führende Rolle von US-Unternehmen. In der Vermittlung etwa meines
E-Journals ins InternationaleNetz müsste ich diese Sprachbarriere
überwinden.
Es müsste eigentlich auch in englischer Sprache
angeboten werden. Es ist andererseits absehbar, das sich jeweils wieder
national sprachliche (-schriftliche) Netzgemeinschaften bilden werden, wie es
etwa im THING Netz und im Fido bereits selbstverständlich ist. Vor allem
der Druck der kommerziellen Anwender wird in dieser Richtung einiges
bewirken, da sie sich ja an die Konstitution des bestehenden Marktes zu halten
haben.
Technisch gesehen war eine Vereinheitlichung der
maschinenbezogenen Sprache unerlässlich. Unterschiedliche Computer Systeme
unterschiedlicher Hersteller und diverse Kommunikationsprogramme waren
aufeinander so abzustimmen, dass sie einander >verstehen<. Dazu dienen
spezielle international festgelegte Übertragungsprotokolle. Man kann die
Lösung dieser Kompatibilitätsprobleme etwa mit dem europaweiten
Angleich der Eisenbahnspurweiten im Zuge der Einführung der Eisenbahn
vergleichen. Das europaweit einheitliche Eisenbahnwesen ging aus einer
Entwicklung hervor, und war nicht von Anfang an so geplant. So gibt es in der
EDV-Entwicklung nach wie vor einen Konkurrenzkampf unterschiedlicher
Betriebssysteme.
Am bekanntesten ist derzeit wohl die Auseinandersetzung
zwischen IBM (jetzt OS-2), Microsoft Windows und dem Apple System auf dem
Personal Computermarkt. Man kann jedoch eines mit Sicherheit sagen, dass die
führenden Computerhersteller darum bemüht sind, ihre Programme auf
Kompatibilität hin auszurichten. Anstelle des Alles oderNichts Prinzips
ist sozusagen der grosskoalitionäre Konkurrenzkampf getreten. Vor allem
eines, allewichtigen Hersteller statten ihre PC mit netzwerkfähigen
Komponenten aus.
Eine Reihe wesentlicher Indikatoren weisen darauf hin,
dass es tatsächlich innerhalb des Informations-, Speicher- und
Medienwesens zu einem epochalen Umbruch kommt. Man muss sich darüber im
klaren sein, dass, wenn einmal ein Text im offenen Netz ist, dieser für
jeden Teilnehmer frei zugänglich ist. Michael Harts Gutenberg-Projekt etwa
will bis ins Jahr 2000 10000 Titel der Weltliteratur (in englischer Sprache)
speichern. Der Vatikan möchte alle Titel der vatikanischen Bibliothek via
Modem zur Verfügung stellen. Dieser >Organisation< traue ich die
Realisierung dieses gigantischen Vorhabens eines Informationstransfers vom
Träger Buch zum digitalen Medium auch zu.
Die derzeitigen
Übertragungsgeschwindigkeiten sind zu >langsam< und man überlegt
sich nach ersten Erfahrungen gründlich, ob man sich ein umfangreiches
>file< in den eigenen Speicher holt oder ob mans besser bleiben lässt.
Datenvolumen und Übertragungsgeschwindigkeit bestimmen die Verweilzeit im
Telefonnetz und im Server. Und diese Verweilzeit ist selbstverständlich
kostenpflichtig. So erscheint etwa die Übertragungon Bildern und
Videosequenzen beim derzeitigen Stand wenig sinnvoll, vor allem
unökonomisch. Die Übertragungsgeschwindigkeit wächst jedoch mit
dem Einsatz neuer Technologien und damit werden die Kosten sinken. Im voll
ausgebauten Daten-Highway werden diese Kosten nur mehr eine geringe Rolle
spielen. Nur so lassen sich auch Vorhaben wie etwa des Fernunterrichts,
Teleuniversität und vor allem Telearbeit ökonomisch sinnvoll
verwirklichen.
Vor allem eins. Um die Information wirklich zu
verarbeiten, muss sie auch gelesen werden. Die Automatisation betrifft also nur
die Speicherung und Vermittlung, nicht jedoch die Rezeption der Information.
Das menschliche Zeitbudget ist natürlich eine subjektive Grösse. Aus
diesem Gesichtspunkt wird sich die Angebotsseite relativieren.
Vor
Jahren hat mich Jürgen Claus mit seinem Begriff des Elektronischen
Bauhauses bekanntgemacht. Er vereinigt darunter die digitale Gestaltung,
Netzwerke als Architektur der Kommunikation, Ökotechnologie und
Intelligente Kunst, die zu einem Expertensystem für Künstler
führen soll. Diese Formulierung wirkte griffig und brauchbar für
den Beginn eines Entwicklungsprozesses, dessen Formen mehr erahnbar als
durchschaubar waren. Auf das klassische Bauhaus bezogen wird jedoch die Absicht
rasch deutlich. Die im überschaubaren, institutionellen Bereich
entwickelten Modelle wurden in grössere gesellschaftliche Bereiche
transferiert und im grossen, Kultur- und Infrastrukturbildenden Masstab
durchgesetzt . Die Absicht ist klar und steht als ordnende Absicht der
babylonischen Metapher gegenüber.
Im Unterschied zum klassischen
Bauhaus haben wir es im elektronischen Bauhaus jedoch mit einer Architektur
der Kommunikation und der Information zu tun, die nicht mehr physisch sondern
virtuell via Computer >begehbar< wird.
Wir haben >Zugriff< auf Daten. Wir
unternehmen >Datenreisen< im Internet. In der Verwendung von >begehbar<, von
>Zugriff<, von >Reisen< die verglichen mit den tatsächlichen
Vorgängen nur als Metapher, als Analogie zu verstehen sind.
Ich hole
mir Information auf meinen Monitor, ein >file in meinen Speicher, ich versende
von meinem Computer aus Informationen, Texte, etc. ins Netz. Ich handle zwar
telematisch, wenn ich eine Information aus der Datenbank einer amerikanischen
Universität hole, weil ich mit meinen Funktionen tatsächlich einen
Vorgang in einem elektronischen Speicher, der sich auf einem anderen Kontinent
befindet, auslöse.
Ich selbst bewege mich jedoch nicht vom Fleck. So
ist Virilios Formulierung vom >Rasenden Stillstand< zu verstehen. Ich agiere
zwar im elektronischen Netzwerk mit Lichtgeschwindigkeit, verhalte mich jedoch
in Wahrheit nicht anders als der Bibliothekar einer Klosterbibliothek. Ich
greife auf gespeicherte (>abgelegte < abgestellte) Information zu. Der
Lesevorgang bleibt wohl der gleiche, ob ich nun von Seite, Blatt oder Monitor
ablese.
Innerhalb des Internets hat sich ein weltweiter Datenverbund
herausgebildet, in dem es völlig gleichgültig ist, ob nun einer der
beteiligten Speicher in Wiener Neustadt, in Orlando oder in Novo Sibirsk
steht. Für den Netzwerkbenutzer ist es nur mehr wichtig, zu wissen, wo er
sie zu suchen hat, wo er gewünschte Informationen vorfindet. Auch
für das gibt es wieder eine entsprechende Wortneubildung >
Netzwerknavigation<.
Der Vorläufer derartiger gophers und
Datenverzeichnisse ist jedoch nichts anders als der gute alte Zettelkatalog
einer klassischen Bibliothek, wie überhaupt die klassische Bibliothek ein
gutes Modell zur Einübung in das Verständnis eines elektronischen
Datenverbands darstellt.
Das Verständnis von historischen Modellen,
von Wissenschaftssystematiken, von Enzyklopädien, sämtlich gut
aufgelistet in Ecos "Suche nach der vollkommenen Sprache", ebenso in
Künzels "Allwissen und Absturz" ist nützlich zum Begreifen des
elektronischen weltweit verfügbaren Mega-Speichers, der aus vielen
weltweit verstreuten Speichern gebildet wird.
Die potentielle
Verfügbarkeit des Wissens ist gegeben, lässt jedoch kaum auf die
tatsächliche Nutzung schliessen.
Die elektronischen Medien sind ins Gerede gekommen. Und Gerede bedeutet immer
auch die Projektion von Visionen. Nur so wunderbar, wie uns Journalisten auf
neu eingerichteten Medienspalten in durchaus seriösen Zeitungen weismachen
wollen, ist es denn doch nicht und man handelt richtig, wenn man die
Möglichkeiten des Neuen Mediums am Bestand des alten Informations- und
Speicherwesens prüft. Dies war auch einer der Gründe, warum ich
mich in einem langfristig angelegten Vorhaben mit der Universalbibliotheks des
Stiftes Admont auseinander zu setzen begann. Ich wählte damit eine
überschaubare, scheinbar überschaubare Grösse. Denn auch hier
ist es bereits unmöglich, abgesehen von der nötigen perfekten
Kenntnis des Lateinischen, die gespeicherte Information tatsächlich in
sich aufzunehmen. Und so gilt auch hier der Grundsatz, dass der Bibliothekar ,
der die gelagerten Bücher zu lesen beginnt, als verloren zu gelten hat.
Diese Gefahr besteht selbstverständlich auch im Netz. Ich würde sogar
behaupten, dass sie hier noch grösser ist.
Überschaubarkeit zählt wohl zu den uneinlösbaren Forderungen,
die an die Informationsgesellschaft gestellt werden. Die Vorstellung
Informationsgesellschaft will uns weismachen, dass wir über alle
Information verfügen können, dass wir uns umfassend informieren
können. Da jedoch das Speichervolumen längst das Aufnahmevolumen
überstiegen hat und wir eigentlich nur mehr selektierte Nachrichten
erhalten, wäre es richtiger von >Formationsgesellschaft zu sprechen<.
Obwohl es oder gerade weil Überfülle an Information vorhanden ist,
nehmen wir nur Teilbereiche war.
Der Monitor zeigt uns nur Ausschnitte des
virtuellen Speichers, sowie uns der Fernsehschirm nur Ausschnitte der
Wirklichkeit in unser, statisches, Heim bringt.
Wir bauen an einem Werk,
dass unseren individuellen Horizont längst übersteigt, dessen
weitläufige Korridore aus unserem Blickfeld geraten sind.
In diesem
Zusammenhang haben sich denn auch Bezeichnungen wie elektronischer Flaneur,
Datenreisender und Netzwerk-Surfen gebildet.
Vor unseren Augen
wächst ein babylonisches Gebilde, eine riesige (unendliche) Bibliothek,
die via Telefonnetz, Modem und via Monitor aufgesucht werden kann. War das
Projekt babylonischer Turmbau noch Schaffung von Urbanität erbunden mit
Eroberung des Raumes, mit einer Spitze die an den Himmel heranreicht, so
erleben wir nun ein Projekt umfassender Abbildung der Welt durch Vernetzung
von Information. Wir haben eine Ahnung von der vorhandenen Fülle,
müssen jedoch erkennen, dass wir sie nie bewältigen werden.
In
Wahrheit sitzen wir einsam vor unseren Monitoren, steuern neugierig Speicher um
Speicher an, verweilen je nach Interesse und >wandern< weiter, bewegen uns rund
um den Globus. Wir beginnen darüber nachzudenken, warum uns diese
Informationen eigentlich zur Verfügung gestellt werden, warum file
für file in ftps gepackt werden und rund um den Planeten digitale
Leuchtfeuer der Kommunikation aufgestellt werden.
Für den globalen
Wissenschafts- und Studienbetrieb liegen die Vorteile direkter und vernetzter
Kommunikation auf der Hand. Man erreicht bessere Überschaubarkeit und
Vergleichbarkeit der Forschungsfelder, und das in weltweiten Verbund. Die
Kosten werden aus universitären Budgets gedeckt , die accounts für
der >user<, so sie Universitätsangehörige bzw. Studierende sind,
sind kostenlos. In diesem Zusammenhang, kann man möglicherweise von
Bündelung des zeitgenössischen Wissens sprechen. So man
zusätzlich über besondere Zugriffsberechtigungen auf
Universitätsspeicher verfügt, kann das Informationspotential noch
entscheidend erweitert werden. Jeder der eine Info-Box oder einen
Internetknoten einrichtet, eröffnet ein digitales Kiosk, das mehr oder
minder kostenlos zugänglich ist, abgesehen einmal von den eigenen
Telefonkosten und den Tarifen des Netzwerkbetreibers, dessen >point< man ist.
Für grosse und bedeutende Institutionen des öffentlichen Lebens,
für Forschung und Lehre, für die elektronische Interesse, hier vor
allem die Computerindustrie ist es offensichtlich eine Prestigeangelegenheit
geworden im Netz präsent zu sein, und um diese Präsenz
glaubwürdig zu gestalten muss man wohl auch eine bestimmte Menge Fleisch,
also Information auslegen. Für den Durchschnittsbürger ist es zur
Prestigeangelegenheit geworden, auf seiner Visitkarte eine e-mail Adresse
auszuweisen. Wird sie dann auch tatsächlich genützt? Es ist schwer
vorstellbar, dass all diese Betreiber ein stilles Abkommen mit den Hard- und
Softwareherstellern und mit den Telefongesellschaften geschlossen haben.
Vorstellbar für mich ist jedoch, dass hier eine Art Flucht aus den
Massenmedien angetreten wird, das sich hier gegenübern den Monopolen eine
Art Telekratie herausbildet. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum
dieses Medium für Künstler zunehmend an Interesse gewinnt,
verspricht es doch fürs erste sowohl Unabhängigkeit wie auch
Reichweite, die in eigener und institutionell unabhängiger Regie
bewerkstelligt werden kann. Es herrscht da eine gewisse
Gründerzeitstimmung die sowohl anarchische Vorstellungen erfüllt, wie
auch verspricht , an einem grossen Abteuer teilzuhaben.
Jetzt einmal abgesehen vom digitalen Medium hat die Nutzung der
Elektrizität zur Telekommunikation einen neuen Mythos geschaffen, eben
den Mythos Kommunikation, der trefflich den babylonischen All-Raum-Traum
ergänzt. Globale Erreichbarkeit und Kommunikation sind die magischen
Zauberworte der Gegenwart. Gerade Individualisten, und Künstler zum
Beispiel zähle ich noch immer dazu, beginnen sich bald zu überlegen,
wie sie innerhalb eines derartigen Mediums Kontur gewinnen können, sich
profilieren. Erreichbarkeit und Kommunikation wird hier zum Teil einer durchaus
persönlichen PR-Strategie, und so kennt auch die Media Szene ihre Stars.
Bislang haben wir vom Netz vor allem als Speichermedium gespochen. Das
elektronische Medium Netzwerk bietet nun gegenüber den anderen
Vermittlungsformen und Medien die
Möglichkeit der Kommunikation über grosse Entfernungen, die sowohl
Mitteilung wie auch Empfang von Antworten und deren Zwischenspeicherung
zulässt. Diese Möglichkeit hat der Brief und das Telefon zwar auch
geboten und in Wahrheit ist das Netzwerk eigentlich eine Erweiterung der
Telegrafie. So wie Gutenberg durch die Zusammenfassung verschiedener
Technologien und Fertigkeiten den seriellen Druck möglich machte, so
werden im Netz und mit Unterstützung des Computers neue mächtige
Werkzeuge aus verschiedenen Medien gebündelt und zur Verfügung
gestellt, die heute unter dem Begriff Multi Media zusammengefasst werden.
Multimedia ist nichts anderes als die Integration bislang unterschiedlicher
Funktionen in ein operatives Ganzes. Noch ist das Netzwerk primär ein
Text-Medium. Es ist mühsam minutenlang etwa auf einen Bildaufbau zu
warten, oder noch mehr Zeit für die Übertragung der Information eines
Video-Clips zu investieren, um dann ein lächerliches Etwas über den
Schirm huschen zu sehen. Noch reichen die Übertragungskapazitäten
für die rasche Übertragung von Videosequenzen nicht aus. Das Netzwerk
ist derzeit vor allem ein Textmedium. Darin und in der Bereitschaft der
Benützer, Informationen vorzufinden, die nicht der Norm der massenmedialen
Landschaft entsprechen, sehe ich eine Chance für die literarische
Nutzung. Das Netzwerk ist im gegenwärtigen Zustand ein alphabetisches
Medium und weist auch alle Merkmale, die innerhalb der Schriften, Dokumenten
und Buchkultur entwickelt wurden. Eigentlich ist das Netz im Zeitalter der
visuellen Revolution zu einem mächtigen alphabetischen Gegenspieler
geworden. Diese scheinbare Rückständigkeit soll im Zuge des
Daten-Highways wieder überwunden werden. Der schmale Weg der Zeichen soll
zu einer breiten Bahn für die Bildchen und Tönchen ausgewalzt werden.
Dies wieder einmal unter dem Banner der Kommunikation. Nur, es ist zumindest
technisch entschieden leichter Texte herzustellen als Filme und Musikalische
Arrangements zu fertigen. Es ist leider eine traurige Tatsache der medialen
Kultur, dass mit dem Einsatz sogenannt höherwertiger und damit teurer
Technologie die phantasiereichen Pioniere der einfachen Mittel abgelöst
werden und mit ihnen auch die andersartigen Inhalte, die nicht der
Massenkonvention und damit dem Gebot der Marktfähigkeit folgen. Das
Netzwerk wäre das ideale Textmedium. Es erlaubt nicht nur alle
bibliothekarischen Funktionen, es erlaubt über den Dialog hinaus den
Multilog. Multilog ist eine Bezeichnung für jegliche thematisch bezogene
Konferenz. Hier können sich beliebig viele Teilnehmer zu einem Thema
äussern. Jeder der beteiligten kann den Kommunikationsverlauf verfolgen
und jeder neu hinzu Gekommene das bislang gespeicherte nachvollziehen.
Selbstverständlich hängen derartige Konferenzen oder Multi-LOG Areas,
die ja nichts anderes als elektronische Pin-Flächen sind, vom Niveau der
einzelnen Beiträge ab. Obwohl oder gerade deswegen, weil das Medium ein
Fülle technisch einwandfreier Möglichkeiten zur Verfügung
stellt, sind die Ergebnisse nicht immer zufriedenstellend, je nach Netz sogar
sehr enttäuschend. Das komplexe Werkzeug stellt schonungslos Mängel
des kommunikativen Vermögens bloss. Kommunikation ist insgesamt ein
komplexer interaktiver Vorgang zwischen unterschiedlichen Positionen. Und fasst
man hier den Rahmen zu eng, kommt es leicht zu Missverständnissen. Es gibt
da bestimmte sprachliche Unschärfen und Nicht Eindeutigkeiten, die eben so
oder so aufgefasst werden können. Und so kommt es eben hin und wieder,
oder sogar regelmässig zu >flames<, Unmutsäusserungen, die allerdings
meist von den eingesessenen Netzwerk-Hasen zu ihren Gunsten entschieden werden.
Man kann da auch ein wenig Revierverhalten und Platzverteidigung registrieren.
Trotz alledem, gut strukturierter Text, interessante Information sollte
zumindest langfristig gesehen entsprechendes Echo auslösen. Dies ist wohl
nötig, um die Verwirrung im babylonischen Dorf der Medien klein zu halten.
Beide Metaphern, >Babylonischer Turmbau< und >Elektronisches Bauhaus< haben ihre
Berechtigung. Mit Sicherheit können wir nur sagen, dass wir uns auf einer
medialen Baustelle befinden. Nachdem für den Bau nicht wirklich ein
genereller Plan vorliegt, können wir noch die eine oder andere
nützliche Struktur einbringen.