Admontinisches Universum II


Die Beziehungen des Benediktiner Stiftes Admont zu den Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert.

© Franz Krahberger
zusammengefasst und aktuell ueberarbeitet 2005


Seit Jahren plane ich dem Admontinischen Universum I, das die beeindruckende Admonter Bibliotheksanlage in Gestalt und Inhalten in Form eines On-Line Hypertextes zeigt, der international wahrgenommen worden ist, einen zweiten Teil ueber die Naturwissenschaften vor allem in Bezug auf das Naturhistorische Museum Gabriel Strobls hinzufuegen.

Sowohl an mangelnder Finanzierung, wie auch an der zeitweiligen Nichtverfuegbarkeit der Sammlung und vor allem des zugehoerigen wissenschaftlichen Apparates durch die erst im Vorjahr abgeschlossenen Umbauarbeiten und Neuaufstellung der Sammlung, aber auch bedingt durch eine gewisse Indifferenz der Eigentuemer konnte ich dieses Projekt bislang nicht weiter entwickeln.
So moechte ich meine aktuell ueberarbeiteten Aufzeichnungen, Recherchen und die verbindlichen Admonter Quellen in Form dieser kleinen Studie im Electronic Journal vorlegen.

Eine verlaessliche historische Quelle bietet die Arbeit des Admonter Stiftshistorikers, Bibliothekars und Archivars Jacob Wichner. Ich werde mich vor allem auf das 19. Jahrhundert beziehen, also auf die Zeit nach Errichtung der monumentalen Bibliothek und da auf jene Admonter Wissenschafter, die zur modernen Auffassung der Naturwissenschaften zu zaehlen sind.

Die Errichtung der Bibliothek, die von Abt Anton Mainersberg veranlasst und von Abt Matthaeus Ofner vollendet worden ist, geriet im Verhaeltnis zu den realen Erfordernissen des Admonter Schulbetriebs aus der Sicht des Sammelbestandes auffaellig gross. Andererseits waren Admonter Benediktiner im Grazer Schulbetrieb taetig, und lehrten an der Grazer und Salzburger Universitaet. Sie waren im 19. Jahrhundert vor allem als Historiker des Landes Steiermark und als Theologen taetig. Aus dem Grazer k.u.K Gymnasium, das vorher von den Jesuiten gefuehrt wurde, ist spaeter das Grazer Akademische Gymnasium hervorgegangen.

Der erste Leiter der neu errichteten Bibliothek, der Theologe Sigismund Muennich, sah den nach wissenschaftlichen Grundsaetzen jener Zeit bewahrten wie neu erworbenen Sammelbestandes nicht als aengstlich gehueteten, konventsfremden Forschern hermetisch verschlossenen Raum an, sondern als eine Quelle des Wissens, die jedem Berufenen zugaenglich sein sollte.

Die neu geordnete Admonter Bibliotheksanlage kann als Antwort auf die Aufklaerung angesehen werden, in der ein neues Buendnis von katholischem Glauben, Weltanschauung und den Wissenschaften geschlossen werden sollte, unter Integration neuer unumgaenglicher Erkenntnisse der Wissenschaft.

Dies entspricht dem in des Gruenders Regeln festgelegten Bestreben der Benediktiner ihren Wirkungskreis im realen Leben zu festigen und sich durch praktische Arbeit einzubringen, auch in den Wissenschaften.

Die Inventur um 1790 zaehlte etwa 28.000 Baende, hundert Jahre spaeter war der Bestand auf etwa 100.000 angewachsen. Wirklich verlaessliches Zahlenmaterial gibt es nicht. Man muss in Rechnung stellen, dass die Zahl der Publikationen und Veroeffentlichungen allgemein im 19. Jahrhundert sprunghaft angestiegen ist.

Im Jahr 1782 erhielten vierzehn Admonter Konventsmitglieder die Facultas legendi libros haereticos, eine Leseerlaubnis, Voraussetzung zur Lektuere sogenannter haeretischer Schriften. Im konkreten Fall ist vor allem protestantische Literatur gemeint.
Der Sammelbestand protestantischer Literatur ergab sich vor allem aus Konfiskationen aus dem Ennstaler Umland.
Ausgenommen von dieser Leserelaubnis waren jedoch Werke der Aufklaerung und atheistischer Tendenzen.
Wichner teilt mit, dass die Werke Molinas, Macchivellis, Voltaires u.a. nicht gelesen werden durften.
Im folgenden Jahr wurde eine gleiche Lizenz mehreren Conventualen eingeraeumt, mit Ausschluss der von der Wiener Buecher Zensur verbotenen Buecher.
Dies laesst eindeutig darauf schliessen, dass in Admont eine Mustersammlung von Werken aufgebaut werden sollte, die aus katholischer Sicht unbedenklich angesehen werden konnte.

Der Erwerb der grossen Encyclopedie von Denis Diderot mit den mathematischen Beitraegen von d'Alembert faellt etwa auch in diese Zeit. Das in Admont vorraetige Exemplar ist bis heute jedoch bezeichnenderweise nicht gebunden.
Wesentliche Literatur Admonter Schriftsteller aus dieser Zeit gibt es laut Wichner kaum.
Man beschraenkte sich in wissenschaftlicher Hinsicht vor allem auf die traditionelle Taetigkeit der Benediktiner im Rahmen praktizierter Medizin.

Ein merkwuerdiger Versuch, die katholische Lesezensur heute wieder einzufuehren, findet sich aktuell in einer der vom Opus Dei geleiteteten Wiener Kirchen oeffentlich ausliegenden Beichthilfe, die sich auf Thesen des Presseamtes des Erzbistums Koelns. hsgg. 1973 und des Salterrae Schriftenapostalats Maria Roggendorf bezieht.
Habe ich glaubens- oder sittenfeindliche Buecher, Zeitschriften oder Zeitungen gelesen ? Habe ich sie anderen zu lesen gegeben? so stehts in einer kirchlichen Beichthilfe in einer zentral gelegenen katholischen Wiener Kirche im Jahr 2005.

Es waere jedoch falsch anzunehmen, Admont sei ein Hort finsterer Zensur gewesen.. Der Sammelbestand erweist sich vor und nach Errichtung der barocken Monumentalbibiliothek weitgehend moderat. Dass das Konzept sich weitgehend an katholischen Vorstellungen orientiert, ist angesichts einer Klosterbibliothek nicht verwunderlich. Die Beschwerden, die die Aufklaerung den Admontern und insgesamt der katholischen Kirche verursachten, sind jedoch nicht zu uebersehen.

Einen besonderer Foerderer der Wissenschaften fand Admont in Abt Gotthard Kuglmayr (1788-1818). Er besuchte das Admonter Gymnasium, studierte in Graz Philosophie und in Rom Theologie und Kirchenrecht.
Die glaenzende Verteidigung seiner Lehrsaetze des canonischen Rechts vor sechs Kardinaelen der roemische Kurie brachte ihm die Aussicht auf einen Lehrstuhl in Florenz oder in Neapel ein. Kuglmayr entschied sich fuer eine Rueckkehr nach Admont.
An der theologischen Anstalt in Admont lehrte er geistliches Recht. Dogmatik und Exegese. 1788 wurde er im Alter von 34 Jahren zum Abt gewaehlt. Er beherrschte mehrere Sprachen, war ein ausgezeichneter Musiker und foerderte vor allem die Wissenschaften und suchte ausgezeichnete wissenschaftliche Kraefte an Admont zu binden.

Kuglmayr stand im regen brieflichen Austausch mit wissenschaftlichen Koryphaen seiner Zeit, so mit dem britischen Chemiker und Wissenschaftler in den Anfaengen der Forschung im weiten Feld der Elektrizitaet, Sir Humphry Davy, 1820-1827 President der Royal Society , der meinte, dass seine beste Entdeckung sein Assistent Michael Faraday gewesen waere.

Er stand im Kontakt zu Joseph Hammer Purgstall, dem grossen Orientalisten und Begruender der Oesterreichischen Akademie der Wissenschaften, dessen Bruder Cajetan Mitglied das Admonter Conventes gewesen ist.
Er war im Gespraech mit dem Dramatiker und Epiker in restaurativer biedermeierlicher Tradition, Ladislaus Pyrker, Abt zu Lilienfeld, 1820 Patriarch von Venedig und verkehrte ebenso mit dem Historiker Julius Schneller, der als Josephinist und Bonapartist galt und Oesterreich 1823 wegen der Zensur, weil man ihm die Neuauflage seiner Weltgeschichte verweigerte, verlassen hatte.

Kuglmayr war geheimer kaiserlicher Rat, Ritter des Leopoldsordens, Verordneter der steirischen Landschaft, und Franz I meinte bei seinem Besuch in Admont zu seiner Frau Luise: Das ist der Mann, der dem Staate und der Wissenschaft wichtige Dienste leistet.
Ein anschauliches Beispiel fuer die enge Verflechtung von Krone, Kirche und Wissenschaft.
Dazu eine Unterstreichung in anderer Form. Im November.1812 erlaesst Franz I in Wien ein Dekret, nachdem Juden nach wie vor nicht zu den hoeheren akademischen Wuerden zugelassen werden durften, da die Wuerdentraeger der Universität gottesdienstlichen Feiern beiwohnen muessen...gottesdienstlicher Feiern in katholischer Form und davon waren Juden offensichtlich ausgeschlossen.

Das Lob des Kaiser enthob diesen jedoch nicht der Pflicht, den Abt 1818 abzusetzen, da Kuglmayr das Stift voellig heruntergewirtschaftet hat.
Doch Jakob Wichner haelt ihm zugute, dass waehrend der Amtszeit Gotthards die napoleonischen Truppen mehrmals Admont in Beschlag und Konfiskation genommen hatten, dass das Stift noch immer unter den josephinschen Reformen gelitten habe, es entging nur mit knapper Not der Aufhebung nach Intervention des Erzbischofes von Salzburg, und das Finanzpatent von 1811 Nachteile mit sich gebracht hatte.

1812 wurde das Admonter Gymnasium und die Philosophische Anstalt in einem Studien Hofcommissions Dekret zu einem k.u.k. oeffentlichen Institut erklaert.

Die Lehrgegenstaende entsprachen dem Studienplan von 1805:
Religionslehre, Elemente und Grammatik der lateinischen Sprache, Geographie, Geschichte, Mathematik, Naturgeschichte, Physik, griechische Sprache und Rhetorik, Poetik, Rhetorik und Unterricht im bildnerischen Gestalten. 1801 richtet Kuglmayr sogar ein Theater in Admont ein.
Nach wie vor besuchten eine Reihe von Adeligen das Admonter Gymnasium, unter anderen Goes und Jacomini.

Die hervorragenden Leistungen des Admonter Stiftsgymnasiums bewog die Regierung, das Grazer Gymnasium in die Haende der Admonter Bendiktiner zu uebergeben.

1782 war den Admontern im Zuge der josephinischen Reformen die Lehrbefugnis der Theologie und Philosophie entzogen worden. 1810 wurden die Vorlesungen wieder aufgenommen. 1818 musste jedoch das philosophische Institut wegen Geldmangels wieder eingestellt werden.

Physik unterrichtete der Chemiker Joseph Wisiak. Selbst der Admont besuchende Humphry Davy zeigte sich ueber die Ausruestung des Labors und ueber die vorhandenen Praeparate erstaunt. Wichner beschreibt diese Ausruestung bis ins Detail. Ich begnuege mich mit einem kurzen Ueberblick des Inventars, dass sich aus chemischen Praeparaten, Reagentien und Mineralien, aus pneumatischen und mechanischen Apparaten, Modelle aus weichem Holz, astronomischen und optischen Apparaten, hydrostatischen und hydraulischen Geraeten, aus akustischen und chemisch-pneumatischen, aus elektrischen, galvanischen, magnetischen und anderen diversen Apparaten und Messgeraeten zusammensetzte.

Gotthard Kugelmayr liess ein Naturalienkabinett einrichten, das ebenso in Fortsetzung der Tradition der Wunderkammern als Kunst- und Raritaetenkammer diente. Er sammelte diverse Arten von Marmor, liess eine Admonter Florasammlung anlegen und erstmals wurden meterologische Aufzeichnungen gefuehrt.
Kuglmayr wurde zum Kurator des 1811 des in Graz gegruendeten Joanneums bestellt.

Ein umfangreicher Briefwechsel mit dem steirischen Erzherzog Johann dokumentiert das gemeinsame Interesse für alle wissenschaftlichen und gemeinnuetzigen Institutionen des Landes.

Sein Verstaendnis der theologischen Schullehre fasste Kuglmayr 1813 kurz zusammen.
Der erhabene Beruf eines zur Seelsorge oder Bildung der Jugend bestimmten Ordensgeistlichen erheischt von jedem, der sich diesem Stande widmet, unerlaesslich, dass selber nicht nur sowohl die zu seiner als anderer Belehrung erforderlichen Kenntnisse und Wissenschaften sich zu eigen machen trachte, sondern auch, das naechst der Bildung des Verstandes vorzugsweise die Veredelung des Herzens ein sorgfaeltiges Augenmerk gerichtet werde.

Die Admonter Moenche zeigten sich vor allem ueber die Umwaelzungen, die die franzoesische Revolution mit sich brachte, die sie offensichtlich nicht zur Herzenbildung zaehlten, ueber die objektivierenden Ansichten der Aufklaerung besorgt.
Entsprechende Anmerkungen dazu liegen laut Wichner von Placidus Sartore vor.

Auch einen Alchemisten und Goldsucher gab es noch in Admont zu Kuglmayrs Zeit, der aber mit dem aktuell nach dem wissenschaftlichen Status der Zeit eingerichteten Labor des Gotthard Wisiak nichts anzufangen wusste. Erfolgreicher war Basilius Matzke als Musiker. Er komponierte Oriatorien und Gesaenge. Jacob Wichner ueber Basilius Matzke: Auf der von Irrlichtern erhellten Bahn der Alchemie fand er einen Nachtreter in der Person des Augustin Zapf (verstorben 1830). Das war aber der letzte Alchemist in Admont.

Abt Gotthard war, so berichtet Jacob Wichner, stets bemueht, die Bibliothek des Hauses mit den neuesten Erscheinungen der Literatur in Theologie, Philosophie, Philologie und Naturwissenschaften zu erweitern und zu ergaenzen.

1818 musste Abt Gotthard Kuglmayr, wie bereits erwaehnt, wegen der wirschaftlichen Zerruettungen des Stiftes abdanken.

Fuer das Jahr 1845 fuehrt Jakob Wichner erneut naturwissenschaftliche Aktivitaeten an. Die Meterologischen Beobachtungen werden ab 1845 regelmaessig vorgenommen. Beobachtet wurden Luftdruck, Temperatur, Dunstdruck, Regenmenge, Staerke und Richtung der Winde, Zug, Grad und Gestalt der Bewoelkung und Elektrizitaetsdichte der Luft.

Beobachter waren Guido Schenzl, Ferdinand Glaser, Hildebert Haas, Virgilius Kaeferbeck, Ulrich Masten und Sigfried Sporn.
Vor allem Guido Schenzl sollte infolge seine Karriere in wissenschaftlicher Lehre wie auch angewandter Wissenschaft in Ungarn beginnen.
Weiters wurden Aufzeichnungen ueber das Erscheinen und Verschwinden der Tierwelt, ueber die Verhaeltnisse der Vegetation und sanitaere Statistiken gepflogen.

Insgesamt ein Forschungszweig auf naturwissenschaftlicher Erkenntnisbasis, der heute angesichts der bevorstehenden Klimakatastrophe und dem sukzessiven Verschwinden von Tier- und Pflanzenarten groesste Aktualitaet besitzt, in dem jedoch nicht mehr allein mit lokalen Mitteln, sondern eben mit Mitteln der Hochtechnologie in globalem Masstab Erkenntnisse gewonnen werden.

Tatsaechlich hat Guido Schenzel seine Admonter Erfahrungen in landesweitem Masstab in Ungarn realisieren koennen. Er hat ein flaechendeckendes metereologisches Beobachtungs-und Messystem in Ungarn eingefuehrt und installiert.

Richard Peinlich, Direktor des Grazer Gymnasiums und Admonter Benedictiner verfasste eine umfangreiche Geschichte der Pest in der Steiermark und ueber die damit verbundenen Praeventions- und Eindaemmungsmassnahmen. Auch das in anderer Weise ein hochaktuelles Wissengebiets.

Peinlich ist mir aufgefallen mit seiner vor allem logisch orientierten Auffassung der deutschen Sprache, die er in Graz am Gymnasium unterrichtete.

Einen Auszug aus Peinlichs Bemerkungen zur Satzlehre habe ich bereits im Aurora-Kapitel des Admontinischen Universums I veroeffentlicht.

Die Satzlehre soll nicht nur grammatisch, sondern auch logisch sein.

Dass die Satzlehre nicht nur grammatisch, sondern auch logisch sein müsse, darauf weist schon die Definition "Ein Satz ist ein in Worten ausgedrückter Gedanke", (wiewohl ich mich mit derselben nicht so ganz befreunden kann, weil ich auf die Frage, wie ein Gedanke, ohne Worte ausgedrückt, aussieht, keine rechte Anwort weiss.)
Jeder Satz ist aber sicherlich eine mit Bewusstsein vollbrachte Operation des Geistes, und trägt als Gedanke die Gesetze des Denkens an sich, daher muss auch die Logik am Satze selbst ersichtlich sein.

Das kann man durchaus als eine Vorform der Wittgensteinschen Auffassung von Sprache als logisches Abbild der Welt ansehen.

Politisch gesehen war Richard Peinlich ein Deutschnationaler infolge 1848.

Mit Antritt des Administrators Karlmann Hieber 1861 beginnt fuer Jacob Wichner die Neuzeit des Stiftes. In diese Zeit faellt auch das Wirken der naturwissenschaftlich herausragenden Persoenlichkeiten Guido Schenzl und Gabriel Strobl.

Altmann Freissmuth pflegte ueber Jahre hinweg die theoretische und praktische Forstwissenschaft, ganz im Sinne der Benediktiner, Wissenschaft fuer den alltaeglichen Nutzen und Gebrauch zu betreiben.
Im weiteren nennt Wichner den Mineralogen Zeno Mueller, den Botaniker Blitmund Tschurtschenthaler, den Naturhistoriker Tassilo Reimann und den Mathematiker und Physiker Benno von Mocnik.

1865 fielen weite Teile des Stiftes einem Grossbrand zum Opfer. Lehrzimmer und Fachbibliotheken waren davon betroffen. Das physikalische Kabinett und das Museum, in dem auch Stammels admontinisches Universum untergebracht worden war, die Mineraliensammlung und ein versteinertes Exemplar des Ichtiosaurus communis, ein umfangreiches Herbar mit der forstbotanischen Sammlung, archeologische und kunsthistorische Gegenstaende wurden durch den Brand vernichtet. Der grosse Bibliothekssaal blieb jedoch von den Flammen verschont.

Eine Reihe von Werken der neueren franzoesischen Literatur, die der Bibliothekar in seinem Arbeitszimmer gelagert hatte, verbrannten ebenso. Die waren offensichtlich aus oben genannten Gruenden nicht in den Biliothekssaal einverleibt und inventarisiert worden.

1866 trat der zwanzigjaehrige Gabriel Strobl in den Admonter Konvent ein und wurde von Abt Karlmann Hieber von Anbeginn beauftragt, das Naturhistorische Museum wieder aufzubauen.


Guido Schenzl


Der Meteorologe und Physiker Guido Schenzl wurde am 28.9.1823 in Haus im Ennstal geboren, absolvierte das Gymnasium teils in Graz und teils in Judenburg und trat 1841 in den Admonter Konvent ein.

1846 wurde er zum Priester geweiht. Nach drei Jahren Dienst als Seelsorger begann er das Studium der Physik und Chemie an der Universitaet Graz und erwarb 1850 seinen Doktorgrad. Ein Jahr spaeter legte er in Wien die Lehramtspruefung fuer Physik und Mathematik bei Johann Christian Doppler ab.

Christian Doppler (1803 - 1853) wurde nach Lehrauftraegen in Prag, Schemnitz und Wien1850 zum Professor für Praktische Geometrie am Polytechnischen Institut in Wien ernannt.
Die herausragende naturwissenschaftliche Entdeckung Dopplers beschreibt Frequenzaenderungen von Wellen, die von einer relativ zum Beobachter bewegten Quelle ausgehen. Diese Arbeit Über das farbige Licht der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne des Himmels wurde 1842 in Prag veroeffentlicht.
Wir kennen die Beschreibung des Phaenomens allgemein als den Dopplereffekt.

Schenzl wurde von einer der hervorragendsten Persoenlichkeiten der oesterreichischen naturwissenschaftlichen Forschung, die heute noch Weltgeltung besitzt, geprueft.

Schenzl kam als Professor an das Gymnasium in Ofen (Budapest).entfaltete eine erfolgreiche Lehrtaetigkeit und wies sich mit fundierten Publikationen auf den Gebieten der Chemie und Meteorologie als Naturwissenschaftler aus.
Dies veranlasste die ungarische Behoerden, ihn mit dem Aufbau einer Oberrealschule in Ofen zu betrauen, die 1854 eroeffnet worden ist und zu deren Direktor Schenzl bestellt worden ist.

Im Schulgebaeude richtete Schenzl, aufbauend auf seinen praktischen Admonter Erfahrungen ein Observatorium fuer Meteorologie und Erdmagnetismus ein, das 1860 von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften uebernommen worden ist. Schenzl wurde auch Leiter dieser Forschungsstelle und studierte ab 1863 die klimatischen und erdmagnetischen Verhältnisse anderer ungarischer Landesteile, stets unterstuetzt von der Akademie. Auf deren wie der Regierung ausdruecklichen Wunsch blieb Schenzl nach den politischen Ereignissen von 1867 in Ungarn und arbeitete gemeinsam mit Janos Hunfalvy die Plaene fuer die Errichtung einer Zentralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus in Budapest aus. 1870 wurde er Direktor dieser Anstalt und gruendete ein Jahr spaeter ein fachwissenschaftliches Publikationsorgan.

Schenzl zog sich aus dem Schuldienst zurueck und widmete sich in Folge gaenzlich seinen Forschungen zur Geophysik.

Schenzl stand auch in bemerkenswerten internationalem wissenschaftlichen Austausch. Ich erinnere mich, in der Sichtung seines Nachlasses mehrere Schreiben des franzoesischen Naturforschers Christoph Buys Ballot (1817 - 1890) vorgefunden zu haben.

Ebenso liegen Korrespondenzen mit dem bayrischen Astronomen und Geophysiker Johann von Lamont (1805 - 1879) vor, der eine Professur an der Universitaet Muenchen innehatte.

Ballot war der Mitbegruender der modernen Meterologie, suchte die Gesetzmaessigkeiten des Wetters zu erkennen und begruendete damit die Wettervorhersage.
Er wandte zuerst praktisch Sturmsignale an, stellte das Gesetz von der Ablenkung der Lufstroemung auf (Buys-Ballotsches Gesetz) und erfand das Aëroklinoskop, das Sturm Fernsignal.



Schenzl bewies zusaetzlich besonderes Geschick und diplomatisches Gefuehl in der Ueberwindung und Bewaeltigung nationaler Gegensaetze.
1886 wurde er als Administrator nach Admont berufen. Eine Berufung der er zwar widerstrebend, aber mit Pflichtgefuehl nachgekommen ist. Er konsolidierte die wirtschaftlichen Verhältnisse des Stiftes, das einmal mehr in eine schlechte Lage gekommen war. Schenzl hatte offensichtlich echte Managerqualitaeten. 1890 wurde er zum Abt gewaehlt, verstarb kurze Zeit darauf im Admonterhof in Graz.

Wissenschaftliche Publikationen von Guido Schenzl.

Darstellung einiger Nickelsalze, Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt Wien 1850

Analyse der Bleispeise von Oeblarn in der Obersteiermark
Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt Wien 1850

Die Chemie als Bindungsmittel ueberhaupt, insbesondere der Einfluss der Analytik auf geologische Ansichten.
Ofener Gymnasium Programm 1853

Analysen von Schlacken und Huettenproducten in ihrer Bedeutung als kuenstliche Mineralien
Ofener Gymnasium Programm 1854

Magnetische Ortsbestimmungen im Koenigreich Ungarn
Ofener Gymnasium Programm 1863

Magnetische Ortsbestimmungen in Ungarn und Siebenbuergen
Abhandlungen fuer Mathematik und Naturwissenschaften der Ungarischen Akademie der Wissenschaften 1866 / 1868 / 1870

Die Verdunstung der freien Luft in Ofen
Pester Tageszeitung 1866 und Wiener Zeitschrift der oesterreichischen Meteorologie Wien 1866

Ueber den Gang der Temperatur in den oberen Schichten der Erde
Ofener Gymnasium Programm 1866

Ueber den Ozongehalt der Luft in Ofen.
Meteorologische Zeitschrift Budapest, 1867

Messungen der magnetischen Inclination
Antrittsvorlesung zur Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften Ungarns.
Mathematisch naturwissenschaftliche Abhandlungen der ungarischen Akademie der Wissenschaften Budapest 1867

Verbreitung der Sonnenwaerme im Erdboden. 2 Teile.
Mathematisch naturwissenschaftliche Abhandlungen der ungarischen Akademie der Wissenschaften Budapest 1867 und 1869

Magnetische Bestimmungen in Ungarn 1866 und 1867, gemeinsam mit Stefan Krusper
Mathematisch naturwissenschaftliche Abhandlungen der ungarischen Akademie der Wissenschaften Budapest 1868

Magnetische Ortsbestimmungen in Suedwest Ungarn im Jahre 1869 Mathematisch naturwissenschaftliche Abhandlungen der ungarischen Akademie der Wissenschaften Budapest 1870

Meteorologische Verhaeltnisse Ungarns mit besonderer Ruecksicht auf Temperatur und Niederschlag Budapest 1872

Meteorologische Beobachtungen in Ungarn 1871
Mathematisch naturwissenschaftliche Abhandlungen der ungarischen Akademie der Wissenschaften Budapest 1871

Magnetische Bestimmungen im Jahre 1869
Zeitschrift fuer Naturwissenschaften, Budapest 1871

Normaler Verlauf der Temperatur in Budapest
Jahrbuch der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus, Budapest 1872

Der Sternschnuppenschwarm vom 27.11.1872
Jahrbuch der k.u.k Sternwarte Wien 1873

Neue meteorologische Stationen im Lande
Zeitschriften fuer Naturwissenschaften Budapest 1973

Wetterverhaeltnisse in Ungarn mit besonderer Beruecksichtigung auf Temperatur und Niederschlaege
Jahrbuch der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus, Budapest 1874

Das Wetter von 1871 in Ungarn
Zeitschrift fuer Naturwissenschaften, Budapest 1874

Die ungarischen meteorologischen Stationen
Jahrbuch der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus, Budapest 1874, 1875, 1876, 1881

Die magnetische Deklination in Siebenbuergen
Repertorium der Physik, Carl. München 1875

Anweisung zur Beobachtung von Meteoriten
Jahrbuch der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus, Budapest 1876

Der Nullpunkt der Donau; das Aneroidbarometer, Anwendung des Blitzschutzes
Zeitschrift fuer Naturwissenschaften, Budapest 1876

Die magnetischen Verhaeltnisse in Siebenbuergen
Bericht an die Ungarische Akademie der Wissenschaften, Budapest 1877

Sturm zu Budapest
Wiener Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft fuer Meteorologie Wien 1878

Inclinationsmessungen in Budapest und Sued Ost Ungarn
Jahrbuch der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus, Budapest 1878

Beitraege zur Kenntnis der erdmagnetischen Verhaeltnisse in den Laendern der ungarischen Krone
Jahrbuch der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus, Budapest 1881

Anweisungen zu meteorologischen Beobachtungen Jahrbuch der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus, Budapest 1884

Einfluss des Ausbruches des Vulkans von Krakatau auf den Budapester Luftdruck
Zeitschrift fuer Naturwissenschaften, Budapest 1884

Anleitung zu erdmagnetischen Ortsbestimmungen
Jahrbuch der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus, Budapest 1881

Niederschlagsverhaeltnisse in den Laendern der ungarischen Krone
Jahrbuch der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus, Budapest 1885

Niederschlagsverhaeltnisse in Ungarn
Zeitschrift fuer Naturwissenschaften, Budapest 1886

Fuer die magnetischen Ortsbestimmungen und deren Aufzeichnung in den Annalen der Centralanstalt fuer Meteorologie und Erdmagnetismus 1871 bis 1874 erhielt Guido Schenzl von der Jury du Congrès international des sciences géographiques in Paris 1875 ein Ehrendiplom mit Medaille.

Im Admonter Nachlass findet sich ein handgeschriebener Lebenslauf und Bericht ueber sein Lebenswerk ueber 28 A 4 Seiten, von Schenzl verfasst.

Ebenso finden sich rudimentaer mathematische formulierte Darstellungen physikalischer Probleme in den Miscellanen.
So eine Methode zur Azimuthbestimmung aus der Zeitdifferenz zweier in gleicher Hoehe beobachteter Sterne.
Eine Zeitbestimmung aus correspondierenden Sonnenhoehen, eine Mittagsverbesserung.Ein Beitrag zum Reversionspendel, Besslsche Formeln, Lamonts Differential Inklinatorium, Formeln zur Berechnung des Azimuths, Vergleichungen von Thermometern, Nivellierungen, Aufzeichnungen ueber den magnetischen Reisetheodolid von Meyerstein, Seehoehenangaben meteorologischer Stationen und ein Telegrafenschema.

Guido Schenzl war ein praktisch denkender Mann. Nachdem zur Zeit seines Budapester Aufenthaltes die Taschenuhren der Stadtbewohner einfach nicht synchron zu bekommen waren, wurde auf seinen Vorschlag hin taeglich exakt zur Mittagsstunde auf dem Burgberg Var Palota eine Kanone abgefeuert. Nach dem Kanonenschlag konnten die Budapester ihre Uhren richtig stellen, bis sie eben technikbedingt wiederum falsch auseinander liefen.

Gabriel Strobl


Der Wiederaufbau und der Erwerb der Exponate des Naturhistorischen Museums ist ein einzigartig persoenliches Lebenswerk von Gabriel Strobl, der dies ohne weitere Hilfe des Konvents allein zuwege bringen musste. Strobl wurde am 3.12.1846 in Unzmarkt geboren. Nach dem fruehen Tod der Mutter vertraute ihn der Vater seiner in Rottenmann lebenden Schwester an.
Er besuchte das Untergymnasium in der Privatanstalt des Stiftes Admont, das Obergymnasium absolvierte er in Kremsmuenster. Einer seiner Lehrer war Gotthard Hofstaetter, der ueber die Vegetationsverhaeltnisse in Kremsmuenster gearbeitet hat. Fuer den Stiftsarzt von Kremsmuenster, Poetsch, suchte er in den Ferien in den umliegenden Rottenmanner Bergen nach Moosen und Flechten.
1866, nach seinem Abschluss in Kremsmuenster trat er in den Admonter Konvent ein und wurde von Anbeginn von Abt Karlmann Hieber mit dem Aufbau der Naturaliensammlung betraut. Die bis dahin bestehende Sammlung wurde im verheerenden Stiftsbrand 1865 voellig vernichtet. Von 1866 bis 1872 erarbeitete Strobl in seiner freien Zeit, die ihm in seinem Admonter Theologiestudium verblieb, eine Admonter Flora und botanisierte in Gebirgen des oberen Murtales und des Ennstales. Von seinen Vorgaengern Sommerauer, de Angelis, Hatzi, Gassner, Weymayr konnte er sich wenig Unterstuetzung erwarten, die zu dieser Zeite entweder in hohen Alter standen, andersweit mit Aufgaben betraut oder bereits verstorben waren.

Seine in praktischer Anschauung erworbenen Kenntnisse in Ausuebung des Botanisierens ergaenzte er durch das Studium der einschlaegigen Literatur von Maly, Gebhard, Stur, der Aufsaetze Fuerstenwaerthers, Krenbergers in der Oesterreichischen Botanischen Zeitung, der Arbeiten Hillebrands, Kerners in den Verhandlungen der Zoologischen Botanischen Gesellschaft.
Er erwarb sich genaue Kenntnisse der an anderen Orten angelegten Herbarien der steirischen Botaniker Hatzi, Steyrer, Maly, Fuerstenwaerther, Pittoni und Gassner.
1870 wurde er nach Abschluss der theologischen Studien zum Priester geweiht.

1871 erhielt er die Erlaubnis Eduard von Josch und den Pflanzenkundler des Karstes, Tommasini auf eine botanische Reise nach Krain, nach Kroatien, Veglia, Lussin und Istrien zu begleiten.
1872 unternahm Strobl seine erste Reise nach Italien und Sizilien. Im selben Jahr begann Strobl sein naturwissenschaftliches Studium mit Naturgeschichte im Hauptfach, und mit Mathematik und Physik in den Nebenfaechern, um sich unter den Professoren Kerner, Pichler, und Heller an der Universitaet Innsbruck auf das Lehramt vorzubereiten.

Von seinen zahlreichen Exkursionen in die naehere Umgebung von Innsbruck, ins Stubaiertal, auf den Brenner, auf den Haller Salzberg, in die Bergwerke von Schwaz und Haering, in die Landschaft um Bozen, Auer, Kaltern, in das Vallarsathal und an den Gardasee, in die Dolomitgebirge von Lienz brachte er eine Fuelle mineralogischer, geognostischer, entomolgischer Funde jeweils nach Admont mit.

1873 und 1874 fuehrten ihn seine Reisen wiederum nach Sizilien, um vor allem die Gebirgsgruppen der Nebroden und um den Aetna zu erforschen.
Zur weiteren publizistischen Verarbeitung seiner anschaulich erworbenen Kenntnis war es noetig die botanischen Sammlungen von Neapel, Palermo und Catania zu studieren, insbesondere das in Neapel aufbewahrte, ausschliesslich sizilianische Pflanzen beinhaltende Herbar Gussones und die einschlaegige Literatur durchzuarbeiten, dies mit freundlicher Unterstuetzung der Botaniker Parlatore, Cesati, Todaro, Tornabene und Mina Palumbo. Seine Reise finanzierte er durch Subskriptionen auf in Folge zu lieferende Publikationen an Museen und zahlreiche botanische Freunde.
Strobl muss also bereits einen guten Ruf als Botaniker gehabt haben. 1875 kehrte er fuer ein Jahr nach Admont zurueck, um seine Lehramtspruefung vorzubereiten und unterrichtete weiter am Privatgymnasium.

In diesem Jahr richtete er das Mineralienkabinett, mit von Tassilo Weymayr und Theodor Gassner hinterlassenen Sammlungen , mit Schenkungen, mit Ankaeufen und eigenen Funden ein. Die Mineralien, geognostischen Handstuecke, Versteinerungen wurden uebersichtlich angeordnet und in grossen Schaukaesten aufgestellt und in Schublaeden untergebracht.

Fuer jede der drei Kategorien fertigte Strobl einen genauen Katalog an. Er stellte weiters eine umfangreiche Conchyliensammlung, Muschel- und Schneckengehaeuse, auf und zeigte interessante Fruchtformen des Suedens so wie eine Schausammlung obersteirischer Flechen.

1876 bestand er seine Pruefungen in den Hauptfaechern, kurz darauf in den Nebenfaechern und trat eine Professur im Benediktinerstift Seitenstetten an.

Er fuehrte seine zahlreichen Tauschverbindungen mit botanischen Freunden und Vereinen fort. Das enorm angewachsene Herbarium ordnete und katalogisierte Strobl nach dem System von Stefan Endlicher. Endlicher war 1839 direkter Nachfolger der Brueder Jacquin im Wiener Botanischen, damals noch koeniglichen, Garten.

Die heutige Gestalt des botanischen Garten Wiens geht auf Entwurf und Konzept Endlichers zurueck.
Ihn selbst kann Strobl nicht mehr gekannt haben, da Endlicher 1849 verstorben ist. Endlichers Genera Planta galt damals international als das Standardwerk der Botanik.

Strobl legte in Admont einen botanischen Garten an, zu dem ihm der Direktor des Wiener Botanischen Gartens Eduard Fenzl, der 1849 Endlicher folgte, 2000 Samenarten zur Verwendung schenkte. Leider ist dieser botanische Admonter Garten nicht mehr erhalten. Erst in den letzten Jahren hat man sich um eine neue Anlage bemueht, in Form eines Kraeutergartens.
Da Strobl jeglicher Unterstuetzung seitens des Konvents mangelte, man stellte ihm nicht einmal einen Gaertner zur Verfuegung, musste er die muehselige Taetigkeit des Setzen und Hegens, einschliesslich des Jaetens weitgehend allein durchfuehren.

Ab 1867 ist Gabriel Strobl Mitglied der Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien, publiziert in der Oesterreichischen Botanischen Zeitung, in der Regensburger Flora.

1878 und 1879 unternimmt Gabriel Strobl zwei weitere grosse Reisen. Die erste unter Begleitung des Seitenstettners Gymnasialdirektors Udislac Sigl, der eine Flora von Seitenstetten verfasst hat, fuehrt die beiden ueber Bayern und Suedfrankreich nach Spanien und nach Paris, wo sie die Weltausstellung besuchten. Strobl hatte also gute Kenntnisse des allgemeinen state of the art seiner Zeit aus eigener Anschauung.

In der zweiten Reise durchstreift er mit Schreiber und Lazar die kroatische Kueste und die Ufer Dalmatiens.

Ab 1880 unterrichtet Strobl am Gymnasium der Melker Bendiktiner und 1887 wird er Direktor des Admonter Gymnasiums. Er unterrichtet weiter in seinem Fach Naturgeschichte.
Von da an widmete er sich ausschliesslich der Entomologie, der Insektenkunde und der Gestaltung des Naturhistorischen Museums. 1904 unternimmt er wiederum eine Reise nach Spanien, und eine eine weitere 1907 in Begleitung des Abtes von Kremsmuenster, Czerny, ebenso wie Strobl Spezialist der Dipterologie, der Fliegenkunde.

Guenter Morge, der das Naturhistorische Museum in den 60er bis in die 80 er Jahre des 20.Jhdts. leitete, bewertete die von Strobl zusammen getragene, klassifizierte und dokumentierte Insektensammlung mit 250000 Exemplaren, die 56000 verschiedene Arten umfassen, im besonderen mit den Unterabteilungen der Dipteren- und Hymenopteren, als den wissenschaftlich wertvollsten Bestand.
Die Sammlung beinhaltet 48000 Fliegen aus mehr als 6600 verschiedenen Arten, quer aus Europa von den Karpaten bis nach Portugal zusammen gesucht und wissenschaftlich dargestellt.
Die Fliegensammlung war in gewisser das Kapital von Gabriel Strobl. Bei all den im Tausch erworbenen Exponaten fuer die Sammlung gab dieser vor allem Dipteren als Aequivalent in Zahlung.

Das Herbarium, vor allem in Bezug auf die umliegende Landschaft duerfte jedoch heute von besonderen Wert sein.

Morge verweist auch auf einige Belege naturhistorischer Bestrebungen in der Geschichte der Abtei. Eine Handschrift des Originum sive Etymologiarum des Isididor Hispalensis stammt aus der Admonter Schreibschule im 12. Jhdt.
Offensichtlich muss es in diesen Tagen einen Austausch von Schriften unter den Kloestern gegeben haben, denn ohne entsprechende Vorlage haette man das Werk in Admont nicht kopieren koennen.

Erste eigene naturhistorische Werke der Admonter Benediktiner stammen von Abt Engelbert aus dem 13. bzw. Beginn des 14. Jahrhunderts.
Der Aristoteliker Engelbert teilt die Tiere in Zwei, Vier- und Vielfuessler ein. Die Schlangen zaehlt er zu den Fabelwesen der Drachen und Baselisken, gleichermassen Greif, Pegasus und Fledermaeuse zu den Voegeln.

Weitere naturhistorische Aktivitaeten nimmt Morge wiederum erst zu Beginn des 19.Jahrhunderts wahr, also in dem Zeitrahmen, in dem ich mich in meiner Untersuchung bewege.

Das sagt jedoch wenig aus, da dem Archivar und Bibliothekar Wichner, auf den auch Morge sich beziehen musste, nach dem Stiftsbrand nicht mehr alle Unterlagen und andere moegliche Hinweise wie Sammlungsrelikte zur Verfuegung standen.
Andererseits uebersieht Morge den weiten Bereich der Sanitaets- und Medizinwissenschaften, und die damit verbundene Pflanzenkunde, die die Benediktiner traditionell seit ihrer Gruendung betrieben haben. Alexander von Humboldt weist in seinem Kosmos darauf hin.

Andererseits bin ich in meiner klarerweise eingeschraenkten Sichtung der Bibliothek des Stiftes in Hinsicht auf das Volumen haeufig auf naturwissenschaftliche Werke aus unterschiedlichen Jahrhunderten gestossen. So sind zum Beispiel wichtige und wesentliche Arbeiten von Athanasius Kircher, insbesondere jene ueber das Lichte und das Dunkle und astronomische Schriften anderer Autoren, zur Pflanzenlehre etc. Teil des Sammelbestandes und weisen auf ein stetiges naturwissenschaftliches Interesse des Admonter Konvents je nach seiner Zeit.

Methoden kontextueller Forschung anhand des umfangreichen wie weit zurueckreichenden Bibliotheksbestand wuerden da noch interessante Ergebnisse erbringen. Die Bibliothek blieb vom Brand verschont und bietet so einen authentischen Rueckblick auf die allgemeine Sammeltaetigkeit der Admonter Moenche.

Die Sammlung Strobl entspricht durchaus dem Stand der naturwissenschaftlichen Forschung des 19. Jahrhunderts. Eine wirklich exakte Bewertung ist jedoch bis heute nicht erfolgt und kann auch meinerseits nicht abgegeben werden, da mir die dazu noetige Fachkompetenz wie auch die genaue Kenntnis des von Strobl intern verfassten und vorliegenden wissenschaftlichen Apparates fehlt.
Ein ernsthafter Zugang war durch den Museumsneubau und durch die Neugestaltung der Sammlungspraesentation verunmoeglicht so wie durch eigensinniges Verhalten des zustaendigen Kustos, dem man es jedoch selbst nicht leicht gemacht hat, nicht gegeben.
Es ist jedoch zu hoffen, dass in der Neuordnung des Naturhistorischen Museums, es wurde 2004 wieder eroeffnet, die urspruenglichen Codierungen und Referenzierungen Strobls innerhalb der Sammlung nicht verlorengegangen sind und das neue Kustotiad den wahren Wert dieser Sammlung, die nicht nur eine Schausammlung sondern eben eine wissenschaftliche Sammlung ist, ein grossartiges Zeugnis des 19. Jhdts, vermitteln wird.

Strobl ist mit hoher Wahrscheinlichtkeit in seiner Arbeit in einen Zwiespalt geraten, da die Evolutionstheorie und der wissenschaftliche Materialismus, insbesondere die Erkenntnisse Darwins von der offiziellen Kirche heftig bestritten worden sind. Das mag auch der Grund sein, warum die wissenschaftliche Arbeit Strobls nur mehr zoegerlich fortgesetzt worden ist.
Der Materialismus entwickelte sich nicht allein aus der atheistischen franzoesischen Aufklaerung, er leitete sich auch aus den sich sprunghaft entwickelnden britischen Naturwissenschaften ab.

Andererseits hatte diese Form der im 19. Jahrhundert sich ausbreitenden anschaulichen Naturwissenschaften ohnehin ihren Hoehepunkt erreicht.
Die Naturwissenschaften gingen zu anderen Gebieten, etwa der theoretischen Physik, der analytischen Chemie, der angewandten empirischen Physik in der Erforschung der Elektrizitaet und der Energie allgemein ueber.

Einen hoch interessanten Ueberblick dieses Wechsels bietet der 1908 veroeffentliche Grundriss der Naturphilosophie von Wilhelm Ostwald, der 1909 fuer seine Forschungen auf dem Gebiet der Chemie den Nobelpreis erhielt. Bemerkenswert an diesem Grundriss, abgesehen vom bedeutenden Inhalt, ist die praezise sprachliche Darstellung.
Tatsaechlich war damals die Wissenschaftssprache wesentlich die deutsche Sprache, abgesehen von der universellen, fuer alle verbindlichen Mathematik und Darstellung in abzuleitenden Formeln.
Albert Einstein hat seine wichtigsten Arbeit in deutscher Sprache publiziert und sie zeigte sich fuer amerikanische Wissenschaftler bis in die 30 er Jahre des 20. Jahrhunderts verbindlich. Nach dem verheerenden Inferno und der allgemeinen Vertreibung des Geistes, ausgeloest von den Nazis, hat sich dies entscheident geaendert, doch nicht allein aus diesen Gruenden.

Die klassischen Naturwissenschaften Zoologie und Botanik sind heute weitgehend ersetzt durch die Genetik und die Mikrobiologie, die hohe Gewinne versprechen.
Obwohl es heute noch Millionen von Arten zu entdecken gaebe. Die artenreichsten Lebensraeume sind die Tropenwaelder, unter anderem die bislang unbekannte Zone in den Baumkronen. Wer sich vom Umfang der Stroblschen Dipterensammlung ueberrascht zeigt, weiss nichts von dieser Dimension.
Doch anstatt dieses Leben zu bewahren, vernichtet der Mensch in seinem Produktionswahn diese Ressourcen. Der Mensch ist daran, die Natur zu verdraengen und die groesste Naturkatastrophe aller Zeiten auszuloesen.
Anstelle von Botanik und Zoologie ist eine florierende TV-Wirtschaft getreten. Das reale Universum wird in ein filmisches verwandelt, das allein der pseudowissenschaftlichen Unterhaltung dient.

Nicht von ungefaehr stand auch Ludwig Wittgenstein in dieser praezise logisch argumentierenden Darstellungsform.
Ebenso ist der Beitrag oesterreichischer Wissenschaftler zu den Naturwissenschaften nach 1900 unuebersehbar, einige Nobelpreise wurden Oesterreichern zuerkannt.

Im folgenden moechte ich den Inhalt der Naturhistorischen Sammlung Admont anhand des 1906 von Strobl veroeffentlichten Kataloges beschreiben, der nach wie vor Standard der Sammlung ist.

Die Naturhistorische Admonter Sammlung nach dem Katalog von Gabriel Strobl


Die erste Hauptabteilung A ist der Zoologie gewidmet

A Die Zoologie


I.Kreis Wirbeltiere


Die I. Klasse Mammalias
Saeugetiere

Das menschliche Skelett, das sich in der Admonter Sammlung befindet, ordnet Strobl zwar in die Klasse der Saeugetiere, verwendet aber noch nicht die Ordnung Primaten, die sich sowehl Menschen wie Affen teilen.

1. Ordnung Simiae
Die Affen

2.Ordnung Chiroptera
Die Fledermaeuse

3. Ordnung Carnivora
Raubtiere

4.Ordnung Pinnipedia
Ruderfuessler

5.Ordnung Insectivora
Insektenfresser

6.Ordnung Rodentia
Nagetiere

7.Ordnung Multungulata
Vielhufer

8.Ordnung Solidungula
Einhufer

9.Ordnung Ruminantia
Wiederkaeuer

10.Ordnung Cetacea
Fischsaeugetiere

11.Ordnung Edentata
Zahnarme

12.Ordnung Marsupialia
Beuteltiere

13. Ordnung Monotremata
Cloakentiere

II:Klasse Aves
Die Voegel

1.Ordnung Rapaces
Raubvoegel
A Vulturidae Geier
B Falconidae Adler
C Strigidae Eulen

2.Ordnung Scansores
Klettervoegel, unterteilt in 6 Familien

3.Ordnung Clamatores oder Volucres
Schreivoegel, unterteilt in 10 Familien

4.Ordnung Oscines
Singvoegel

A. Subulirostres, Pfriemenschnaebler, unterteilt in 9 Familien
B. Dentirostres, Zahnschnaebler, unterteilt in 3 Familien
C. Conirostres, Kegelschnaebler, Sperlingsvoegel, unterteilt in 5 Familien
D. Magnirostres, Grosschnaebler, Rabenvoegel, unterteilt in 7 Familien

5.Ordnung Columbae
Tauben, unterteilt in 3 Familien

6.Ordnung Gallinae
Huehnervoegel, unterteilt in 3 Familien

7. Ordnung Cursores
Laufvoegel, unterteilt in 3 Familien

8. Ordnung Grallatores
Sumpf-, Watt-und Stelzenvoegel, unterteilt in 12 Familien

9. Ordnung Natatores oder Palimpedes
Schwimmvoegel, unterteilt in 5 Familien

III. Klasse Reptilien und Kriechtiere

1.Ordnung Chelonia oder Testudinata
Schildkroeten, unterteilt in 3 Familien

2.Ordnung Loricata
Panzer Eidechsen

3.Ordnung Saurii
Eidechsen

Unterordnung A Vermilingues
Wurmzuegler

Unterordnung B Crassilingues
Dickzuengler, unterteilt in 3 Familien

Unterordnung C Fissilingues
Spaltzuengler, unterteilt in 3 Familien

Unterordnung D Brevilingues
Kurzzuengler, unterteilt in 3 Familien

4.Ordnung Ophidii
Schlangen

Unterordnung A Solenoglypha
hohlzaehnige Giftschlangen, unterteilt in 2 Familien

Unterordnung B Proteroglyphia oder Elapidae
Prunknattern

Unterordnung C Opisthoglyphia oder Suspecta
Trugnattern

Unterordnung D Aglyphodonta oder Innocua
giftlose Schlangen, unterteilt in 2 Familien

Unterordnung E Angiostomata
Engmaeuler

IV Klasse Amphibien und Lurche

1.Ordnung Anura oder Ecaudata
Froschlurche, unterteilt in 3 Familien

2.Ordnung Caudata
Schwanzlurche, unterteilt in 3 Familien

V Klasse Pisces
Fische

I.Subklasse Teleostei
Knochenfische

Ordnung A Acanthoptera
Stachelflosser, unterteilt in 9 Familien

Ordnung B Anacanthia
Weichflosser, unterteilt in 2 Familien

Ordnung C Physostomi
Schwimmblaeser, unterteilt in 8 Familien

Ordnung D Plectrognathi
Haftkiefer, unterteilt in 3 Familien

II.Subklasse Ganoideae
Schmelzschupper

III Subklasse Selachii
Knorpelfische, unterteilt in 2 Familien

IV Subklasse Cyclostomi
Rundmaeuler

V Ausgestorbene Fische aus der Petrefactensammlung

A aus dem Tertiaer
B aus der Kreideformation
C aus der Juraformation
D aus dem Infralias
E aus dem Dyas oder Perm

II Kreis, Mollusca


Weichtiere

III Kreis Gliedertiere Arthrozoa



I.Klasse Insecta oder Hexapoda, Kerbtiere oder Sechsfuessler

A Coleoptera oder Kaefer

B Lepidioptera oder Schmetterlinge
1 Palaearctische Schmetterlinge
2 Exotische Schmetterlinge

C Hymenoptera Hautfluegler

D Diptera, Zweifluegler, Fliegen

E Neuroptera, Netzfluegler

F Orthoptera, Geradfluegler, Heuschrecken

G Rhynchota, Schabelkerfe

II.Klasse Myriopoda Tausendfuessler

III. Klasse Arachnoida, Spinnentiere

IV. Klasse Crustacea, Krustentiere, Krebse

IV. Kreis Vermes


Wuermer

A. Klasse der Cotylidea, Napfwuermer
B. Klasse der Nematelmia, Fadenwuermer
C Klasse der Gephyrea, Spitzenwuermer
D Klasse der Chaetopoda, Borstenwuermer, Borstenfuesser

V. Kreis Echinodermata


Stachelhaeuter

I.Ordnung Echinoidea oder Seeigel
II.Ordnung Stellerida oder Seesterne
III:Ordnung Crinoidea oder Haarsterne
IV.Ordnung Holothurioidea oder Seewalzen, Seegurken

VI. Kreis Coelenterata


Darmlose Tiere

I.Klasse Anthozoa
Blumentiere, Korallen

A die Rinder- oder Fiederkorallen
B die Seeanemonen
C die Madreporaria oder Steinkorallen

II. Klasse Medusae oder Quallen

III. Klasse Sertularidae, Wedel- oder Becherpolypen

IV.Klasse Bryozoen, Moostierchen oder Mooskorallen

VII. Kreis Sarcodea oder Protozoa Urtiere


Es waere angebracht, die Stroblsche Systematik mit anderen Sammlungen seiner Zeit und mit jenen, so es zu Veraenderungen gekommen ist, der heutigen Zeit zu vergleichen. Das kann jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden.

In seiner uebergeordneten Dreiteilung setzt Strobl B Botanik, das Pflanzenreich an die zweite Stelle. Da sich gerade mit dieser Sammlung sehr konkrete Beziehungen zur Wiener Schule der Botanik herstellen lassen, moechte ich sie im letzten Drittel dieser Arbeit behandeln und die Sammlung C, das Mineralreich vorziehen.

C Das Mineralreich


A. Mineraliensammlung

I.Klasse Saeuren
II.Klasse Erden und analoge Verbindungen
III. Klasse Haloide
IV. Klasse Chalcite
V. Klasse Geolithe
VI. Klasse Zeolithe
VII. Erden oder amorphe Hydrogeolithe
VIII Klasse Natuerliche Glaeser
IX Klasse Alkali Ton Silicate
X.Klasse Sklerite, Edelsteine oder Gemmen
XI. Klasse Amiphibolgesteine
XII. Klasse Glimmergesteine
XIII. Klasse Amorphe Amphoterolite
XIV. Klasse Metallolithe
a) amorphe und dichte
b) kristallinische
XV.Klasse Metalloxyde
XVI. Klasse Metalle
XVII. Klasse Glanze
XVIII. Klasse Kiese
XIX. Klasse Blenden
XX. Klasse Metalloide
XXI. Klasse Phytogenide
A.Kohlen
B.Harze

B Geognostische oder Gesteinssammlung

a) Sedimentaere Gesteine

I Diluvium und juengere Tertiaerformation
II. Aeltere Tertiaere oder Eocaene Formation
III. Kreideformation
IV Juraformation
V Infralias
VI Triasformation
a) Keuper
b) Muschelkalk
VII Buntsandsteinformation oder roter Sandstein und Werfnerschiefer
VIII Dyas oder Permformation
IX Carbon oder Steinkohlenformation
X Devonformation
XI Silur oder Grauwacken Formation

b) Massige Gesteine
1 Aeltere massige Gesteine
2 Juengere Massengesteine

c) Geschichtete azoische Steine

C Petrefactensammlung oder Versteinerungen und paleontologische Sammlung

Ia Tertiaer Formation

Ib Eocaenes Tertiaer aus den Braunkohlenbergwerke von Haering in Tirol

II Kreideformation

III Juraformation

IV Infralias und Trias

V Dyas Formation

VI Carbon Kohlenformation

VII Devon Formation

VIII Silur Formation


Gabriel Strobl beschliesst seinen fuer die Oeffentlichkeit verfassten Benutzerkatalog mit der Beschreibung eines Rundganges durch das Museum.

Im Anhang finden sich Tabellen.

Die Beilage A listet die Familien und Ladenbehaeltnisse der Kaefer auf.

Beilage B bietet einen tabellarische Uebersicht der Familien der Tag- und Abendschmetterlinge, der Schwaermer, der Spinner, der Eulen, der Spanner und Zuensler, der Wickler, Motten und der Federmotten.

Beilage C bietet eine Uebersicht der Familien, Varietaeten und Ladenbehaeltnisse der Blatt- und Holzwespen, der Goldwespen, der Faltenwespen, der Grabwespen, der Wegwespen, der Dolchwespen und Spinnenameisen, der Schlupfwespen, der Hungerwespen, der Weichschlupfwespen, Gallwespen und Zwergschlupfwespen.

Beilage D bietet die Uebersicht der Familien, Varietaeten und Ladenbehaeltnisse des Fliegen und Muecken, des Spezialgebietes von Gabriel Strobl. Vor allem deswegen hat er seine Anerkennung in der botanischen Forschergemeinde seiner Zeit errungen.

Beilage E bietet einen Ueberblick ueber die Sammlung der Wassermotten oder Fruehlingsfliegen, der Skorpionsfliegen, der Ameisenloewen, der Florfliegen, der Staubfluegler, der Schlamm und Kamelhalsfliegen, der Flor Heuschrecken, der Libellen und Wasserjungfern, der Eintagsfliegen, der Holz- und Buecherlaeuse, der Termiten und weissen Ameisen, der Uferfliegen.

Beilage G versammelt die Hemiptera, die Wanzen, die Homoptera, die Gleichfluegler, Zikaden oder Zirpen, die Psylliadae oder Blattfloehe, die Aphidae und Coccidae, Blatt- und Schildlaeuse, die Mallophaga, Pelzlaeuse und die Pediculina oder Laeuse.

Die Beilage H versammelt ueber sechs Doppelseiten eine Uebersicht ueber die Pflanzenfamilien und die Herbarbaende, in denen sie aufbewahrt sind.

.Die Tabelle beinhaltet
A.Gefaesscryptogamen
B. Coniferae
C. Monocotyledones oder Spitzkeimer
D. Dicotyledones, Blattkeimer
1 Apetalae, Blumenblattlose
2.Gamopetalae, Roehren- oder verwachsen blumige Blattkeimer
3. Dialypetalae, getrennt oder sternbluetige Blattkeimer
E. Zellkryptogamen, die Sammlung der Lebermoose, der Laubmoose, der Flechten, der Algen, der Armleuchter und der Schwaemme.

Das Museum besitzt nach Strobls Angaben 14580 Arten, 2952 Varietaeten Gefaesspflanzen, 3421 Arten, 664 Var. Zellpflanzen, also 18001 Arten, 3616 Var. ist 21611 verschiedene Formen.
Das separate italienische Herbar zaehlt 2894 Arten, 546 Var. Gefaesspflanzen. Das obersteirische Herbar zaehlt 1517 Arten, 324 Var. Gefaess, 670 Arten 234 Var. Zellpflanzen ist 2187 Arten, 558 Var ist 2745 verschiedene Formen. Zur Schausammlung wurden verwendet 515 Arten Alpenpflanzen und 813 Cryptogamen, ist 1328 Arten.
Abschliessend zur Pflanzentabelle setzt Strobl folgende Fussnote:
Um das Auffinden der einzelnen Gattungen der Gefaesspflanzen im Katalog zu erleichtern, setze ich im Index des Enchirdion Botanicum von Stefan Endlicher zu jeder vorhandenen Gattung die betreffenden Seitenzahlkatalogs.

Strobl meint damit nicht den mir vorliegenden Publikumskatalog, sondern einen der von ihm intern angelegten umfassenden Kataloge.

B Botanik; das Pflanzenreich


An botanischen Sammlungen zaehlt Gabriel Strobl auf:

I. Das Herbarium Universale mit 21416 Arten und und Varietaeten. Die Gefaesspflanzen in 139 Baenden Hauptsammlung und 31 Nachtragsbaenden und Zellpflanzen in 16 Baenden. Geordnet nach Stefan Endlichers Genera plantarum.

II. Das italienische Herbar Flora von Italien mit 2897 Arten und 535 Varietaeten Gefaesspflanzen, also 3423 verschiedenen Formen in 41 Baenden. Die italienischen Zellpflanzen sind in das allgemeine Herbar eingereiht.

III. Das obersteirische Herbar Flora von Obersteiermark mit Gefaesspflanzen in 37 Baenden und 10 Baenden Zellpflanzen.
Nach der Zaehlung vom Februar 1904 enthaelt es 1526 Arten und 329 Var. Gefaesspflanzen. 670 Arten, 234 Var. Moose und Flechten, zusammen 2759 verschiedene Formen.
Die Gefaesspflanzen liegen auf von 7880, die Lebermoose von 199, die Laubmoose von 911, und die Flechten von 1266 Fundorten.

IV. Eine sehr instruktive, praeparierte Typensammlung aller im Museum vertretenen Pflanzengattungen und Untergattungen. 4 grosse Baende am Schluss der allgemeinen Sammlung.
Der erste Band enthaelt Zellpflanzen, eine morphologische Sammlung und die Bryozoen und Moostierchen.
Der zweite Band enthaelt Gefaesskryptogamen, Nadelhoelzer und Spitzkeimer.
Der dritte Band enthaelt die blumenblattlosen und roehrenbluetigen und der vierte Band die sternbluetigen Blattkeimer.

V. Eine Schausammlung der obersteirischen Alpenflora auf 58 grossen, mit Papier ueberzogenen Holztafeln.

VI. Eine Schausammlung von besonders schoenen Cryptogamen

VII. Eine Schausammlung obersteirischer Flechtenarten

VIII. Eine Schausammlung von 146 Arten interessanter, teilweise exotischer Fruchtformen. Ferner am Schlusse der Hauptsammlung ein Band mit mehreren hundert Samenarten aus dem botanischen Garten in Wien, ein Geschenk des Direktor Fenzls und des Obergaertners Benseler.

IX. Drei separate Centurienwerke
a) Die ersten 8 Centurien von Kerners Flora exsiccat austro hungarica
b) Die ersten drei Centurien von Hayeks Floria styriaca exsiccata
c) Deutschlands Laubmoose von Funck, ein Band in Buchform mit 58 Moostafeln
Andere Sammelwerke z.Bsp. von Huebner, Hoppe, Breudel, Baenitz und Sieber wurden in die Hauptsammlung verteilt.

X. Eine in Wachs bossierte, hoechst naturgetreue Sammlung von 245 Sorten Stein- und Kernfruechten, meist Aepfel und Birnen. Sie wurden von Pater Constantin Keller nach selbstgezogenen Exemplaren angefertigt.

XI. Diverses
Ein Schaukasten mit 5 in Sand getrockneten Kannenpflanzenblaettern aus den Schoenbrunner Gewaechshaeusern.
Im Gangsaal und Hauptsaal finden sich frei aufgestellt einige enorme Baumwucherungen, seltsame Wurzelbildungen und kolossale Zunderschwaemme.

Gabriel Strobls Kataloge:

1. Fuer die Gefaesspflanzen des allgemeinen und italienischen Herbars verfasste Strobl einen gemeinsamen, aber durch rote Striche getrennten systematischen Katalog nach Endlers Systematik, genau in der Gattungsfolge der Sammlungen.
Format Grossquart, 2 Baende mit zusammen 583 Seiten, jede Seite ist halbiert, jede Haelfte eigens paginiert, so das 1166 pag, entstehen. Der 1.Band beginnt mit den Daphenoiden und reicht inclusive bis Dianthus, pag. 582; der 2.Band geht von der Saponaria bis zum Schluss (Mimoseae, pag.834 und bringt dann erst den Beginn der Sammlung (Farne bis Santalaceae, pag. 844 -1166).

2. Fuer die Hauptgruppen der allgemeinen Zellpflanzensammlung verfasste der Kustos Strobl einen Katalog von 182 Halbseiten, in welchem man zum bequemeren Auffinden alle Gattungen und Arten (nebst Synonymen) alphbetisch geordnet sind.
Die ersten 44 Seiten enthalten Pilze, 45-80 Algen, 81-128 Flechten, 129-140 Lebermoose, 141 - 182 Laubmoose.

3. Fuer das obersteirische Herbar verfasste Strobl einen Quartband von 260 Seiten, der alle Moose und Flechten enthaelt.

Die botantische Sammlung ist auch insofern von Bedeutung, als sie die Belegstuecke der zahlreiche Publikationen Gabriel Strobls enthaelt.

Davon nennt Strobl in seinem Publikumskatalog folgende Veroeffentlichungen.

I. Ueber die Flora Obersteiermarks in der Oesterreichischen Botanischen Zeitung:
Ausflug auf den Brucksattel bei Admont 1869
Ausflug auf den Hochschwung bei Rottenmann 1869
Ausflug auf den Boesenstein 1870
Die Radstaetter Tauern als Repraesentant der Ennstaler Kalk- und Urgebirgskette 1871
4 Abhandlungen nebst 3 Tabellen der Ennstaler Alpenpflanzen
Auf die Hoehe des Lichtmessberges bei Admont 1873

Im Programm des Melker Gymnasiums 1881, 1882 und 1883 Flora von Admont; es werden 1306 Gefaesspflanzen, 347 Laub-, 87 Lebermoose und 279 mit genauen Fundorten angefuehrt.

Monographie Die Haller Mauern bei Admont gemeinsam mit Martinez und Rumpel, erschienen bei Leuschner und Lubensky in Graz 1878.
Den zoologischen, pflanzengeografischen, floristischen und geognostischen Abschnitt verfasste Strobl. Der floristische Teil zaehlt 899 Arten mit den Fundorten auf.

II. Ueber die Fruehlingsflora und Fauna Illyriens in der Zoologisch Botanischen Gesellschaft 1872

III. Ueber die Flora Italiens und Siciliens in der Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift
Die Flora des Etna 1880 bis 1886 enthaelt 1434 Arten Gefaesspflanzen, 72 Moose, 42 Flechten, 14 Algen, 15 Pilze.
Ueber die Slerantheen des Etna und der Nebroden 1874
Studien ueber italienische Veilchen 1877
Ueber die sicilianischen Arten der Gattung Ranunculus mit verdickten Wurzelfasern 1878

In der Regensburger Flora veroeffentlicht er 1878 - 1887
Flora der Nebroden mit Bezug auf die Flora ganz Siciliens ueber 482 Seiten und mit 1010 Arten.
Das Schlusskapitel dieser Arbeit brachte die Zoologisch Botanische Gesellschaft 1903 unter dem Titel
Die Dialypetalen der Nebroden Siciliens (124 Seiten und 543 Arten)

In den wissenschaftlichen Studien des Benedictiner Ordens erschien 1880 Der Etna und seine Vegetation, ein fast erschoepfende Monographie

IV. Viele botanische Beobachtungen enthalten die populaeren Arbeiten Strobls.
Besteigung des Dachsteins 1870
Eine Fahrt durchs Gesaeuse 1871
Eine Partie auf den Hochgolling 1871
Eine Fruehlingsreise in den Sueden 1872
Reiseerinnerungen aus Sicilien 1878
Eine Sommerreise nach Spanien 1880
Wanderungen durchs Gesaeuse und auf die Johnsbacher Alpen 1871
Ausflug auf die Hochhaide in der Rottenmanner Tauernkette 1873
Auf die Griesweberalm bei Admont 1873
Das Sparafeld bei Admont 1871

Im wesentlichen habe ich die erwuenschten Bezuege all der zu meinem eingangs erwaehnten Projekt noetigen Fakten, wissenschaftlichen Aktivitaeten und informationstechnisch zu verarbeiteten Objekte zusammengefasst, in Teilen interpretiert und kommentiert.

Abschliessend moechte ich auf ein Problem zu sprechen kommen, dass nicht allein zu Ende des 19. Jahrhunderts Gabriel Strobls Stellung einerseits gegenueber der Theologie, er ist geweihter Priester gewesen und andererseits zu den Erkenntnissen der moderne Naturwissenschaften von Bedeutung gewesen ist, und ihn womoeglich in innere Widersprueche getrieben hat, denen er letzendlich nicht entkommen konnte. Es waere interessant seine persoenlichen Aufzeichnungen unter diesem Blickwinkel zu untersuchen. Ein expliziter Aufsatz zur Problematik seitens Strobls darf jedoch nicht erwartet werden. Den wird er nicht verfasst haben.

In der Admonter Sammlung, in der alten und urspruenglichen Version von Strobl hing ein Portrait Charles Darwin, dem wissenschaftlichen Gruender der Abstammungslehre der Arten und der Evolutionstheorie.
Es ist auch in der Neugestaltung der Sammlung zu finden.


Portrait Charles Darwin

In seinem Museumsrundgang im Publikumskatalog erwaehnt Strobl dieses Portrait nicht. Er nennt bloss jenes von Abt Kajetan Hoffmann und sein eigenes. Die zeitliche Zuordnung des Stiches, der Darwin zeigt, weist in die Zeit Strobls. Das sagt aber noch nichts aus darueber, ob es zu diesem Zeitpunkt bereits in der Sammlung praesentiert worden ist. In Admont geht die allgemeine Rede, dass das Bild immer schon dagehangen habe.

Es kann aber auch zu einem anderen Zeitpunkt hinzugefuegt worden, etwa durch den direkten Nachfolger Strobls, dem Kapitular Ludwig Perner, der spaeter aus dem Admonter Konvent ausgetreten ist und zum Protestantismus konvertierte. Ein eher ungewoehnlicher Schritt fuer einen katholischen Pater, dessen Gruende heute nur mehr in szenarischen Ueberlegungen nachvollziehbar sind.

Es kann aber auch sein, dass das Portrait in der Zeit von 1939 bis 1945, in der das Stift von den Nationalsozialisten vollstaendig enteignet worden ist, der Konvent das Stift verlassen musste, und das Gymnasium in eine natonalsozialistische Erziehungsanstalt verwandelt worden ist, hinzugekommen ist, sozusagen als kontrastierende zynische Ironie.
Ich persoenlich neige jedoch dazu, dass es durch Strobl selbst in die Sammlung gelangt ist, vor allem deswegen, weil es keinerlei ueberlieferten Klostertratsch zum Bild gibt. Es hat immer schon dagehangen...und die sogenannten Herrenmenschen wollten auch nicht an die Verwandschaft mit den Affen erinnert werden.

Da Darwin den Missbrauch in der sozialen Interpretation und Adaption seiner Erkenntnisse, dem sogenannten Sozialdarwinismus, erkannte und noch schlimmeres geahnt haben duerfte, distanziert er sich von der gesellschaftspolitischen Miss- und Umdeutung seiner Erkenntnisse.
Er betont in Descent of Man:
Moralische Faehigkeiten sind hoeher einzustufen als intellektuelle. Moralische Eigenschaften erleben einen direkten oder indirekten Fortschritt weit mehr durch das Einwirken von Gewohnheit, Vernunft, Anleitung, Religion etc. denn durch die natuerliche Auslese.
Darwin ist kein Rassist gewesen. Er verachtete die Sklavenhaltergesellschaft.
>siehe wikipedia unten.

Einer der ersten Vertreter des Sozialdarwinismus war der britische Philosoph und Soziologe Herbert Spencer. Er ging davon aus, dass menschliche Gesellschaften wie (nach damaligem Glauben) biologische Arten einem Entwicklungsprozess unterliegen,
in dem Erfolg und Ueberleben der Staerksten einer Generation - der von ihm gepraegte Begriff lautet "survival of the fittest" - zur permanenten Verbesserung der Gruppe fuehrt. Der Begriff des Staerkeren bis hin zum Staerksten beanspruchte auch die kulturelle Ueberlegenheit. Eine Theorie und Verhaltenspraxis, die sich besonders katastrophal im 20. Jahrhundert auswirkte und die heute noch ihre Anhaenger vor im sogenannten neoliberalen wirtschaftlichen Denken hat. >siehe wikipedia unten

Dazu passend sei erwaehnt, dass einer der Wegbereiter der obskuren und verbrecherischen Denkwelt der Nazis, den diese zu ihrer Legitimation heranzogen, Houston Stewart Chamberlain mit seinem in Wien verfassten Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts gewesen ist. Sein Werk, das vor allem der Denunzierung der Juden als vorgeblich minderwertiges und subversives, das christliche Abendland zersetzendes Volk diente, widmete er in der 1899 erstmals erschienen Ausgabe dem Physiologen Julius Wiesner, der zu diesem Zeitpunkt die Stelle des Rektors der Universitaet Wien innehatte. Wiesner lehrte Botanik, Pflanzenanatomie und und Pflanzenphysiologie.
Ein weiteres nachdenklich machendes Beispiel fuer die Naehe des weissen Rassismus zu den objektiven Anspruch erhebenden Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts.

Auch die Warnung von Aldous Huxley Schoene Neue Welt ist in diesem Kontext zu sehen, vor allem in Hinblick auf Genmanipulationen, Traeume vom kuenstlichen Menschen, der so wie der Nitscheanische Uebermensch, der die religioese Gottesvorstellung abloesen sollte, den Menschen verbessern soll.

Die moderne Eugenik setzte mit Francis Galton ein, einem scharfsinnigen Wissenschafter und Vetter ersten Grades von Charles Darwin. Ende des 19. Jahrhunderts schlug Galton vor, man koenne die menschliche Rasse mit den gleichen Methoden wie bei der Zuechtung von Pflanzen und Tieren verbessern
Die Bezeichnung „Eugenik“ stammt von Galton selbst, er entlehnte das Wort der griechischen Wurzel, die soviel wie „edel im Erbgut“ bedeutet.
Sein Ziel war es, mittels der Eugenik die menschliche Rasse zu zuechten, indem er sie von sogenannten unerwuenschten Exemplaren befreite und die Zahl der erwuenschten Exemplare vermehrte >siehe wikipedia unten

Das faszinierte nicht allein die Nazis, sondern machte auch in den USA die Runde. Sowohl unter Wissenschafter wie Politikern fanden sich ueberzeugte Anhaenger der Eugenik, von den Nazis Selektion genannt, die ihre Ansichten in die Tat umsetzten. Ihre Ueberzeugungen ruhten meist nicht in objektivierbarer Wissenschaft, sondern wurzelte in Schichten- und Rassenvorteilen.
Vor allem Kalifornien spielte die fuehrende Rolle. 1933 wurden da mehr Menschen per Gerichtsbeschluss sterilisiert als in allen anderen Staaten der USA zusammen. >siehe Daniel J. Kevles Geschichte, Politik und Genetik
Unter dem Eindruck der furchtbaren Verbrechen, die die Nazis in ihrem Rassenwahn begingen, wurden die entsprechenden Denkschulen in den USA jedoch zurueck gedraengt.

Wir wissen also nicht mit Sicherheit zu bestimmen, wie das Bild Darwins in die Admonter Sammlung gelangt ist.
Hat es Strobl hingehaengt, wird er es im Katalog unterschlagen haben, um jede ausdrueckliche Bezugnahme auf Darwin zu vermeiden.
In der 1903 in Paderborn erschienenen Theologischen Prinzipienlehre des Andreas Schill, die sich mit den Naturwissenschaften und Anschauungen des 19. Jahrhunderts auseinandersetzt, versucht dieser Darwin zu widerlegen. Insbesondere stoert ihn die von Darwin postulierte tierische, im Gegensatz zur goettlichen Herkunft des Menschen, die das Christentum in Rekurs auf das alte Testament behauptet.
Schill verdammt alle Formen des Materialimus in den Wissenschaften.

Strobl stand zwischen zwei Fronten. Einerseits bewegte er sich im Feld der modernen Forschung, ohne jedoch daraus ideologische oder gar gesellschaftliche Konsequenzen abzuleiten, das haette ihn alsbald in unloesbare Konflikte gebracht, und andererseits war er seinem Glauben und als Lehrer eines kloesterlichen Gymnasiums dem christlichen Weltbild verpflichtet.
Sollte das Portrait von Darwin von ihm selbst in der Sammlung aufgestellt worden sein, ist es ein wohl nur ein stilles Zeichen des Einverstaendnisses.
Es zeigt aber die Schwierigkeit auf, unter katholischen Bedingungen des 19.Jahrhunderts objektiv forschen zu wollen.
Es kann aber auch sein, gerade weil sich Strobl nicht offen auf die Seite der radikalen Evolutionstheoretiker und Sozialdarwinisten stellte, ja gar nicht konnte, ohne seinen Job zu verlieren, ihm in einer Intrige, die gegen ihn angezettelt worden ist, uebel mitgespielt worden ist. Man wollte ihn um seine wissenschaftliche Reputation bringen.
Zu Strobls Zeit tobte in Oesterreichs Intelligenz der Kulturkampf mit ausgepraegten antiklerikalen Zuegen.

Ob nun Strobl ein Anhaenger der Naturtheologie gewesen ist, also in der Erforschung der Natur auf den Nachweis eines goettlichen Planes ausgewesen ist oder ob er mehr der modernen Evolutionstheorie, in der anstelle der Artenkonstanz die sich zufaellig entwickelnden Variaetaeten treten, zuneigte, laesst sich wohl nur in einer genauen Sichtung aller Aufzeichnungen Strobls bestimmen.
Das ist nicht allein wissenschaftshistorisch im konkreten Fall von Interesse, sondern auch im Hinblick auf den aktuellen Kontext der Sammlung im Kloster bedeutend.
Es ist jedoch anzunehmen, dass man sich mit dieser schwerwiegenden Differenz in Admont nicht sonderlich auseinander setzen wird.
Man kann mit Gewissheit annehmen, dass Strobl ueber die Darwinische Evolutionstheorie genaue Kenntnisse hatte.
Sein Mitbruder Tassilo Weymayr verfuegte bereits ueber die wesentlichen Schriften Darwins. Das laesst sich anhand des Bibliotheksbestandes, anhand des Namensvermerkes des Bucheigners nachweisen.
Diese Schriften standen mit grosser Wahrscheinlichkeit auch Strobl zur Verfuegung.
Und Strobl scheint eher der positivistischen Wissenschaftsauffassung als der theologisch begruendeten zugeneigt zu haben. Dazu muss jedoch noch nachgeforscht werden.

Ich neige ohnehin eher dazu, Strobl fuer einen Evolutionisten zu halten. Im Katalog des Naturhistorischen Museums Admont, erschienen im Selbstverlag der Benedictiner Abtei 1907 reiht Gabriel Strobl, zwar verschaemt aber doch, das Gerippe des Menschen in die Abteilung Zoologie A unter den I.Kreis Wirbeltiere in die 1.Klasse der Saeugetiere oder mammalias. Er geht aber noch nicht so weit, den Menschen in die 1.Ordnung der Affen, simiae einzufuegen. Strobl fuegt sich noch nicht der sowohl den Menschen wie die Affenfamilien umfassenden Ordnung der Primaten, wahrscheinlich aus opportunistischen Gruenden.

Aber auch hier ein Kompromiss. In Pkt. 2 der ersten Ordnung der Affen nennt Strobl den pithecus satyrus, den Orang Utan einen Waldmenschen.
Die maechtige Verwandtschaft der Primaten hat er noch nicht explizit uebernommen, deutet sie aber an.
Dies und die Aufnahme des Portraits von Darwin in die Sammlung deutet darauf hin, dass sich Strobl zu den Evolutionisten gezaehlt hat.

Mir ist nun auch klar geworden, warum Abt Cajetan Hoffmann Gabriel Strobl mit dem Aufbau der Sammlung beauftragt haben duerfte. Da hat nicht allein der Brand und der Verlust der alten Sammlung initiativ gewirkt.

Ungefaehr zu dieser Zeit begann Darwin nach zwei jahrzehnten intensiven Forschens die Ergebnisse ! seiner Evolutionstheorie zu veroeffentlichen, und das mit der wirkungsmaechtigkeit britischer Sammler- und Interpretationstaetigkeit im Hintergrund. Der Streit zwischen Creationisten und Evolutionaeren wurde in den Naturwissenschaften infolge eindeutig wie festlegend zu Gunsten der Evolutionstheorie entschieden. Da konnte sich auch die Theologie nicht mehr bloss thesenhaft, dogmatisch wie polemisch dagegen wenden, sondern musste sich in ernst zu nehmender Forschung damit auseinander setzen, oder das Feld einfach sausen lassen und uebergeben.

Uebersehen wir in diesem Kontext nicht, dass der grosse Palaeontologe und Anthropologe, der Jesuit Pierre Teilhard de Chardin in seinen letzten Lebensjahren in kirchlichen Kreisen umstritten gewesen ist.
Seine wesentlichen Werke Der Mensch im Kosmos (1955) und Die Entstehung des Menschen (1956) erschienen nach seinem Tod 1955.
. Papst Pius XII beobachtete die neue Theologie, die Teilhard einzuleiten versucht, mit Misstrauen und der Jesuitenorden untersagt de Chardin jegliche Publikation. Bei zuwiderhandeln laeuft Teilhard de Chardin Gefahr, als Haeretiker eingestuft und auf den Index der verbotenen Buecher, der zu diesem Zeitpunkt noch intakt ist, gesetzt zu werden. Nur eine private, von ihm persoenlich gezeichnete Uebertragung an eine Vertraute entzieht dem Orden die Rechte und ermoeglicht die Herausgabe nach seinem Tod.
Der Jesuiten - Orden selbst haette die letzten und wichtigsten Schriften des Theologen der Evolution nicht veroeffentlicht. Sie waeren in den Archiven verschwunden.
Eine Art Theologie der Evolution hat in Ansaetzen bereits sein Ordensbruder Atanasius Kircher zweihundert Jahre zuvor vertreten.

Die Entstehung des Menschen leitet de Chardin aus dem Lebensbaum der Evolution ab und fuer ihn ist es selbstverstaendlich, dass die Hominiden aus den Primaten hervorgangen sind, so wie es ein Heer von Zoologen und Botanikern in zweihundertjaehriger gruendlichster und geduldigster Analyse herausgearbeitet haben.. Das Buch Entstehung des Menschen geht aus einer Reihe von Vorlesungen, die Teilhard 1949 an der Sorbonne gehalten hat, hervor.
Die wesentlichste Eigenschaft, die de Chardin dem Menschen zuschreibt, die diesen von seinen Vorfahren und von der Tierwelt unterscheidet, ist die der reflexiven Faehigkeit, der Reflexion, wesentliche Vorausetzung fuer die Denk- und Erkenntnisfaehigkeit, die Evolution erkennt sich im Menschen selbst. Doch Darwin ist noch um einiges radikaler gewesen als de Chardin. Dieser sieht in seiner Forschung die Grenzziehung zwischen Mensch und Tier schwinden.

Teilhard de Chardin ist ein entschiedener Gegner des selektiven Rassismus gewesen und begruendet dies in seinem im Juli 1939 in den Etudes erschienem Artikel Die natuerlichen menschlichen Einheiten. Versuch einer Biologie und Moral der Rassen so:
Die kraftvollsten menschlichen Zweige sind keineswegs jene, bei denen irgendeine Isolierung die Gene am reinsten bewahrt haette; sondern ganz im Gegenteil jene, bei denen die reichste wechselseitige Befruchtung wirksam geworden ist. Vergleichen Sie nur den Pazifik und das Mittelmeer, wie sie vor einem Jahrhundert waren... Die vermenschlichsten menschlichen Kollektivgruppen erscheinen uns immer letzten Endes als das Produkt nicht einer Absonderung, sondern einer Synthese.

Aktuell gibt es eine gross angelegte Replik des Kulturkampfes in den offensichtlich zunehmend in tiefe Religioesitaet versinkenden USA. Religioese Fanatiker und Sektierer, unwidersprochen von amerikanschen Katholiken und Protestanten,der nicht mehr schweigenden ehemals silent majority wollen die Evolutionstheorie, an der man mit oder ohne Darwin, trotz der sozialdarwinistischen Verirrung nicht mehr vorbeikommt, aus dem allgemeinen Schulunterricht kippen und nur mehr biblische Schoepfungsgeschichte vorgetragen wissen. Der aktuelle Kreationismus sieht sich vor allem in der Tradition der Naturtheologie - siehe Quelle im Anhang.
Die katholische Kirche distanzierte sich jedoch öffentlich von den Kreationisten. Im Oktober 1996 erklärte Papst Johannes Paul II, dass die Evolutionstheorie nach Darwin mit der christlichen Lehre vereinbar sei.

Nach den wuetenden Angriffen der anglikanisch gesinnten traditionellen Wissenschaftsgemeinde gegen Darwins Evolutionstheorie, kam es nach deren wissenschaftlich nicht mehr widerlegbaren Durchsetzung bereits zu seinen Lebzeiten zu Versuchen, die Evolutionstheorie mit dem Glauben zu versoehnen.

So unternahm es George Jackson Mivart in seiner Schrift Genesis of Species die Evolutionstheorie mit der Theologie auszusoehnen, und versuchte dies mit Augustinus, Thomas von Aquin und dem letzten grossen Scholastiker Suarez zu belegen.

Der wichtigste Verteidiger der Darwinschen Theorie, Thomas Henry Huxley, auch Darwins Bulldog genannt, liess dies jedoch nicht gelten und und stellte den Mivartschen Versuch in gewissenhafter lateinischer Textexegese in Frage, und bewies, dass Mivart von der Scholastik ebensowenig verstand wie von Darwins Theorie.

Wenn Suarez die katholische Lehre richtig wiedergegeben hat, dann ist die Evolutionstheorie die schlimmste Ketzerei. Und dafuer halte ich sie auch. Eines ihrer groessten Verdienste in meinen Augen ist das Faktum, dass sie eine Position des voelligen und unversoehnlichen Antagonismus gegenueber diesem leidenschaftlichen und unberirrbaren Feind des hoechsten geistigen, moralischen und sozialen Lebens der Menschheit einnimmt - der katholischen Kirche.

Das ist klarerweise ein knallharter offen formulierter Atheismus, den Huxley da ausspricht. Aber auch verstaendlich angesichts der jahrhundertelangen Verfolgung, der sich die aufstrebenden Naturwissenschaften seitens der Kirche, insbesondere der Commissione bone Fide ausgesetzt sahen.

Darwin selbst hatte sein Leben lang Angst davor, von der Kirche voellig verdammt zu werden. Er wusste worum es ging. Er hatte urspruenglich Theologie studiert und das Leben eines anglikanischen Landpfarrers fuehren wollen. Aus dieser Furcht ist er in der Verbreitung der Abstammungslehre weit vorsichtiger vorgegangen, als seine radikalen Bekenner und Schueler. So hat die spaete Veroeffentlichung von Descent of Man kaum mehr Erregung und keinerlei Poebelei gegenueber ihrem Autor erweckt.

Der grosse Schock, den Menschen in eine Linie mit dem Affen gestellt zu sehen, die Evolution ohne Eingriffe des Schoepfers erklaeren zu koennen, war bereits in den vorangegangenen Scharmuetzeln der wissenschaftlichen Community um Darwin erledigt worden.

Darwins Theorien und Schriften waren auch Teil des mit ungeheurer Schaerfe gefuehrten sozialen wie kulturellen Kampfes, der das 19. Jahrhundert in England und am Kontinent bewegte.
Nicht allein das Erbe der franzoesischen Aufklaerung stand zur Debatte, sondern vor allem die Thesen der liberalen Natur- und Gesellschaftswissenschafter Englands, die in gewisser Weise in Form des Neoliberalismus die Welt bist in die Gegenwart beeinflussen.

Darwin litt Zeit seines Lebens an psychosomatischen Stoerungen, die sich in schweren Erkrankungen auswirkten. Wahrscheinlich war die Ursache das unbedingte Festhalten an der Wahrheit, die er entdeckt hat und andererseits die Angst vor der Zerstoerung seiner Existenz, weil er diese Wahrheit durchgesetzt hat.

Fragte man Darwin nach der goettlichen Existenz, antwortete dieser ausweichend, dass solche Frage das Fassungsvermoegen menschlichen Geistes uebersteige.

Tatsaechlich hielt er auch lange Zeit am Glauben fest, und behauptete in einem Schreiben an einen Praelaten, dass sein Glaube an das, was man einen persoenlichen Gott nennt zum Zeitpunkt der Verfassung von Origin of Species noch so fest gewesen waere, wie der des anfragenden Geistlichen.

Nach seiner oeffentlichen Anerkennung und den damit verbundenen Ehrungen reagierte er deutlicher. Ich bedaure Ihnen mitteilen zu muessen, dass ich nicht an die Bibel als goettliche Offenbarung glaube... und was ein kuenftiges Leben also ein Leben nach dem Tod betrifft, so muss jeder Mensch fuer sich zwischen widerspruechlichen, vagen Wahrscheinlichkeiten abwaegen.

Der Kirche hat Darwin in den letzten Fragen keine entscheidende Instanz mehr zugebilligt, hat sie andererseits jedoch nicht offen konfrontiert, wie viele seiner Kollegen. Debatten mit glaeubig gebliebenen Wissenschaftern, angeregt seitens der Kirchenoberen, ging er aus dem Weg und schlug so eine Einladung des Erzbischofes von Canterbury zum Diskurs aus, auch weil er befuerchtete, dass dies eine Vorladung gewesen sein koennte, und eine Debatte bei offen liegenden antagonistischen Standpunkten ohnehin nichts bringen wuerde.
Doch sei er niemals ein Atheist im Sinne einer Leugnung der Existenz Gottes gewesen, aber er empfinde eine tiefe Ungewissheit. Auch Gabriel Strobl duerfte auf seine Weise diesem fuer ihn innerlich unloesbaren Konflikt, einerseits dem Festhalten am Glauben und andererseits die Einsicht in die Objektivitaeten der empirischen Naturwissenschaften, nicht entgangen sein.

Die Verirrungen von Religion, aber auch von Wissenschaften und ihren historischen Folgen sind zweifellos nach wie vor ein wichtiges Gespraechs-und Erkenntnisthema.

Vom fressen und vom gefressen werden
Katalanisches Thierepos
Ramon Lull

Bibliographie und Quellen

Jakob Wichner, Kloster Admont und seine Beziehungen zur Wissenschaft und zum Unterricht.
Im Selbstverlag des Verfassers. In Commission der der Verlagsbuchhandlung Styria Graz´1892

Gabriel Strobl, Das naturhistorische Museum der Benediktiner Abtei Admont
Im Selbstverlag der Bendictiner Abtei Admont, Admont 1906

Stephan Endlicher, Enchiridion Botanicum, Classes et ordines plantarum Braumueller & Seidel, Wien 1841

Guenter Morge, Geschichtliche Entwicklung des Naturhistorischen Museums Admont, Beitraege zur Entomologie, Band 24, Sonderheft, Berlin 1974

Hans Kiefer, Gabriel Strobl und sein Lebenswerk
Zeitschrift des Wiener Entomologen Vereines 26. Jahrgang, Wien 1941

Gabriel Strobl, Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Nr. 7 Jahrgang 1886

Alexander von Humboldt, Kosmos, Entwurf einer physischen Weltbeschreibung, Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart 1870

Andreas Schill, Theologische Principienlehre, Lehrbuch der Apologetik
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Wilhelm Ostwald, Grundriss der Naturphilosophie
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Guenther Schiwy; Teilhard de Chardin, eine Biografie, Deutscher Taschenbuchverlag, Muenchen 1985

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Daniel J. Kevles / Leroy Hood, Der Supercode, Die genetische Karte des Menschen; Geschichte, Politik und Genetik
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Franz Wuketits, Die Selbstzerstoerung der Natur, Evolution und die Abgruende des Lebens, Deutscher Taschenbuchverlag, Muenchen 2002

The Global 2000 Report to the President, herausgegeben vom Council of Environmental Quality und dem US-Aussenministerium, US Government Printing Office, Washington 1980

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Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall
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Julius Schneller
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Ladislaus Pyrker
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Stephan Ladslaus Endlicher
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Julius von Wiesner
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Kreationismus
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Sozialdarwinismus
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Herbert Spencer
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Francis Galton
http://www.philosophenlexikon.de/galton.htm
http://www.psych.usyd.edu.au/difference5/scholars/galton.html

Mit freundlichem Dank an das Wissenschaftsreferat der Gemeinde Wien fuer die Foerderung der vorliegenden Arbeit sowie an die Kunstsektion des BKA fuer die Unterstuetzung der Vorarbeiten des Projektes. (2002)

Im Anhang die ursprueglichen Konzepte meines Projektes

Admontinisches Universum part. II
Die Naturhistorische Sammlung


Franz Krahberger

Der erste Teil des Admontinischen Universums part. I http://admont.thing.at orientierte sich an der Oberflaechen- und Inhaltsstruktur der monumentalen Universalbibliothek des Benedictiner Stiftes Admont.
Die ursprüngliche Strukturierung der Bibliothek folgte dem damals aktuellen Stand der Wissenschaftssystematik und den Vorstellungen wie Massgaben der grossen Enzyklopädisten.
Die inhaltliche Gestaltung und Kontextuierung des Fresken Parallelprogramms, die Darstellung komplexer Zusammenhänge in gleichzeitiger Form auf einer Ebene mit dem nachgeordneten Buchbestand, liess von Anbeginn an hypertextuelle Strukturen erkennen, die sich bereits in den Wissenschafts- systematiken der Renaissance, etwa eines Alstedi, und noch eine geraume Zeit frueher in der Ars Combinatoria Ramon Lulls finden. Dazu siehe die entsprechenden Texte unter http://admont.thing.at/texte/admuniv/part1.html und http://admont.thing.at/texte/aduniv-t.html.
Es stellte sich also die reizvolle Aufgabe, klassische, ueberlieferte Strukturen in einem neuen, noch nicht ausgeschoepften Medium darzustellen und wechselseitig zu tragfaehigen wie erweiterbaren Perspektiven zu gelangen.
Zu diesem Zeitpunkt bestand bereits die Absicht dem Bibliotheksteil eine hyperstrukturelle Erarbeitung des Bestandes der naturhistorischen Sammlung folgen zu lassen.
Die urspruengliche Wunderkammer wie die neu begonnene Sammlung von des Stiftes wurde durch den grossen Stiftsbrand zu Mitte des 19. Jhdts. vernichtet. So ergab sich damals die Chance, eine zeitgemaesse Sammlung unter Beruecksichtigung des aktuellen Standes der Wissenschaften, beginnend mit den Arbeiten Carl von Linnès, den neueren Erkenntnissen von Charles Darwin (sein Bild befindet sich eingangs der Sammlung) und in Referenz zu den damals aktuellen oesterreichischen Standards der Naturwissenschaften, aufzubauen.
Diese Chance wurde von Pater OSB Strobl mit Unterstuetzung des damaligen Abtes ergriffen und in aufreibender Taetigkeit umgesetzt und auch tatsaechlich realisiert.
Zu diesem Zeitpunkt galt die Admonter Sammlung neben der bedeutend umfangreicheren Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien, sowohl was den wissenschaftlichen Standard wie auch den Umfang und die exemplarische Auswahl der Exponate betrifft, als die nachgeordnet wichtigste Sammlung in Österreich.

Dies fuehrte auch zu einer Neubestimmung des wissenschaftlichen Wertesystems im Rahmen der Admonter Bedingungen, die sich am aktuellen Stand der Wissenschaften zu orientieren hatte.
So kann man, auch unter Einbeziehung des bedeutenden Meterologen und Admonter Benediktiners OSB Guido Schenzl, der das meteorologische Messnetzwerk im gesamten ungarischen Raum aufgebaut hat, der auch an astronomischen wie allgemeinen terrestrischen Forschungen interessiert gewesen ist, und unter Einbeziehung der damaligen Admonter Historiker von einer fruehpositivistischen, dem Empirismus verpflichteteten Wissenschaftsschule sprechen.
Dies und die bestehende Sammlung dient mir nun als Anhaltspunkt, einerseits auf Vorformen der Naturwissenschaften wie auch auf die weitere Entwicklung in unserer aktuelle Gegenwart zu schliessen, bzw. bestimmte konsequente Entwicklungslinien aufzuzeigen und neu zu deuten.

Angesichts der sich abzeichnenden bzw. bereits im vollen Gange sich befindlichen oekologischen Misere erscheint es wertvoll, die Natur nochmals aus der Perspektive der Gruendervaeter der modernen Wissenschaften, wie etwa Alexander von Humboldt, der selbstverstaendlich auch das Admonter Wissenschaftskonzept beeinflusst und gepraegt hat, wenn auch nicht unmittelbar, zu sehen.
Vernetztes, oekologisches Denken ist auch damals bereits bekannt gewesen.
Die Durchsicht etwa von Jagdhandbuechern aus jener Zeit zeigt, wie sehr man sich des einander bedingenden Wechselspiels der Arten bereits bewusst gewesen ist.
Gerade dieser Zweig weist darauf hin, dass das oekologische Denken, das Auffassen von Natur als Kulturlandschaft, in der alle Wesen ihren Platz haben sollten, bedeutend aelter ist, als wir gemeinhin annehmen.
Die Kenntnis dieses bewussten Umganges mit Natur ist für unsere Zeit ebenso lebenswichtig wie lehrreich. Ebenso aktuell ist das Wissen um die Naturheilpflanzen, dessen praktische Anwendung wesentlich zu den Aktivitaeten des benediktinischen Ordens von Anbeginn an gezaehlt hat.

I.) Transfer des Kataloges aus dem Jahre 1906 von Prof.P.Gabriel Strobl des Naturhistorischen Museums der Benediktiner Abtei Admont in die aktive Struktur eines Hypertextes.
Die bestehende Systematik wird identisch uebernommen und bildet die adaequate Grundlage des Hypertextes. Vergleiche dazu die bereits bestehende Hypertext - Struktur des Admontinischen Universum http://admont.thing.at. Das Ordungs- und Klassifikationssystem wird ein zu eins abgebildet. II) Bio-Bibliografie des Gabriel Stroblschen Werkes und wissenschaftliche Bewertung der Stroblschen Sammlung aus der Sicht der Zeit der Erstellung wie auch aus der Sicht der Gegenwart. III) Allgemeiner naturwissenschaftlicher Diskurs aus der Sicht des 19.Jhdts. und aus der Sicht der Gegenwart.
Bezugnahme auf die Naturphilosophie von Wilhelm Ostwald, die den Uebergang der klassischen Naturwissenschaften hin zu den aktuellen Wissenschaften kennzeichnet.
Besondere Beruecksichtigung des oesterreichischen Positivismus in den Natur-und Geisteswissenschaften zu Ende des 19.Jhdts. im Uebergang zum 20.Jhdt., der auch die Admonter Wissenschafter Strobl, Schenzel und Peinlich bestimmend gewesen sein duerfte.
Beruecksichtigung des theologischen Ideen- und Wissenshintergrundes wie der Wissenschaftstradition der Benediktiner insbesondere im pharmazeutischen Bereich.
Bezugname auf den Anthropologen und Theologen Teilhard de Chardin. Das Bild der Schoepfung im Christentum.
Im Buch Gottes zu lesen heisst, im Buch der Natur zu lesen.
IV)Ergaenzende Perspektiven zur Rolle der Naturwissenschaft und Erkenntnistheorie in Gegenwart und Zukunft, sowie angewandter Wissenschaft in Technologie und Gesellschaft.
Besondere Beruecksichtigung des ökologischen Denkens der Gegenwart. Artensterben, Artenvielfalt, Artenerhaltung... Bewahrung des natuerlichen Raumes vor der voelligen Vernichtung.
In gewisser Hinsicht kann ein Naturhistorisches Museum auch als ein Tablaeu Nature morte angesehen werden. Es geht hier jedoch nicht allein um trockene Wissenschafts- und Informationspräsentation, sondern eben auch um eine Sensibilierung des Menschen der Gegenwart fuer sein natuerliches Umfeld.

zu Pkt. I) Die Fauna und Flora der unmittelbaren Umgebung des Stiftes, also die des alpinen steirischen Oberlandes soll besonders hervorgehoben werden, um Betrachter(in) eine aktuellen Vergleich mit den aktuellen Gegebenheiten zu ermoeglichen.
Dem exotischen Aspekt der Sammlung wird also weniger Wert zu- gemessen werden. Es geht also eher um die Hervorhebung der regionalen Bedingungen und Verhaeltnisse.
Allerdings durchaus vernetzt mit aktuellen globalen Perspektiven.


Lupicin, der emeritierte Gaertner

aktualisierter Text
Wien, Mai 2005


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